Das Gefühl bei Freunden zu Gast zu sein hat der USA-Besucher bei der Einreise keineswegs. Er muss zunächst u. a. schriftlich erklären, dass er während des Dritten Reiches keine Straftaten begangen hat. Ferner wird er vom US-Zollbeamten auch noch gefragt, warum er das Land überhaupt besucht und wann er endlich wieder abreist. Doch zum Glück neutralisieren die mitreisenden Amerikaner diesen sehr ungünstigen ersten Eindruck durch ihre ungezwungene Freundlichkeit.
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Doch jetzt zum Comic Con: Nachdem im letzten Jahr (inklusive aller
Gäste, freiwilliger Helfer und Aussteller) erstmals mehr als 100.000
Menschen daran teilnahmen, dürften es in diesem Jahr auf keinen
Fall weniger gewesen sein. Der Verkehr staute sich vormittags
rund ums Convention Center, die Shuttles und Taxis schafften oft
kaum Schrittgeschwindigkeit und Faradrikschas waren eine wirkliche
Alternative. Bereits am Mittwochabend, sonst eher ein Geheimtipp
für Fachbesucher und Dauerkartenbesitzer, drängelten sich die
Besucher durch die kilometerlange Ausstellungshalle, tätigten
ihre Einkäufe und ließen sich von Comicverlagen und Filmfirmen
mit T-Shirts, aufblasbaren Schwertern, Taschenlampen und Kunststoffzucchinis
beschenken. Mangas sind in den USA mittlerweile äußerst beliebt
und entsprechend groß war der Andrang, wenn VIZ Media seine aufwändig
verarbeiteten diesmal grünen Stofftaschen verteilte.
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In den letzten Jahren fragte sich so mancher Besucher warum die Veranstaltung
überhaupt Comic Con heißt, obwohl Filme, Videogames
und Spielzeuge aller Art mindestens ebenso stark im Mittelpunkt
wie Comics stehen. Tatsache ist jedoch, dass wenn Regisseure und
Hauptdarsteller von Hollywood-Großproduktionen anwesend
sind, dies zugleich auch Gegenstand von landesweiter Presseberichterstattung
ist. In diesem Jahr fiel auf, dass viele der anwesenden Firmen
bewusst den Comicbezug bei ihren zu bewerbenden Produkten suchten.
So bewarb Sony nicht nur den erst im nächsten Jahr startenden
Film “Spider-Man 3“, sondern verteilte auch ein recht interessant
und eigenwillig gestaltetes Comicbuch zum computeranimierten Film
“Monster House“. Beim
Videogame-Anbieter Activision gastierten Marvel-Zeichner (der
Verlag war ansonsten mal wieder nicht vertreten), Warner bewarb
seine DVDs zu “Batman Animated“
“Smallville“, “Wonder Woman“
und “V – Wie Vendetta“.
Der TV-Sender "Spike" präsentiert eine "Blade"-TV-Serie
und Lions Gate trommelte nicht nur für den Horrorfilm “Saw
3“ sondern auch für die DVD-Premiere des Zeichentrickfilms
“Ultimate Avengers 2“, basierend auf der Comicserie “Die
Ultimativen“ von Mark Millar und Bryan Hitch. Auch die TV-Serien
zu “Blade“ und “Hellboy Animated“ wurden aufwändig promoted.
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Todd McFarlane
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Während sich Film- und Spielzeugfirmen also durchaus comicorientiert
präsentierten, waren die Comicverlage sehr stolz darauf,
wenn sie nicht nur Papier zu bedrucken hatten, sondern auch in
andere Regionen vorstoßen durften. So begann Todd McFarlane
eine Selbstdarstellung seiner Companie “Image“ erst einmal mit
der Präsentation neuer Actionfiguren aus den Bereichen Sport
und Militär bevor dann die Figuren zur TV-Serie “Lost“
und etwas bedauernd (na ja, man muss halt auch Geld verdienen)
die eher niedliche Hanna-Barbera Figurenserien mit “Tom
& Jerry“ oder “Familie Feuerstein“ vorgestellt wurden.
Eher nebenbei war zu erfahren, dass McFarlane auch ein neues Crossover
zwischen Spawn und Batman getextet
hat. Sehr viel wichtiger war ihm ein von Image produzierter animierter
Videoclip für die Band "Disturbed", die den Genesis-Hit
“Land of Confusion“ gecovert hat. Das ganz große Ding für
Image soll dann allerdings die Webseite CultureBoom werden, die
News aus allen Bereichen der populären Kultur bündelt,
also eine Art Online-Comic-Con.
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Mike Richardson |
Ähnlich sah es aus beim Verlag Dark Horse, der in diesem Jahr
sein 20-jähriges Bestehen feierte. Firmenchef Mike Richardson
erzählte, wie er 1986 auf dem Comic Con einen kleinen Klapptisch
aufbaute und das erste Heft “Dark Horse Presents“ präsentierte.
Er betonte, dass Comics immer “das Herz der Firma“ bleiben werden.
Im Hintergrund lief ein Film, der zeigte, dass Comics jedoch längst
nicht mehr alles sind, was der Verlag aus Milwaukie produziert.
Videogames, Figuren, ja sogar Süßigkeiten hat Dark
Horse mittlerweile im Angebot. Zunächst kamen Lizenzen aus
Hollywood hinzu (und ein Film wie “Alien
vs. Predator“ ist genau genommen, die Verfilmung eines Dark
Horse-Comics), aber auch die eigenen Comics (deren Rechte immer
bei ihren Schöpfern bleiben) wie “Hellboy“,
“Sin City“ oder demnächst
“300“ werden verfilmt. Recht vielversprechend
ist auch die neu gestartete Serie "The Escapists" basierend
auf Michael Chabons mit
dem Pulitzer Preis ausgezeichneten Roman "Die
unglaublichen Abenteuer von Kavalier & Clay".
Die “Star Wars“-Comics bei “Dark Horse“ sind sogar so erfolgreich,
dass George Lucas (den es mittlerweile auch als Actionfigur gibt)
eigens einen Stormtrooper (!) mit Grußbotschaft schickte.
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Am dollsten versuchte sich jedoch die Firma Lego bei den Comicfans
einzuschleimen. Die ansonsten eher auf Star Wars setzenden Bauklotzfabrikanten
wuchteten einen gewaltigen (durchaus beeindruckenden) Lego-Batman
in die Halle. Zusätzlich wurde auch noch ein Comicheft (“Special
Collectors Edition!“) verteilt, wobei die darin enthaltenen hyperrealistischen
Zeichnungen von Legofiguren schon reichlich albern wirken. Doch
noch lustiger sind die mitgelieferten “Secret Files and Origins”.
So ist zu erfahren, dass Two-Face 45 mm groß ist und erstmals
im April 2006 auftrat im “Batman Set # 7781“.
Dies sind natürlich nur einige reichlich willkürliche Eindrücke vom
Comic Con, schon bedingt dadurch dass immer wenn man irgendwo
verweilt, der Eindruck zugleich jede Menge zu versäumen. Auch
ansonsten gab es in San Diego reichlich zu sehen, etwa erste beeindruckende
Szenen aus der “300“-Verfilmung, einige viel versprechende Ausschnitte
aus Richard Donners Directors Cut von “Superman II“ (1980), haufenweise
Johnny Depp-Doubles in Piratenkluft, einsame Stars von Gestern
(etwa Flash Gordon und Dale Arden aus der Verfilmung von 1980)
und, und, und…
Hier
geht´s zu einem Bericht über den Comic Con 2001
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geht´s zu einem Bericht über den Comic Con 2002
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geht´s zu einem Bericht über den Comic Con 2005
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