Eigentlich
mag Tim Burton keine Musicals, doch als er am Broadway Stephen Sondheims
“Sweeney Todd“ sah, guckte er sich das Stück gleich noch ein
zweites Mal an und begann eine Verfilmung ins Auge zu fassen. Dies
verwundert nicht, denn die Geschichte vom mordenden Barbier aus der
Fleet Street strahlt die selbe morbide Romantik aus wie Washington
Irvings von Burton in beeindruckende Filmbilder umgesetzte Legende
von “Sleepy Hollow“.
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Höchstwahrscheinlich
hat es diesen Sweeney Todd nie gegeben, doch einige Zeitungen berichteten
im London des 18. Jahrhunderts über den dämonischen Barbier, der
160 Menschen anstatt sie zu rasieren umbrachte und von seiner Komplizin
Margery Lovett zu Fleischpasteten verarbeiten ließ. Diese Geschichte
wurde schließlich zu einigen Theaterstücken verarbeitet und auf
Todds praktischerweise gleich mit einer seine Opfer in den Keller
entsorgenden Kippvorrichtung versehenen Friseursessel wurde zum
festen Bestandteil der Legende. Der Autor Christopher Bond machte
aus Sweeney Todd schließlich eine tragische Figur im Stile von Alexandre
Dumas´ “Der Graf von Monte Christo“. Von jetzt an rächt sich der
hintergangene Barbier am Richter Turpin, der ihn grundlos 15 Jahre
in den Knast steckte, sowie Frau und Kind raubte. Diese Version
wiederum verarbeitete Broadway-Veteran Stephen Sondheim, der bereits
die Songtexte zur “West Side Story“ schrieb, zu einem hübsch morbiden
Musical (das auch in Kevin Smiths “Jersey
Girl“ eine gewisse Rolle spielt). Musikalisch orientierte sich
Sondheim – thematisch durchaus passend - an den Soundtracks vom
Hitchcock Hauskomponisten Bernard Herrmann.
Die Titelrolle in Burtons Filmversion übernahm – für wohl niemanden
wirklich überraschend – Johnny Depp, nachdem ihm ein Kollege seiner
ehemalige Band “The Kids“ attestierte, dass er tatsächlich singen
könne. Ebenfalls nicht sonderlich verwunderlich ist, dass Margery
Lovett von Burtons Lebensgefährtin Helena Bonham Carter als Mischung
aus der von ihr gesprochenen “Corpse
Bride“-Puppe und Elsa Lanchesters “Frankensteins Braut“ gespielt
wird. Johnny Depp ist herrlich unberechenbar als Sweeney Todd (und
auch als Sänger), die Nebenrollen werden (bis zu ihrem bitteren
Ende) markant von Alan Rickman, Timothy Spall und “Borat“
Sacha Baron Cohen gespielt. Insgesamt sieht “Sweeney Todd“ ganz
unverkennbar wie ein weiteres Tim-Burton-Gesamtkunstwerk aus, was
ja eher gut als schlecht ist. Bei aller immer wieder aufblitzenden
Ironie und der kindlichen Freude am Massakrieren ist doch soviel
Pathos und Tragik eingearbeitet, dass das Schicksal von Sweeney
Todd niemanden kalt lässt.
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