Um nicht
zu hohe Erwartungen zu erwecken, ist im Vorwort zu diesem Band zu
lesen, dass Comiclegende Alan Moore (“Watchmen“,
“From Hell“) diese Serie schrieb,
weil er “eine Steuernachzahlung erwartete und das Geld brauchte“.
Außerdem ist zu erfahren, dass Moore ohnehin nur vier der sechs in
diesem Sammelband enthaltenen Hefte textete. Die ersten beiden Ausgaben
tragen den Titel “The Courtyard“ und wurden nach einem Prosawerk
von Moore von Anthony Johnston adaptiert.
Hauptfigur
ist hier ein FBI-Agent namens Aldo Sax, der eine eigenwillige Anomalie-Theorie
entwickelt hat. Er ermittelt damit in einer Serie von nahezu identischen
Ritualmorden, die von völlig unterschiedlichen nicht miteinander
bekannten Tätern begangen wurden. Sax ist zwar auf der richtigen
Spur, wird aber schließlich selbst zum Mörder und landet in einer
geschlossenen Anstalt. Hier setzt die von Moore getextete vierteilige
Miniserie “Neonomicon“ an, die von Sax’ Kollegin Merril
Brears erzählt. Diese wird mit noch seltsameren Vorkommnissen konfrontiert.
Hauptinspirationsquelle sind
die seltsamen Bücher vom merkwürdigen H. P. Lovecraft, die von uralten
den Menschen nicht eben freundlich gesinnten Göttern und dem geheimnisvollen
Buch Necronomicon handeln. An diesem sogenannten Cthulhu-Mythos
haben bereits andere Autoren wie Robert Bloch ("Psycho"),
Robert E. Howard ("Conan")
oder Wolfgang Hohlbein herumgeschraubt und jetzt eben auch noch
Alan Moore.
Sein “Neonomicon“ ist recht
gutes Fantasy-Horror-Lesefutter. Dabei kann der von Anthony Johnston
adaptierte zweiteilige Prolog “The Courtyard“ durch seinem
strengen Bildaufbau mit zwei Hochkant-Panels pro Seite und sehr
viel Moore-Prosa als innerer Monolog der Hauptfigur etwas stärker
überzeugen als das dann doch gar nicht so große Finale. Die sexsüchtige
FBI-Agentin Merril Brears erinnert hier eher an eine Figur aus dem
kranken Universum von Garth Ennis (“Preacher“,
“The Boys“), was nicht verwundert,
denn der Zeichner Jacen Burrows setzte auch schon dessen “Die
Chroniken von Wormwood“ ansprechend ekelig in Szene.