Das Märchen vom Schneewittchen wird
immer wieder gerne erzählt, auch im Kino. Unvergessen ist natürlich
Walt Disneys alles andere als werkgetreuer Zeichentrick-Klassiker
von 1937. Aus den von den Brüdern Grimm als einheitliche Gruppe
beschriebenen Zwergen wurden unverwechselbare ganz individuelle Käuze
gemacht. Disneys “Schneewittchen und die sieben Zwerge“ wurde
im Laufe der Jahrzehnte immer wieder in die Kinos gezeigt und ist
einer der größten Blockbuster aller Zeiten. Doch es gab auch zahlreiche
Realfilme mit Schneewittchen, wobei es vor allem die Rolle der bösen
Schwiegermutter war, die prominente Darstellern wie Vanessa Redgrave,
Diana Rigg, Sigourney Weaver, Miranda Richardson oder Nina Hagen gerne
spielten. Knapp bevor es demnächst “Twilight“-Star
Kristen Stewart in “Snow White and the
Huntsman“ mit Charlize Theron zu tun bekommt, startet eine
äußerst originelle Neubearbeitung des Stoffes, die genau wie der Disney-Zeichentrickfilm
zum von Generation zu Generation weitergereichten Märchenfilmklassiker
werden könnte.
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Der indische Regisseur Tarsem Singh
drehte seit Anfang der Neunziger Jahre zwar zahlreiche vielbeachtete
Werbespots und Videoclips (u. a. zu “Losing my Religion“
von R. E. M.) doch erst vier Kinofilme. In “The Cell“,
“The Fall“ und “Krieg
der Götter“ zeigte er sich in erster Linie an tollen Bildern
und weniger an einer interessanten Geschichte interessiert. Auch
mit “Spieglein Spieglein“ gelang ihm ein wahrhaft prachtvoller
Film. Dies liegt ganz sicher auch daran, dass – abgesehen von einer
schönen Eröffnungssequenz mit bewegten Porzellanfiguren – nicht
nur Computertricks zum Einsatz kamen. Riesige Kulissenbauten wurden
in einem kanadischen Filmstudio errichtet. Die reich mit organisch
wirkenden Ornamenten verzierten Innenräume und auch der ausschließlich
mit extrem gerade gewachsenen Bäumen bestückte Wald lassen an Gemälde
von Gustav Klimt oder anderen Vertretern des Jugendstils denken.
Dabei ist es thematisch recht konsequent einen Film über Schneewittchen
in einer verschneiten Umgebung anzusiedeln. Auch bei den phantasievollen
aber niemals albernen Kostümen besticht die Liebe zum Detail, wobei
es sich hierbei um die letzte Arbeit der Japanerin Eiko Ishioka
handelt, die einen Oscar für Coppolas “Dracula“ erhielt.
Doch
nicht nur formal glänzt “Spieglein Spieglein“, auch das
Drehbuch schmückt die altbekannte Geschichte prächtig aus. Die Autoren
Jason Keller und Marc Klein (“Ein
gutes Jahr“) trotzten dem Märchen einige interessante neue
Akzente ab. Die Zwerge stellen sie als eine Gruppe von gesellschaftlich
Ausgegrenzten dar, die ihren Frust dadurch abbauen, dass sie auf
Stelzen steigen und sich als Diebe betätigen. Die Newcomerin Lily
Collins ist als Schneewittchen kein Apfel schluckendes und vom Prinzen
geküsstes Dummchen sondern sie lässt sich von den Zwergen zur meisterlichen
Fechterin ausbilden. Zentrale Figur ist auch diesmal die von Julia
Roberts sehr uneitel und mit viel Spaß an Boshaftigkeiten verkörperte
böse Stiefmutter, der mit dem ungebremst aufspielenden Nathan Lane
ein saukomischer Lakai zur Seite gestellt wurde. Doch weder die
Roberts noch die Kulissen und Kostüme überstrahlen den Film, der
die Geschichte vom Schneewittchen zwar komisch und gelegentlich
auch leicht parodistisch erzählt jedoch niemals veralbert. Tarsem
Singh gelang ein zeitgemäßer aber nicht unnütz modernisierter Märchenfilm,
der als Zugabe im Abspann auch noch eine mitreißende Bollywood-Tanznummer
auffährt. Der zugehörige recht schön von Lily Collins interpretierte
Song “I Believe in Love“ stammt – genau wie der komplette
Soundtrack - vom vielfachen Oscar Preisträger Alan Menken. Womit
der Film zum Abschluss doch wieder bei Disney angekommen ist, denn
Menken schrieb auch die Musik und Lieder zu Zeichentrick-Klassikern
wie “Arielle“ oder “Die
Schöne und das Biest“.
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