Der Pariser
Privatdetektiv Nestor Burma scheint sich im September 1940 ganz wohl
in deutscher Kriegsgefangenschaft zu fühlen. Er versucht französische
Soldaten für das deutsche Militär zu klassifizieren, doch
dann stößt er auf einen seltsamen Gefangenen, der kurz
vor seinem Tode noch die Worte “120, Rue de la Gare“ stammelt. Kurz
danach wird Burma entlassen und ins unbesetzte Lyon transportiert.
Auf dem Bahnsteig trifft er auf Bob, einen Angestellten seiner Detektei.
Doch plötzlich hält eine Frau, die wie ein Filmstar aussieht
eine Knarre in der Hand. Bob wird erschossen, doch nicht ohne noch
zuvor “120, Rue de la Gare“ zu stammeln.
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Im Roman “120, Rue de la Gare“ verarbeitete
Léo Malet Teile seiner eigenen Biografie, auch er war in
deutscher Kriegsgefangenschaft, und ließ erstmals Nestor Burma
auftreten. 28 weiteren Bücher mit dem Detektiv, die sich oftmals
bestimmten Pariser Arrondissements widmeten, folgten und wurden
teilweise mit Michel Galabru, Michel Serrault oder Guy Marchand
verfilmt und teilweise ebenfalls von Jacques Tardi ("Grabenkrieg",
"Der Soldat Varlot")
zu Comics verarbeitet.
Bei “120, Rue de la Gare“ ist die reichlich unglaubwürdige
und arg konstruierte Geschichte (zu der auch noch ein Gangster namens
Eiffelturm Jo gehört) ganz sicher nicht der Hauptanreiz dieses
durchaus faszinierenden Comics. Besonders interessant wird die Geschichte
dadurch, dass Malet sie 1942 geschrieben und das Buch 1943 veröffentlicht
wurde, also noch während Paris von der deutschen Wehrmacht
besetzt war. Daher war es Malet nicht möglich direkte Kritik
an den damaligen Zuständen zu üben, die aber dennoch eine
nicht unwichtige Rolle innerhalb der Handlung spielten. Tardi zeigt
in seinen atmosphärischen Zeichnungen Details aus dem besetzten
Paris wie z. B. eine Propaganda-Ausstellung über die jüdische
Weltverschwörung oder ein Kino, dass nur deutsche Soldaten
betreten dürfen. Gerade diese scheinbar beiläufig ablaufenden
Dinge im Hintergrund machen die Comicadaption von “120, Rue de la
Gare“ zu mehr als zu einem Krimi.
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