Anfangs gibt es nicht krankenversicherte US-Bürger zu sehen,
die sich entweder selbst operieren oder im Schadenfall ihre ganzen
Ersparnisse opfern müssen um notdürftig wieder hergestellt
zu werden. Doch Michael Moore ("Fahrenheit
911") zeigt dies nur am Rande seines Filmes, denn ihm
geht es um jene Menschen, die monatlich viel Geld für Krankheitsfürsorge
ausgeben und oft dennoch selbst für ihre Arztrechnungen aufkommen.
“Sicko“ ist ein leidenschaftlicher und polemischer Rundumschlag
gegen Krankenversicherungen und Pharmakonzerne. Da “Sicko“ ein
Film von Michael Moore ist, geht es dabei keinesfalls knochentrocken
zu, sondern es darf – ja trotz des bitteren Themas muss sogar
- gelacht werden.
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Zunächst
bleibt Moore ungewohnt seriös und hautnah bei den Betroffenen
und den Angestellten der Krankenversicherungen, die sich teilweise
ihrer Jobs schämen. Ohne jemals sein baseballkappen-verziertes
Gesicht in die Kamera zu halten, lässt Moore die Menschen ausreden
und ihre erschütternden Geschichten. So z. B. die Mutter, die
das Pech hatte mit ihrer todkranken Tochter im “falschen“ Krankenhaus
zu sein. Dort wurde eine Behandlung abgelehnt. Auf dem Weg ins
richtige (d. h. in das von ihrer Krankenversicherung betriebene)
Krankenhaus verstarb das kleine Mädchen. Drastisch auch das zuvor
finanziell nicht gerade Not leidende Ehepaar, das nach schweren
gesundheitlichen Rückschlägen in die Rumpelkammer der Kinder ziehen
muss oder der über 70 Jahre alte Mann, der gezwungen ist immer
noch Supermärkte auszufegen um gratis an seine Medikamente zu
kommen.
Anschließend
beginnt dann doch noch die Michael-Moore-Show und der gewichtige
Dokumentarfilmer reist höchstpersönlich durch die Welt um zu zeigen,
dass es auch ganz anders geht. Seine Verwandten in Kanada fahren
nicht ohne Zusatzversicherung in die USA, da dort - ganz im Gegensatz
zu ihrem Heimatland – ein Schadensfall zu sofortiger Armut führen
kann. In England und Frankreich werden US-Bürger gratis behandelt
und ein Londoner Krankenhaus erstattet Bedürftigen sogar die Anreise,
während US-Kliniken ihre nicht mehr solventen Patienten direkt
vor den Obdachlosen-Asylen per Krankenwagen aussetzen. In diesem
Teil des Filmes nerven ein wenig die etwas kindischen sich ständig
wiederholenden Fragen von Moore (“… und Du hast wirklich überhaupt
nichts bezahlt?“).
Das Finale von “Sicko“ ist dann wieder echter moorescher
Aktionismus im Stile seiner legendären TV-Serie "The
Awful Truth", wo er z. B. versuchte einen Fiskus in den
US-Kongress wählen zu lassen. Moores Gedankenkette funktioniert
diesmal wie folgt: Wer nach dem 11. September als freiwilliger
nicht offizieller “Ground Zero“-Helfer tätig war und sich
hierbei (z. B. durch den Staub in der Luft) seine Gesundheit ruinierte,
muss dafür finanziell ganz alleine aufkommen. Die in Guantánamo
inhaftierten Al-Qaida-Terroristen hingegen haben allerbeste medizinische
Versorgung. Also mieten wir uns ein Boot in Miami, nehmen einige
notleidende 911-Nothelfer mit und brechen nach Guantánamo
-Bay auf. Da dort seltsamerweise nicht angelegt werden darf, stellt
die Moore-Expedition ganz überraschend fest, dass sie ja
auf Kuba sind. Dort gibt es allerbeste Krankenversorgung und der
120-Dollar-Inhalator kostet umgerechnet nur 29 Cent!
Das ist sicher alles sehr plakativ, doch Übertreibung
macht anschaulich (und sorgt dafür, dass der Zuschauer über die
fast 120 Minuten Spieldauer bei der Stange bleibt). Moore trotzt
dem ernsten Thema eine nicht unbeträchtliche Menge Humor ab und
zeigt sogar Auswege aus dem Dilemma.
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Hier geht´s zur
BUCH-Besprechung von “Stupid White Men“
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