Erstaunlich
viele Schöpfer von noch heute populären Comic-Trivialmythen sind jüdischer
Herkunft. Man denke nur an Joe Shuster & Jerry Siegel (Superman),
Bob Kane alias Robert Kahn (Batman), Will Eisner (The
Spirit), Harvey Kurtzman (Mad)
oder Stan Lee (Stanley Lieber) & Jack Kirby (Jacob Kurtzman), die
in den Sechziger Jahren legendäre Marvel-Superhelden wie Spider-Man,
Fantastic Four, Hulk und Iron Man schufen.
Am
Donnerstag den 30.4.2010 startet im Jüdischen Museum in Berlin eine
“Helden, Freaks und Superrabbis“ betitelte Ausstellung
über die – nun ja - “jüdische Farbe des Comics“. Im Eingangsbereich
des Museums war eine riesige Skulptur zu bestaunen, die zeigte wie
Superman - im wahrsten Sinne des Wortes - voll auf die
Fresse geflogen war. Dies deutete schon an, dass innerhalb der Ausstellung
mehr Wert auf eine möglichst beeindruckende Präsentation als auf
sehenswerte Exponate gelegt wurde.
Für
die zuvor in etwas kleinerem Umfang in Paris und Frankfurt gezeigte
Ausstellung stand diesmal eine sehr große Präsentationsfläche zur
Verfügung. Da diese (und nicht etwa die Wände) zu füllen war, hatte
sich das Architekturbüro KatzKaiser eine mit allerlei seltsamen
Theorien unterfütterte Präsentationsform ausgedacht. Um die ausgestellten
Comics “zu verräumlichen“ und zu verhindern, dass diese
“durch den Transfer in den musealen Kontext (…) die Glaubwürdigkeit
ihres populärkulturellen Ursprungs verlieren“, hingen die ausgestellten
Exponate nicht an den Wänden, sondern waren meist in einer seltsamen
durchgehenden Holzkonstruktion eingesperrt, die ein “Raum gewordener
Comicstrip“ sein sollte.
Auch
die thematische Gliederung war recht eigenwillig. Obwohl Hulk
und Superman sehr markant zu Werbezwecken herangezogen
wurden, spielten die Superhelden innerhalb der Ausstellung – im
Vergleich zu EC, MAD und vor allem Art Spiegelman
(“Maus“) nur eine untergeordnete
Rolle. Seltsam auch, dass es nur wenig Originale (wirklich herausragend
waren Will Eisners Zeichnungen aus “Ein
Vertrag mit Gott“) zu sehen gab und es sich sogar bei etlichen
der ausgestellten Comichefte nur um Reprints handelte. Dies setzte
sich im Katalog fort, der zwar ein ansprechendes farbenfrohes Design
hat, aber etwas wahllos bebildert wurde, u. a. mit Cover-Reproduktionen
von EC-Comic-Nachdrucken. Es ist schade, dass im Detail
geschludert wurde und eine große Comic-Ausstellung anscheinend immer
noch einen “Hochkultur-Aufhänger“ wie die albernen KatzKaiserKästen
braucht.
Bilder
aus der Ausstellung gibt es hier im Comic Guide zu sehen
"Helden, Freaks und Superrabbis" bei AMAZON bestellen, hier anklicken
Bei
ebay Comics kaufen, hier anklicken
|