Den Stadtarchäologen Sven A. Kirsten hat es schon immer fasziniert, dass in den Fünfziger Jahren zahlreiche biedere US-Bürger daheim (zumindest innenarchitektonisch) den Wilden raushängen ließen. Exotisch wirkende Fetische galten als modern und auf primitiv getrimmte Möbelstücke brachten einen Hauch von Südsee in die gute Stube oder in damals angesagte Cocktail-Bars.
Kirsten hat dies als “Tiki
Style“ bezeichnete Phänomen bereits 2003 zu einem ansprechend
gestalteten gleichnamigen Buch verarbeitet, von dem es innerhalb
der ICONS-Reihe des Taschen Verlags auch eine abgespeckte
Version gibt. Mit dem mittlerweile bereits vergriffenen Band “Tiki
Modern“ legte Kirsten 2007 noch einmal kräftig nach und
präsentiert in einem wuchtigen Bildband u. a. eine beeindruckende
Ansammlung von schaurig-schönen Einrichtungsensembles z. B. in
Form von Lamas.
Doch damit noch nicht genug,
jetzt folgt mit “Tiki Pop“ ein noch prallerer 370-seitiger
Band, der zugleich auch der Katalog für eine im Pariser Musée
du quai Branly gezeigte Ausstellung ist. Daher liegt das
Buch auch in einer zweisprachigen Edition in Englisch und Französisch
vor. Doch selbst wer beide Sprachen nicht versteht, dürfte seine
Freude an der extravaganten Bebilderung haben. Wir werden unter
anderen auch darüber informiert, dass es seinerzeit auch Tiki-Vergnügungsparks
gab. Ein gar nicht so schwacher Abglanz davon ist eine im klassischen
Disneyland in Kalifornien immer noch bestens funktionierende Attraktion,
die daraus resultierte, dass Walt Disney auch gerne Tiki-Bars
aufsuchte. Der “Enchanted Tiki Room“ präsentiert zur
eigens dazu komponierten Musik von den Sherman-Brothers (“Mary
Poppins“) Exotik pur mit sprechenden künstlichen Vögeln
und singenden Götzen.
Sven A. Kirsten belegt in
seinem reich bebilderten Buch “Tiki Pop“ mit Filmplakaten,
Comicbook-Titelbildern, Werbeanzeigen oder LP-Covern, dass sich
die Tiki-Kultur durch alle Bereiche der Unterhaltungskultur zog.
Das letzte Kapitel “The Tiki Revival“ weckt Hoffnung,
dass diese faszinierende Fake-Exotik doch noch nicht völlig verschwunden
ist.
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