Überraschung! War ursprünglich noch geplant, dass jeder der vier
vorgesehenen Bände der Perry-Chronik
die “Amtszeit“ jeweils eines Exposé-Autors abhandelt, ging man
nun von diesem Konzept ab. Die Ära von Willi Voltz endete erst
1984 mit dessen frühem Tod, das vorliegende Buch beinhaltet lediglich
die Serienchronik bis 1980. Grund dafür dürfte weniger –wie böse
Zungen mutmaßen- der Zeitdruck wegen des mehrfach verschobenen
Erscheinungstermins gewesen sein, sondern der Umstand, dass der
Band ansonsten zu umfangreich ausgefallen wäre.
Wie dem auch sei – die lange Wartezeit hat sich gelohnt, auch der zweite Band hält, was der erste verspricht – Unmengen an Hintergrundinformationen und reine Lesefreude. Einziger wirklicher Kritikpunkt sind die wieder zu kleinen und zu schlecht gedruckten Abbildungen.
Willi Voltz war neben den Serienerfindern K.H. Scheer
und Clark Darlton sicherlich derjenige, der die Perry Rhodan-Serie
am stärksten geprägt hat. Der bekennende Pazifist änderte den
zuweilen doch recht militaristischen Kurs der Reihe hin zu philosophisch-humanistischen
Themen. Dank seines überragenden Könnens als Schriftsteller und
Leiter des Autorenteams ging das meistens keineswegs zu Lasten
der Spannung, ganz im Gegenteil. Auch die vom (Un-)Geist der 68er
geprägte Leserschaft goutierte den Wandel von "unserem Mann
im All“. War Rhodans Ziel früher die Schaffung und stetige
Ausweitung eines “Solaren Imperiums“ unter seiner Herrschaft gewesen
(“Ich habe noch keine Sekunde lang den Plan aufgegeben, Arkons
Weltreich für die Erde zu erobern!“, “Das Weltreich der
Arkoniden war reif, gepflückt zu werden!“, aus: #42 von K.
Brand), standen nun positivere Utopien im Vordergrund- zumindest
oberflächlich.
In Voltz‘ Utopia gibt es auf der Erde keine Kriminellen
oder sonstigen verhaltensauffälligen Menschen mehr, denn “Negative
psychische Veranlagungen werden bereits im Kindesalter erkannt
und korrigiert“ (aus: #1007 von W. Voltz). Mir erscheinen
derlei hinter der Maske der politischen Korrektheit leider nur
allzu oft verborgene orwell’sche Abgründe weitaus gruseliger als
Scheers oft kritisierte Vorliebe für ausufernde Raumschlachten
und militärische Eroberungen. Aber es wäre natürlich unsinnig,
in eine im Grunde doch triviale Unterhaltungsserie zu viel hineinzuinterpretieren.
Wie gehabt wartet Nagula mit einer Fülle von auch vielen Experten
bislang unbekannten Informationen auf, so z.B. dass Voltz für
den Jubiläumsband 1000 einen völligen inhaltlichen Neustart angedacht
hatte, zu dem es letzten Endes nicht kam. Erst 2011 wurde vom
aktuellen Autorenteam mit "Perry
Rhodan Neo“ ein ähnliches Projekt gewagt, das man wegen
der qualitativen Dürftigkeit jedoch nur als gescheitert bezeichnen
kann. .
Fazit: Die liebevoll und kompetent geschriebene Perry
Rhodan-Chronik ist einfach ein Muss für jeden, der sich auch
nur ansatzweise für Science Fiction interessiert. Wie schon in
Band 1 geht Nagula ausführlich auf den zeitgeschichtlichen Kontext
und themenverwandte Serien ein, was die fesselnde Lektüre perfekt
abrundet. Darüber hinaus ist das Buch auch eine angemessene Würdigung
des Lebenswerks von Willi Voltz, einem ganz Großen der deutschen
SF. Band 3 und 4 sollen dem Vernehmen nach leider von anderen
Autoren verfasst werden. Nachdem die –zumindest offiziell- noch
nicht einmal feststehen, dürfte die Wartezeit auf die Folgebände
nicht eben kurz ausfallen.
Stefan Meduna
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