Auf den
ersten Blick wirkt die Idee aus Sylvester Stallones Boxer-Drama “Rocky“
ein Musical zu machen etwas befremdlich. Doch bereits im Film spielt
Musik eine große Rolle, man denke an den markant platzierten Song
“Gonna Fly Now“ oder die von Bill Conti mit pompösen Soundtrack-Klängen
untermalten Szenen, die zeigen wie der Underdog-Boxer Rocky Balboa
für den Kampf gegen des Schwergewichts Champion Apollo Creek trainiert.
Premiere hatte das “Rocky“-Musical
im Hamburger Operettenhaus in dem zuvor mit eher mäßigen Erfolg
eine etwas enttäuschende Musical-Version des Whoopie Goldberg Filmes
“Sister Act“ zu sehen war.
Diese Adaption litt hauptsächlich darunter, dass hier anstatt der
Songs aus dem Film neue Melodien des Disney-Komponisten Alan Menken
zu hören waren. Die CD "Rocky - Fight from the Heart -
Die Originalversion des Hamburger Musicals" ließ ähnliche
Befürchtung aufkommen, denn Bill Contis markante Melodien fehlten
hier fast komplett, während die neuen Songs – hauptsächlich durch
die deutsche Texte (“Die Nase hält noch“) - etwas albern
wirkten.
Doch auf der Bühne des Operettenhauses
funktionierte alles aufs Prächtigste und spätestens der aus dem
dritten “Rocky“-Film bekannte Song “Eye of the Tiger“,
der auf dem Musical-Soundtrack aus lizenzrechtlichen Gründen fehlte,
sorgte für echtes Kino-Feeling. Richtig gut funktionierten hier
auch einige der von Stephen Flaherty neu komponierten Lieder, wie
etwa die rührende Schlittschuh-Nummer "Mehr als nur ich
und du", die Rocky (Drew Sarich) und Adian (Wietske van
Tongeren) bei ihrem ersten Rendezvous sangen, sowie die nostalgische
Boxer-Hymne "Im Ring" des Trainers Mickey (Wolfgang
Häntsch).
Der eigentliche Star des Musicals
ist jedoch ohne Zweifel die Bühnentechnik, die anfangs äußerst atmosphärisch
die Fassaden und Innenräume eines proletarisch geprägten Philadelphias
mit fließenden Übergängen zur Schau stellt. Am Ende der zweiten
Halbzeit wird ein großer Teil des Zuschauerraums zum Box-Ring. Die
Zuschauer auf den teuersten Plätzen müssen hierzu auf der Bühne
Platz nehmen, wodurch sie als Publikum des Meisterschaftskampfes
zum Teil der Kulisse werden. Das Konzept des “Rocky“-Musicals
überzeugt, was sich auch dadurch zeigt, dass die Show Anfang 2014
auch am Broadway gezeigt wird.