Äußerst lebensnah


 
Filmtitel: Mondkalb
Originaltitel: -
Land, Jahr: D 2008
Regie: Sylke Enders
Buch: Sylke Enders
Produzent: Juri Wiesner
Musik: diverse
Darsteller: Juliane Köhler, Axel Prahl, Leonhard Carow, Niels Bormann, Ronald Kukulies, Udo Schenk, Isabelle Ertmann
Länge: 100 min
Website: www.x-verleih.de    


Alex kehrt zurück in die trostlose ostdeutsche Provinz. Hier im Hause ihrer Großmutter verlebte sie in ihrer Kindheit glückliche Tage. Nachdem sie aus dem Gefängnis entlassen wurde, versteckt sie sich in dem brüchig gewordenen Gebäude. Alex verlässt das Haus nur um in einem Chemielabor als Wessie zwischen lauter Ossies einen freudlosen Job zu verrichten. Ansonsten igelt sie sich zwischen Altfrauen-Möbeln ein und betrachtet alte Fotoalben. Doch plötzlich drängen sich zwei Menschen in das Leben von. Während der 12-jährige Tom ganz selbstverständlich im Haus und Garten von Alex ein- und ausgeht, hat auch dessen Vater Piet ein Auge auf die kontaktscheue Frau geworfen. Auch der sich jovial gebende einstige Veterinär-Ingenieur (ostdeutsch für “Tierarzt“), der sich jetzt als Fahrlehrer durchs Leben schlägt, hat ein ganz schönes Päckchen zu tragen. Piets Frau brachte sich vor einigen Jahren um und seitdem hat er ständig Angst davor als Vater zu versagen. Nach einigen gemeinsamen nicht ganz unproblematisch verlaufenden Aktivitäten wie einer Landpartie oder dem Besuch einer Seniorentanzveranstaltung entwickelt Alex langsam eine scheue Zuneigung und ein gewisses Vertrauen zu Piet. Doch dann zündet Tom das Auto seines Vaters an und das Jugendamt greift durch...
 
    
 

Vor vier Jahren erzählte die Regisseurin und Drehbuchautorin Sylke Enders in ihrem Spielfilmdebüt “Kroko“ von einem Mädchen, das in Berlin-Wedding Mitglied einer kriminellen Bande ist und vom Jugendgericht zu Sozialarbeit mit Behinderten verurteilt wird. Bereits hier bewies sie, dass sie dem Alltag spannende Geschichten abtrotzen konnte ohne allzu sehr auf herkömmliche filmdramaturgische Tricks zurückzugreifen. Auch in “Mondkalb“ wirken die diesmal nicht von Laiendarstellern verkörperten Hauptfiguren zunächst nicht sonderlich sympathisch und entfalten sich erst nach und nach in ihrer voller Menschlichkeit. Inspiration für dieses hinter die Fassade blicken war ein Erlebnis aus der Jugend von Enders: “Mein Fahrlehrer war eine äußerst schroffe Person, die mich ständig malträtierte, und die Fahrstunden nutzte um seinen persönlichen Kram zu erledigen. Ich begann ihn regelrecht zu hassen. Eines Tages saß auf dem Rücksitz ein kleines Kind und er erzählte, dass er es vor der Verwahrlosung gerettet hatte und sich jetzt dafür einsetzte, dass die junge Mutter, die das Kind so vernachlässigt hatte, nicht ins Gefängnis kam. Und dass er gerade dabei war, eine Pflegschaft für das Kind zu übernehmen. Das hat mich so überwältigt und irritiert, dass ich diesen Mann von nun an mit anderen Augen sah und ein wenig meine Menschenkenntnis hinterfragen musste.“

Ein Film wie “Mondkalb“ wird es in unseren Kinos nicht leicht haben (und in der ländlichen Region wo er gedreht wurde, wohl gar nicht erst anlaufen). Doch wer sich auf die Geschichte einlässt, was im Kino viel besser möglich ist als beim beiläufigen Konsum im TV, wird reich belohnt und noch lange an Alex und Piet denken. Diese werden äußerst lebensnah dargestellt von Juliane Köhler (“Nirgendwo in Afrika“) und Axel Prahl, wobei der gebürtige Eutiner nach seinen Rollen in “Halbe Treppe“ und “Willenbrock“ erneut als Ostdeutscher zu sehen ist. Zwar wurden die Biografien der Filmfiguren durch Bestandteile wie Knastbesuch, Selbstmord des Lebenspartners und Pyromanie etwas heftiger als der Durchschnittsmensch angelegt. Doch Übertreibung macht anschaulich und die dargestellten Verhaltensmuster wirken durchaus vertraut. Wohl jeder hatte schon einmal das Bedürfnis sich von seiner Umwelt abzuschotten oder fühlte sich überfordert wenn er neben den eigenen Problemen auch noch mit den Sorgen seiner Mitmenschen konfrontiert wird. Trotz des Verzichts auf ein rosarotes Happy End ist “Mondkalb“ ganz gewiss kein freudloser bleischwerer “Problemfilm“, sondern erzählt nicht ohne Humor vom Überwinden von Misstrauen, sei es zwischen Ost und West oder zwischen scheinbar ganz unterschiedlichen Menschen.

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