Das Theaterstück:
Als gebürtiger Hamburger habe ich eher eine Affinität
zum Ohnsorg Theater und kürzlich festgestellt, dass die
dort aufgeführten etwas angestaubten Theaterstücke längst nicht
so spießbürgerlich sind wie vermutet. Gleiches gilt sicherlich
auch für die kölschen Schenke mit Willy Millowitsch, obwohl mir
diese immer zu stark auf den – zweifelsohne sehr sympathischen
– Hauptdarsteller zugeschnitten waren. Zu dessen 100. Geburtstag
erscheint eine DVD-Edition mit dessen größten Theatererfolgen
wie “Der Etappenhase“ oder “Tante Jutta aus Kalkutta“
(siehe unten).
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Eine Sonderstellung in dieser Edition nimmt der Schwank “Der
Raub der Sabinerinnen“ ein, mit Millowitsch in der Rolle
des Wandertheater-Direktors Emmanuel Striese. Dieser kommt mit
seiner kleinen Truppe in eine Kleinstadt und entdeckt, dass ein
angesehener Bürger der Stadt – der Gymnasialdirektor Gollwitz
– heimlich ein Theaterstück verfasste. Wie der das große
Geschäft witternde Striese das reichlich holperige historische
Drama – angeblich ohne zu verraten wer es verfasst hat – vor ausverkauftem
Hause aufführt, das ist ganz großes Volkstheater.
Der Schwank von Paul und Franz von Schönthan entstand 1884, wurde
später vom großen Curt Goetz überarbeitet und 1954 kongenial verfilmt
vom begnadeten Kurt Hoffmann (“Ich
denke oft an Piroschka“). Hier spielte Gustav Knuth die
Rolle des Emmanuel Striese und wenn dieser davon schwärmt was
ein “Schmierentheater“ für ihn bedeutet (“Meine Frau näht
die Kostüme…“) dann bleibt kein Auge trocken und das nicht
nur vor Lachen! Ganz heran kommt Millowitsch nicht an die Leistung von Knuth (oder von Gert
Fröbe, der den Striese im TV spielte), doch Spaß macht seine kölsche
Version allemal.
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