Die Fotografin
Tina Modotti dürfte heute am bekanntesten dadurch sein, dass sie im
Kinofilm “Frida“ von Ashley
Judd verkörpert wurde und dort mit Regisseurin/Hauptdarstellerin Salma
Hayek eine heiße erotische Tanznummer hinlegte. Doch Modottis Bekanntschaft
mit der Malerin Frida Kahlo ist in Ángel de la Calles Comicbiografie
der “Frau des 20. Jahrhunderts“ lediglich eine Fußnote. Dem spanischen
Zeichner und Autoren gelang eine beeindruckende Rekonstruktion jener
bewegten Jahre zwischen den beiden Weltkriegen.
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Die
1896 im italienischen Udine geborene Tina Modotti, war ganz kurz
ein Hollywood-Stummfilmstar, doch durch ihre Beziehung zum Fotokünstler
Edward Weston entdeckte sie ihre Liebe zur Fotographie. Noch stärker
angezogen fühlte sie sich aber von Mexiko und den dortigen Revolutionären
und Künstlern wie Diego Rivera, dem Mann von Frida Kahlo. In Mexiko
gelangen Modotti einige ihrer schönsten Fotos, die heute u. a. ständig
im New Yorker MoMA zu sehen sind, aber auch von der Sängerin Madonna
gesammelt werden. Modotti engagierte sich immer stärker in der kommunistischen
Partei Mexikos und gab schließlich die Fotografie ganz auf. Im Laufe
ihres bewegten Lebens lebte sie in Paris, Moskau, Madrid oder Berlin,
traf auf Ernest Hemingway, Anna Seghers, Sergei Eisenstein, Pablo
Neruda, Egon Erwin Kisch und ließ sich mit dem stalinistischen Agenten
Vittorio Vidali ein.
Angel de la Calles Comicbiografie
bietet sehr viel mehr als ein chronologisches Abharken der Stationen
von Tina Modottis Leben. Er zeigt auch Lücken in ihrer Biographie
auf und versucht diese mit seiner eigenen Phantasie zu füllen.
Überhaupt bringt der Autor sich immer wieder sehr stark auch
als Protagonist ein und thematisiert seine Faszination an der Person
Modottis, ohne dass es eitel wirkt. De la Calle, der seit 20 Jahren
in seiner Heimatstadt Gijon das linke Kulturfestival “Semana Negra“
mitorganisiert und diese Veranstaltung immer wieder gegen den Widerstand
konservativer Kreise durchsetzen muss, fühlt auch dadurch eine
gewisse Nähe zu Tina Modotti.
Rotbuch legt die 2005 und
2007 in Spanien zunächst in zwei Bänden erschienene Comic-Biographie
in einer mit interessantem Zusatzmaterial versehenen Gesamtausgabe
vor. De la Calles Stil ist grob und rotzig, wobei das Titelbild
und Illustrationen im Anhang belegen, dass er auch detaillierter
arbeiten kann. Er meint hierzu: “Die in meinem Buch erzählte
Geschichte ist ohnehin schon real, da ist es nicht nötig sie
auch noch in realistischer Manier zu zeichnen. Ich habe alles so
schlicht wie möglich dargestellt und versucht typische Comiczeichnungen
zu vermeiden. Dies mögen diejenigen, die keine Comics mögen.
Vorbilder waren die mexikanische Kupferdrucke des frühen Zwanzigsten
Jahrhunderts wie jene von José Guadalupe Posada.“
Die Lektüre ist keine ganz leichte
aber eine sehr nahrhafte Kost. Das Buch ist prall gefüllt mit wild
wuchernden Querverweisen, die den Zugang jedoch durchaus erleichtern.
Comicfreunde z. B. dürften ihren Spaß haben, wenn de la Calle in
einem seiner zahlreichen Nebenplots davon erzählt, wie er im legendären
New Yorker Hotel Chelsea auf einen stalinistischen Clark Kent und
trotzkistischen Bruce Wayne trifft...
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