Nicht
zu Unrecht beklagte Alan Moore, dass “allen anderen Betätigungen
– selbst so exotischen wie denen des Detektivs, Astronauten oder
Cowboys – ganze Genres gewidmet werden. Die einzige Form aber,
in der Sex zur Sprache kommt, ist ein anrüchiges, schmuddeliges
Unter-dem-Ladentisch-Genre ohne auch nur den geringsten künstlerischen
Anspruch.“ Der einflussreichste Comicautor der Welt (“V
wie Vendetta“, “From Hell“, “The
League of Extraordinary Gentlemen“) beschloss dies zu ändern
und manche Kritiker attestieren seinem neuen Werk “Lost Girls“,
dass es für die erotische Literatur ebenso bedeutsam sei, wie
einst sein Klassiker “Watchmen“ für
das Superhelden-Genre.
|
|
|
|
Ursprünglich
wollte sich Moore in seinem pornographischen Epos lediglich mit
den unterschwelligen sexuellen Komponenten von J. M. Barries Kinderbuchklassiker
“Peter Pan“ beschäftigen und dann wieder mit einem männlichen
Zeichner zusammenarbeiten. Doch dadurch, dass er die aus dem US-Underground
kommende Melinda Gebbie nicht nur als Zeichnerin sondern auch
als Co-Autorin gewann, wurde das Werk noch vielschichtiger und
“Lost Girls“ dürfte nicht nur männlichen Lesern Freude
bereiten.
Die
Geschichte handelt nicht nur von Wendy aus “Peter Pan“, sondern
es kommen auch noch Dorothy aus Frank L. Baums “Der
Zauberer von Oz“ und Lewis Carrolls “Alice im Wunderland“
(hinzu). Diese drei literarischen Figuren treffen sich kurz vor
Ausbruch des ersten Weltkriegs in einem Hotel in den österreichischen
Alpen. Die nicht mehr ganz junge Alice lebt dort ihre lesbischen
Neigungen aus, während Wendy mit ihrem langweiligen Ehemann
(der wie eine Mischung aus Sigmund Freud und Sean Connery aussieht)
anreist und Dorothy sich mit einem feschen österreichischen
Offizier einlässt. Die drei Damen lernen sich sehr schnell
kennen und lieben.
In
30 Kapiteln entfesseln Moore und Gebbie einen erotischen Reigen.
Dabei treiben es nahezu alle auftretenden Figuren miteinander
und die Zeichnerin zeigt sämtliche Details. Sie bringt die
sexuellen Eskapaden jedoch in einem farbenfrohen ("Ich hab´die
Farbenlehre der Kabbala studiert") und oft auch naiv anmutenden
Stil zu Papier, wodurch ein sehr sinnlicher und nie schmuddeliger
Gesamteindruck entsteht. Wer mag (oder kann) wird bei der Lektüre
auch so manche Anspielung auf Maler wie Egon Schiele oder Autoren
wie Oscar Wilde entdecken.
Während
der Arbeit von “Lost Girls“ fanden Moore und Gebbie zueinander.
Die Zeichnerin heißt mittlerweile Melinda Gebbie-Moore,
was den Autor nicht weiter verwundert, denn: “Allen, die eine
stabile Beziehung kreieren wollen, kann ich nur empfehlen, sechzehn
Jahre gemeinsam an einem pornographischen Werk zu arbeiten.“
Diesen
Comic bei AMAZON bestellen, hier anklicken
Comics
von Alan Moore bei ebay kaufen, hier anklicken
|