In den
letzten Jahren hat der Autor und Zeichner Émile Bravo durch
eine Vielzahl interessanter Comic-Konzepte begeistert. In der Serie
“Die sieben Zwergbären“ veralbert er Märchen, bei "Pauls
fantastische Abenteuer"
wandelt er auf den Spuren von Hergé, mit “Der
kluge Fischer“ adaptierte er Heinrich Böll, den frankobelgischen
Traditions-Helden Spirou porträtiert er vor dem Hintergrund
des aufziehenden Zweiten Weltkrieges als “jungen
Tor“ und in “Meine Mutter ist
in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen“ erzählt er kindgerecht
davon, wie einem kleinen Jungen vorgegaukelt wird, dass seine Mutter
noch am Leben ist.
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Diese
thematische aber auch stilistische Vielfältigkeit dokumentiert ganz
besonders der Band “Der vergessene Garten von Émile Bravo“.
Enthalten sind Arbeiten, die für diverse Magazine entstanden sind.
Darunter befinden sich aber auch provokante Entwürfe zu Plakaten
für Comicfestivals, die anscheinend nur konzipiert wurden um versehen
mit dem fetten roten Aufdruck ABGELEHNT in diesem Buch abgedruckt
zu werden. In dieser Hinsicht bemerkenswert ist auch ein Cartoon,
der unterstellt, dass wenn Jules Verne und Gustave Doré den Comic-Klassiker
“Schritte auf dem Mond“ anstelle von Hergé getextet und gezeichnet
hätten, das Duo nicht gerade der Hit auf Comicfestivals gewesen
wäre.
Nur bedingt zur Serienreife
taugt Bravos Serie “Sonntags bei René, dem Freund von Michel vom
Restaurant LA BRUNOISE“, die sich um allerlei Ecken herum denkend
über die französische Küche lustig macht und komplett mit allen
drei Episoden namens “Die Vorspeise“, “Das Hauptgericht“ und “Das
Dessert“ in diesem Band enthalten ist. Sehr viel böser kommen andere
Comics daher, die sich mit dem Holocaust beschäftigen. So ist der
äußerst schwarzhumorige Zweiseiter “Die Abenteuer von Swartz und
Totenheimer“ im Stil von E. P. Jacobs “Blake und Mortimer“ gehalten,
im Titel ist jedoch zu lesen, dass der Comic “nach den Figuren von
Adolf Hitler“ gestaltet wurde. Ganz ohne Worte kommt eine dreiseitige
Geschichte aus, die sehr sensibel von den Schwierigkeiten eines
befreiten KZ-Häftlings im Paris des Jahres 1945 erzählt und mit
einer bitteren Pointe endet.
Auf 80 Seiten fackelt der Émile Bravo hier ein Comic-Feuerwerk
ab, das seinesgleichen sucht.
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