Es kommt,
wie es nach dem letzten Heft von Perry
Rhodan Neo zu erwarten stand: Zügig müssen nun alle Fäden
verknüpft und zu einem vorläufigen Ende gebracht werden. Entsprechend
läutet Perry Rhodan Neo 7 nun die Endrunde – den wrap up
der gesamten Erzählstrecke – ein und knüpft dabei vor allem an Band
4 an: Thoras Absturz über der Venus und die Entdeckung der Venusbasis
wird – endlich – wieder aufgenommen, Allan Mercant erscheint wieder
auf der Bühne und – höchste Zeit – die Handlung um Rhodan kommt in
Gang. Wenig dafür zum Handlungsstrang um Crest.
Dennoch, Band 7 liest sich flott. Er ist inhaltlich nicht einmal überfüllt - was angesichts des Informations- und Entwicklungsstaus durch die Längen und Redundanzen der Bände 5 und 6 zu befürchten stand - und dramaturgisch diesmal besser aufgebaut, wenngleich auch ohne besondere Raffinesse.
Einige
Stolpersteine bleiben jedoch auch hier: Unvermittelt befinden sich
Rhodan, Bull und seine Gefährten im Besitz von Mobiltelefonen, mit
denen sie Kontakt nach dem Eindringen der chinesischen Soldaten
in ihren Bereich halten. Man fragt sich, woher diese Telefone kommen
(S. 19). Etwas verwunderlich ist die Technik von Thoras Aufklärer
– dieser wird beim Absturz auf die Venus mit einem Bremsfallschirm
abgebremst, obschon die Arkonidentechnik über den Antigrav verfügt,
mit dem sich üblicherweise sogar landen lässt (und der wiederum
in die Raumanzüge eingebaut ist und dort den Absturz für Thora und
Gefährtin verträglich hält). So unwahrscheinlich Technologien wie
der Antigrav auch sein mögen, im Setting erscheint ein Bremsfallschirm
jedenfalls kontraintuitiv.
Ein
paar sprachliche Fehler und Ungereimtheiten fallen auch wieder ins
Auge: Auf S. 43 entsteht "Wasserdampf“, der dann "verdampft“
- das ist eine unsinnige Redundanz. S. 99 gehen Singular und Plural
durcheinander: "... wurde der Standort … lokalisiert
und die Daten gespeichert“ statt "und wurden die Daten
gespeichert“. S. 158 mag es ein Tippfehler sein: "die
Übelkeit regte sich rasch“ statt "legte sich rasch“.
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Ein
Grundsatzproblem, das sich auch schon in der Ursprungsserie durchgängig
ungelöst zeigt, ist der Umgang mit typisch irdischen Maßeinheiten
bei der Beschreibung extraterrestrischer Zivilisationen. In der
Ursprungsserie hatte man in den ersten Heften dem noch dadurch Rechnung
zu tragen versucht, dass extraterrestrische Maße eingeführt und
dann "umgerechnet“ wurden oder in Klammern angefügt war, dass
es sich selbstverständlich "dort“ nicht um irdische Maßeinheiten
handle, deren Entsprechung man zum besseren Verständnis jedoch "hier“
angegeben habe. Das ist umständlich, zweifellos, daher hat man sich
recht bald darauf geeinigt, Maße einfach in den irdischen Einheiten
zu verwenden, auch wenn es sich um wörtliche Rede eines Extraterrestriers
handelt oder der Erzähltext aus der Perspektive des erlebenden Extraterrestriers
geschrieben ist. Als Bruch empfindet man es dennoch; hier wird dies
nun dadurch ungereimt, dass einerseits Kilometer, Meter und Sekunden
von der arkonidischen Positronik in wörtlicher Rede (S. 59) verwendet
werden, anderseits der Erzähltext in einer introspektiven Passage
eine arkonidische Zeiteinheit ("halbe Tonta“) verwendet und
diese in Spiegelstrichen erklärt ("eine halbe Dreiviertelstunde“;
S. 63).
Davon
abgesehen freilich stellt sich das Heft so dar, wie man gerne auch
die vorangehenden Hefte gelesen hätte: Die verschiedenen Handlungsfäden
werden vorangetrieben und aus ihnen webt sich das Gesamtbild, das
die kommende Entwicklung schlüssig werden lässt (hoffen wir es zumindest);
deutlich wird auch, dass die große Einigung der Menschheit nicht
das Werk eines Einzelnen sein kann, sondern dazu verschiedenste
Motive, Entwicklungen und Handlungsvorstöße an ganz unterschiedlichen
Orten und unterschiedlichster Personengruppen zusammenwirken müssen.
Mit Ironie wird in Heft 7 dazu Rhodan aus der Sicht des chinesischen
Generals Bai Jun knapp geschildert: als "erschreckend naiv“.
Das ist ein schöner Rekurs auf die lange Passivität Rhodans in der
Neo-Serie – der Mann, der eine Vision, jedoch keine Strategie
zu ihrer Realisierung besitzt... Man kann gespannt sein, wie das
Folgeheft daraus die Kurve zur aktiven Rolle Rhodans nehmen wird.
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Allzu
rasch darf die Einigung der Menschheit zudem nicht geschehen, keinesfalls
schon in Heft 8 zur Gänze: Die Ursprungsserie hat sich trotz ihrer
zügigen Handlung gut Zeit genommen, um diese Einigung zu thematisieren
und langsam Gestalt annehmen zu lassen. K.-H. Scheer hat in seiner
ZbV-Serie seinerzeit diese Einigung problematisch werden
lassen: Nachdem durch das Auffinden der marsianischen Technologie
und die Bedrohung von außen zunächst die Zusammenarbeit der
Machtblöcke stattfindet, brechen später die Konflikte und Konkurrenzen
wieder durch – eine durchaus realistische Sicht. Das ließe sich
spannend auf PR Neo übertragen. (Eine Reminiszenz an Scheers
ZbV scheint sich ohnehin bereits anzudeuten: Dort beginnt
der Schritt der Menschen ins All mit einer Mischung aus extraterrestrischer
und irdischer Technologie, die z.B. neben den marsianischen Raumschiffen
auch neue irdische, konventioneller betriebene "Raumjäger“
kennt. Ähnlich wird nun in PR Neo 7 darauf angespielt,
dass die amerikanische Raumfahrt an der Entwicklung eines neuen
irdischen Raumschiffs arbeitet (S. 147). Das ist ein interessanter
Schritt.)
Ebenso
allerdings kann man gespannt sein, ob und wie der wrap up II in
Heft 8 gelingen wird. Vieles bleibt dort zu verknüpfen und voranzubringen.
Wird man sich beispielsweise an den Blog von Prof. Hermann Langke,
seinem Assistenten und ihrer globalen Leserschaft erinnern und diesen
Strang schlüssig wieder aufnehmen? Gelingt es, die hübschen metatextuellen
Anspielungen mit den Personen KaHe und Walt aus Heft 4 nachhaltig
einzubauen? Man wird sehen...
Mit
dem vorliegenden Heft 7 jedenfalls hat die Serie gewonnen – und
verspricht doch noch Potential für eine Fortsetzung über Heft 8
hinaus!
Prof.
Dr. Thomas Hausmanninger
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