"Schüttelreime für mehr als 700 Dörfer und Städte“
verspricht uns der Untertitel dieses Büchleins: “Einem Mutigen
graut selten, warum graut dir vor St.Pölten?“ fragt uns bereits
der Verlagstext (und zitiert damit Altschüttelmeister Franz Mittler).
Wem jetzt noch nicht graut und wen’s auch jetzt noch nicht schüttelt,
der mag nun getrost weiterlesen, denn den kann wahrlich nichts
und niemand mehr erschüttern. Erschütterungen allerdings sind
fürs Schüttelreimen unabdingbar notwendig.
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Das Qualitätsniveau der Schüttelreime Mittlers
kann der Rest dieser Sammlung in aller Regel nicht erfüllen,
der ein oder andere Reim ist leider doch sehr stark an den Haaren
herbeigezogen und nur mäßig witzig. Leser aus Deutschland
oder der Schweiz werden (wie schon bei Havas’ berühmten Wiener
und Habsburger Sammelsurien)
mit so einigen Anspielungen ihre liebe Not beim Verständnis
haben, denn neben den versprochenen 700 Orten werden in einem
Aufwasch auch noch österreichische B- und C- Promis verar…geschüttelt.
Die aber sind (zu deren und unserem Glück) bei unseren Nachbarn
in aller Regel gänzlich unbekannt.
Harald Havas ist den Comic-Fans vor allem als langjähriger
Chefredakteur des legendären Wiener Fachmagazins “Comicforum“
bekannt, seit jenen goldenen Zeiten hat sich allerdings auch eine
ganze Menge getan, und Havas hat mittlerweile auf Erfolgsautor
umgesattelt.
So war er nicht nur maßgeblich am Erfolg der nervigen Seventies-Retro-Welle
mit dem einprägsamen Titel “Wickie, Slime und Paiper“ beteiligt,
sondern hat zwischenzeitlich eine ganze Menge Bücher verfasst.
Legendär sind seine Sammelsurien (ich hoffe mal, das ist
der korrekte Plural von “Sammlesurium“), das “Wiener Sammelsurium“
wurde von Piatnik sogar für ein ungemein amüsantes Gesellschaftsspiel
adaptiert. Die Buchvorlage war binnen kürzester Zeit vergriffen
und musste bereits mehrfach nachgedruckt werden. Dass das Spiel
nicht minder erfolgreich ist, muss ich ja wohl nicht mehr extra
betonen.
So kann man mit Fug und Recht behaupten, der Titel “Person of
the year“ hätte 2007 anstatt an Vladi Putin mit einiger Berechtigung
an Herrn Havas gehen müssen.
Fazit: Eine vergnügliche Sammlung an
Geschütteltem, großteils verfasst von offenbar ganz
ordentlich Geschüttelten. Am erzieherischen Wert und dem
tieferen Sinngehalt dieses schmalen Bändchens (passt perfekt
in jede Hosen- oder Handtasche) kann man getrost zweifeln, vergnüglicher
und empfehlenswerter Lesestoff ist’s allemal. Welche Sammelsurien
die Zukunft wohl für uns bereithält? Den angekündigten
zweiten Band des “Wiener Sammelsuriums“ ist man uns bis jetzt
schuldig geblieben, aber wir freuen uns bereits darauf.
Stefan Meduna
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