Es ist schon seltsam: Während Roland
Emmerich und die Produktionsfirma es tunlichst vermeidet, Fotos von
ihrer neugestalteten Version des japanischen
Nationalmonsters Godzilla zu zeigen, läuft in einem kleinen Kino
in Garmisch-Partenkirchen, das einst amerikanische Besatzungssoldaten
erfreuen sollte, bereits der komplette Film. Klar, daß es mich da
juckte und ich mir das Ding in einer schwach besuchten Nachmittagsvorstellung
reingezogen habe.
|
 |
|
|
Zwei Jahre nach “Independence Day“
versucht sich Emmerich nun ein zweites Mal am ultimativen Sommer-Popcorn-Movie.
Man kann ihm ganz bestimmt nicht vorwerfen, er wiederhole einfach
nur sein Erfolgsrezept. Während er bei “Independence Day“ so
ziemlich alles, was der Film damals an Schauwerten zu bieten hatte
in etlichen immer wieder neugestalteten Trailern unters Volk brachte,
setzte Emmerich bei “Godzilla“ auf den Überraschungseffekt.
Viel mehr als die Füße der Riesenechse war in den zwei
gezeigten Trailern (der originelle mit dem zertrampelten T-Rex-Skelett
und der gut getrickste mit dem Angler) nicht zu sehen und eine Werbekampagne
auf Häusern und Lieferwagen (“Ich bin so groß wie Godzillas
Zahn!“) sollte auch nur verdeutlichen, daß die Riesenechse
riesig ist.
Zunächst ging diese Rechnung auch auf: Es strömten am
Startwochenende reichlich Leute in die US-Kinos, so daß mit
74 Millionen Dollar ein zwar nicht sensationelles, aber doch mehr
als solides Einspielergebnis zusammenkam. Doch auch die Kritiker
konnten sich den Film nun ansehen und diese sind natürlich
etwas voreingenommen, wenn sie ihr Ticket selbst bezahlen (oder
sich gar ganz nach Garmisch begeben) müssen. Schlimmer wird
es jedoch, wenn die Premierenbesucher ihre Freunde vor dem Film
warnen. Daher sackten die Einspielergebnisse in der zweiten Woche
schon auf deutlich unter 18 Millionen Dollar ab, womit es unwahrscheinlich
erscheint, daß der Film in den US-Kinos sein 200 Millionen
Dollar-Budget (inklusive 75 Millionen für Werbung) wieder einspielt.
Natürlich wird das Ding kein Flop, dafür sorgen schon
Videoverleiher, Pay-TV und die privaten Fernsehanstalten, sowie
bei uns der Carlsen-Verlag, die alle schon einiges für die
Weiterverwertungs-Rechte an “Godzilla“ abgedrückt haben.
Doch jetzt kommen wir endlich zum
Film: Taugt er wirklich so wenig? Leider muß die Frage mit
einem deutlichen “Ja!“ beantwortet werden. Über “Independence
Day“ gehen die Meinungen zwar ziemlich auseinander, aber auf alle
Fälle hat der Film einige verdammt geniale Momente, die sich
unweigerlich in das Bewußtsein des Besuchers einbrennen. So
z. B. der verschwindende Astronauten-Fußabdruck und der riesige
Raumschiffschatten auf dem Mond und Will Smiths Faustschlag in die
Visage des Außerirdischen. “Godzilla“ hat nun leider gar keine
so schönen Momente.
Auf keinem Fall kann man dem Film vorwerfen, er brauche ewig um endlich zur Sache zu kommen: Den Auftakt bildet ein Vorspann mit Bildern von französischen Atombombentests und Aufnahmen von Eidechsen. Darauf folgt ein sehr schlapp inszenierter Schiffsuntergang, der direkt aus einer japanischen Toho-Produktion stammen könnte. Anschließend befragt Jean Reno, als französischer Geheimagent, den einzigen Überlebenden des Schiffsunglückes. Dieser Japaner brabbelt zu unserem Erstaunen dann etwas von “Godjira“. In der nächsten Szene erforscht das ewige Baby-Face Matthew Broderick Regenwürmer in Tschernobyl. Im Hintergrund landet ein Hubschrauber und bringt den Wurmforscher auf eine exotische Insel von Soldaten abgeriegelte Insel. Während der gute Broderick noch etwas davon faselt, daß Würmer durch radioaktive Verstrahlung um bis zu 17 % größer werden können, weisen die Militärs ihn darauf hin, daß sich direkt vor seiner Nase Spuren eines deutlich stärker mutierten Lebewesen befinden. Die Kamera zoomt zurück und zur Überraschung einiger Weniger, die sicherlich alle schon seit etlichen Jahrzehnten nicht mehr im Kino waren, steht unser forscher Forscher nun doch tatsächlich inmitten eines riesigen Echsenfuß-Abdruckes.
Ähnlich überraschungsarm
geht es anschließend weiter: Godzilla latscht durch New York.
Der Zuschauer sieht zunächst einmal nur seine recht beeindruckend
am Computer erzeugten Füße, die ja auch schon für
die Trailer und Plakate benötigt wurden. Anschließend
verschwindet die Echse erst einmal wieder. Cleverle Broderick ködert
den Lurch mit einigen Fischen und führt nebenbei auch noch
einen Schwangerschaftstest durch. Nach vielen endlosen Verfolgungsjagden
mit dem nun einigermaßen zu erkennenden, vergessenwert disignten
Riesenlurch durch die New Yorker Häuserschluchten, glauben
die Militärs schließlich Godzilla im Hudson River versenkt
zu haben. Broderick warnt vor bereits gelegten Echsen-Eiern. Alle
lachen ihn aus, doch gemeinsam mit Jean Reno und einigen farblosen
Mitstreitern findet er schließlich hunderte von Eiern im Maddison
Square Garden. Die Brut schlüpft gerade aus und Emmerich kopiert
zwanzig Minuten lang eifrigst die Raptoren-Szenen aus “Jurassic
Park“. Nachdem das Gebäude endlich gesprengt wurde, taucht
zur Überraschung kaum eines Zuschauers die Mutti wieder auf
und ist ganz doll wütend auf Broderick, Reno und die farblosen
Mitstreiter. Diese wollen nun in einem Taxi entkommen und Emmerich
kopiert zwanzig Minuten lang eifrigst die T-Rex-Jeep-Verfolgungs-Szenen
aus “Jurassic Park“, wobei es diesmal so ist, als wenn ein Elefant
ein Matchbox-Auto verfolgen würde. Schließlich und endlich
kommt es zu einem schlappen Finale auf der Brooklyn Bridge.
Auch optisch hat der Film wenig
mehr zu bieten als die jüngsten Produktionen aus Japan. Meist trabt
Godzilla durch ein verregnetes, nächtliches New York. Alles in allem
beweist “Godzilla“ schlüssig, daß “Independence Day“ (und selbst
“Stargate“) sowie “Jurassic Park“
(und selbst “Lost World“) doch gar nicht soo schlecht waren.
Roland
Emmerichs "Godzilla" als DVD bei AMAZON bestellen, hier
anklicken
Roland
Emmerichs "Godzilla" als Blu-ray bei AMAZON bestellen,
hier anklicken
"Godzilla"-DVDs
bei ebay kaufen, hier anklicken
Hier
geht´s zur Besprechung von Jörg Buttgereits Buch "Japan
- Die Monsterinsel"
|