Bei Lurchi im Voralpenland


 
Filmtitel: Godzilla
Originaltitel: -
Land, Jahr: USA 1998
Regie: Roland Emmerich
Buch: Ted Elliott, Terry Rossio
Produzent: Roland Emmerich
Musik: David Arnold
Darsteller: Matthew Broderick, Jean Reno, Arabella Field, Doug Savant, Hank Azaria, Harry Shearer, Kevin Dunn, Maria Pitillo, Michael Lerner, Vicki Lewis
Länge: 133 min
Website: www.sphe.de    


Es ist schon seltsam: Während Roland Emmerich und die Produktionsfirma es tunlichst vermeidet, Fotos von ihrer neugestalteten Version des japanischen Nationalmonsters Godzilla zu zeigen, läuft in einem kleinen Kino in Garmisch-Partenkirchen, das einst amerikanische Besatzungssoldaten erfreuen sollte, bereits der komplette Film. Klar, daß es mich da juckte und ich mir das Ding in einer schwach besuchten Nachmittagsvorstellung reingezogen habe.
 
    
 

Zwei Jahre nach “Independence Day“ versucht sich Emmerich nun ein zweites Mal am ultimativen Sommer-Popcorn-Movie. Man kann ihm ganz bestimmt nicht vorwerfen, er wiederhole einfach nur sein Erfolgsrezept. Während er bei “Independence Day“ so ziemlich alles, was der Film damals an Schauwerten zu bieten hatte in etlichen immer wieder neugestalteten Trailern unters Volk brachte, setzte Emmerich bei “Godzilla“ auf den Überraschungseffekt. Viel mehr als die Füße der Riesenechse war in den zwei gezeigten Trailern (der originelle mit dem zertrampelten T-Rex-Skelett und der gut getrickste mit dem Angler) nicht zu sehen und eine Werbekampagne auf Häusern und Lieferwagen (“Ich bin so groß wie Godzillas Zahn!“) sollte auch nur verdeutlichen, daß die Riesenechse riesig ist.

Zunächst ging diese Rechnung auch auf: Es strömten am Startwochenende reichlich Leute in die US-Kinos, so daß mit 74 Millionen Dollar ein zwar nicht sensationelles, aber doch mehr als solides Einspielergebnis zusammenkam. Doch auch die Kritiker konnten sich den Film nun ansehen und diese sind natürlich etwas voreingenommen, wenn sie ihr Ticket selbst bezahlen (oder sich gar ganz nach Garmisch begeben) müssen. Schlimmer wird es jedoch, wenn die Premierenbesucher ihre Freunde vor dem Film warnen. Daher sackten die Einspielergebnisse in der zweiten Woche schon auf deutlich unter 18 Millionen Dollar ab, womit es unwahrscheinlich erscheint, daß der Film in den US-Kinos sein 200 Millionen Dollar-Budget (inklusive 75 Millionen für Werbung) wieder einspielt. Natürlich wird das Ding kein Flop, dafür sorgen schon Videoverleiher, Pay-TV und die privaten Fernsehanstalten, sowie bei uns der Carlsen-Verlag, die alle schon einiges für die Weiterverwertungs-Rechte an “Godzilla“ abgedrückt haben.

Doch jetzt kommen wir endlich zum Film: Taugt er wirklich so wenig? Leider muß die Frage mit einem deutlichen “Ja!“ beantwortet werden. Über “Independence Day“ gehen die Meinungen zwar ziemlich auseinander, aber auf alle Fälle hat der Film einige verdammt geniale Momente, die sich unweigerlich in das Bewußtsein des Besuchers einbrennen. So z. B. der verschwindende Astronauten-Fußabdruck und der riesige Raumschiffschatten auf dem Mond und Will Smiths Faustschlag in die Visage des Außerirdischen. “Godzilla“ hat nun leider gar keine so schönen Momente.

Auf keinem Fall kann man dem Film vorwerfen, er brauche ewig um endlich zur Sache zu kommen: Den Auftakt bildet ein Vorspann mit Bildern von französischen Atombombentests und Aufnahmen von Eidechsen. Darauf folgt ein sehr schlapp inszenierter Schiffsuntergang, der direkt aus einer japanischen Toho-Produktion stammen könnte. Anschließend befragt Jean Reno, als französischer Geheimagent, den einzigen Überlebenden des Schiffsunglückes. Dieser Japaner brabbelt zu unserem Erstaunen dann etwas von “Godjira“. In der nächsten Szene erforscht das ewige Baby-Face Matthew Broderick Regenwürmer in Tschernobyl. Im Hintergrund landet ein Hubschrauber und bringt den Wurmforscher auf eine exotische Insel von Soldaten abgeriegelte Insel. Während der gute Broderick noch etwas davon faselt, daß Würmer durch radioaktive Verstrahlung um bis zu 17 % größer werden können, weisen die Militärs ihn darauf hin, daß sich direkt vor seiner Nase Spuren eines deutlich stärker mutierten Lebewesen befinden. Die Kamera zoomt zurück und zur Überraschung einiger Weniger, die sicherlich alle schon seit etlichen Jahrzehnten nicht mehr im Kino waren, steht unser forscher Forscher nun doch tatsächlich inmitten eines riesigen Echsenfuß-Abdruckes.

Ähnlich überraschungsarm geht es anschließend weiter: Godzilla latscht durch New York. Der Zuschauer sieht zunächst einmal nur seine recht beeindruckend am Computer erzeugten Füße, die ja auch schon für die Trailer und Plakate benötigt wurden. Anschließend verschwindet die Echse erst einmal wieder. Cleverle Broderick ködert den Lurch mit einigen Fischen und führt nebenbei auch noch einen Schwangerschaftstest durch. Nach vielen endlosen Verfolgungsjagden mit dem nun einigermaßen zu erkennenden, vergessenwert disignten Riesenlurch durch die New Yorker Häuserschluchten, glauben die Militärs schließlich Godzilla im Hudson River versenkt zu haben. Broderick warnt vor bereits gelegten Echsen-Eiern. Alle lachen ihn aus, doch gemeinsam mit Jean Reno und einigen farblosen Mitstreitern findet er schließlich hunderte von Eiern im Maddison Square Garden. Die Brut schlüpft gerade aus und Emmerich kopiert zwanzig Minuten lang eifrigst die Raptoren-Szenen aus “Jurassic Park“. Nachdem das Gebäude endlich gesprengt wurde, taucht zur Überraschung kaum eines Zuschauers die Mutti wieder auf und ist ganz doll wütend auf Broderick, Reno und die farblosen Mitstreiter. Diese wollen nun in einem Taxi entkommen und Emmerich kopiert zwanzig Minuten lang eifrigst die T-Rex-Jeep-Verfolgungs-Szenen aus “Jurassic Park“, wobei es diesmal so ist, als wenn ein Elefant ein Matchbox-Auto verfolgen würde. Schließlich und endlich kommt es zu einem schlappen Finale auf der Brooklyn Bridge.

Auch optisch hat der Film wenig mehr zu bieten als die jüngsten Produktionen aus Japan. Meist trabt Godzilla durch ein verregnetes, nächtliches New York. Alles in allem beweist “Godzilla“ schlüssig, daß “Independence Day“ (und selbst “Stargate“) sowie “Jurassic Park“ (und selbst “Lost World“) doch gar nicht soo schlecht waren.

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