Neben der hier bereits besprochenen etwas obskuren “Popeye“-DVD
widmen wir uns diesmal einer weiteren Sammlung heiterer bis anstrengender
Cartoons aus der Reihe “Planet Song“ präsentiert unter dem Titel
“Gabby“ vier der Kurzfilme mit der gleichnamigen
Zeichentrickfigur (die auf dem Cover kaum zu erkennen ist) aus den
Fleischer- Studios.
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Nach
Disneys enorm erfolgreichem Langfilm "Schneewittchen“
und den drei Popeye- Halb-stündern aus eigener Produktion entschloss
sich Max Fleischer Ende der dreißiger Jahre in direkte Konkurrenz
zu gehen. Er wählte Jonathan Swifts Fabel „Gullivers Reisen“
als Vorlage für seinen ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm
und besetzte die Hauptfigur mit einem realen Darsteller, dessen
Bewegungen er Bild für Bild überzeichnen ließ. Das
Ergebnis war eine hyperrealistische Animation, wie sie ohne dieses
(rechtzeitig von Fleischer patentierte) Verfahren nicht einmal Disney´s
Leute hinbekamen. Rotoskopie heißt das Verfahren noch heute
und war –zumindest in “Gullivers Reisen“
ein echter Hingucker. Der heimliche Star des Films war allerdings
Gabby.
Gabby
ist ein treuer Einwohner Liliputs, mit Schmerbauch und Knollennase,
der seiner Arbeit (als Nachtwächter) nachgeht und dessen Attribute
ein grüner Schlapphut und eine Laterne sind. In seiner eher an Disneys
Zwerge angelehnten Gestaltung und Animation vermochte Gabby (ebenso
wie die restlichen Mini- Einwohner des Königreichs) nicht so recht
zu dem bis ins kleinste Detail gestalteten Gulliver zu passen. Seine
tollpatschige, liebenswerte Art machte ihn beim Publikum allerdings
so beliebt, dass zwischen 1940 und 1941, als es in Fleischers Studio
bereits zu kriseln begann, immerhin acht kurze Cartoons mit dem
Gnom der Herzen (“King For A Day“, "The Constable", "All's Well“,
“Two For The Zoo“, “Swing Cleaning“, “Fire Cheese“, “Gabby Goes
Fishing“ und “It's A Hap-Hap-Happy Day“) heruntergekurbelt wurden.
Vier der Episoden sind unter anderem auf dieser DVD enthalten. Aber
Vorsicht: Der Genuss hält sich eher in Grenzen.
Zuerst
einmal sind zeichnerische Qualität und Animation sehr inkonsequent,
was vermutlich daran liegt, dass damals die besten Leute das sinkende
Schiff verließen und zu Disney übersprangen. Die Ideen und Gags
sind auch selten wirklich gut und wenn man von dem “Kängufanten“
in der ersten Episode mal absieht, hat Gabby auch keine sonderlich
originellen Gegenspieler wurden.
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Anderer
Anbieter, anderes Cover,
aber
die selbe Zusammenstellung
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Gabby
selbst mutiert bei der Durchsicht der vier Cartoons von einigermaßen
liebenswert zu schablonenhaft nervtötend. Wo ihm bei “Gullivers
Reisen“ noch genügend Raum für eine Charakterisierung
gegeben wird, verlässt man sich in den Einzelepisoden auf den
immergleichen Refrain “Oh was für ein wunderschöner Tag“,
mit dem sich der Zwerg in immer gleicher Penetranz trällernd
selbst
ankündigt (und dies bei der deutschen Synchronisation
noch gesteigert wird durch den völlig unmusikalischen "Sänger").
Der Gipfel der Dumpfheit ist spätestens in dem Cartoon erreicht,
in dem Gabby die Straße entlang marschiert um seine Arbeit
zu tun, Laterne um Laterne anzündet und dabei besagtes Liedchen
trällert. Hier hat meiner Meinung auch Planet Song mit der
unglaublich dilletantischen deutschen Synchronisation wie gewohnt
ganze Arbeit geleistet (ich verweise hier auch auf die Popeye DVD).
Erwähnenswert sei hier vielleicht noch der letzte der vier
Gabby-Cartoons, “King for a Day“ (unglaublicher deutscher Titel:
“Säubern mit Schwung“) der animationstechnisch noch am ehesten
an „Gulliver“ heranreicht und besonders durch aufwendig gestaltete
Hintergründe besticht. Nicht umsonst ist es vielleicht der
einzige, in dem man mit König Bombo einem Bekannten aus dem
Gulliver-Film zu sehen bekommt.
Auch
die Bonuscartoons auf der DVD liefern diesmal kein echtes Highlight,
wenn doch ein in Trickfilmspezalistenohren klingender Name dabei
ist:
Bill
Tytla, immerhin einstige Animationslegende bei Disney,
versuchte sich mit “Kobolde in Irland“ und “Das Gold der Kobolde“
bei Paramount als Regisseur und griff damit die irische Legende
der Schuhe produzierenden Leprechauns auf. Für Kinder möglicherweise
erträglich, zeigt der Film doch deutlich, dass Tytla nicht
nur besser beim Animieren sondern auch bei Disney hätte bleiben
sollen.
Außerdem
enthält die DVD noch zwei Cartoons mit “Little Lulu“.
Diese war zunächst eine Zeitungscartoonfigur einer gewissen Marjorie
Henderson Buell und dann der erste neue Trickfilmstar bei Paramount
nach Max Fleischers Weggang. Die Cartoons um ein kleines Mädchen
und ihre Abenteuer in der Erwachsenenwelt, waren beim Publikum sehr
beliebt, obwohl sie auf lau(t)e Gags weitgehend verzichtete und
mehr auf den Charme der Hauptfigur setzte. Gerade diese Mischung
war dem Publikum damals vielleicht noch durch die “Betty Boop“-Cartoons
aus den guten alten Max Fleischer-Tagen vertraut.
Fast
noch lustiger als die Cartoons ist die unglaubliche deutsche Synchronisation,
mit dem schier unfassbaren “Gesang“ bei den Gabby-Cartoons. Noch
doller trieben es die “Spezialisten“ von “Planet Song“ allerdings
bei den restlichen Trickfilmen. In einem der Gabby-Cartoons wurde
anscheinend ein kurzer Tonfetzen mit purer Musik (und der Gabby-Melodie)
entdeckt. Dieser wurde dann bei sämtlichen Cartoons druntergelegt
sobald einer der Synchronsprecher seinen deutschen Text mit monotoner
Stimme einsprach. So erklingt dann z. B. bei Little Lulu immer die
Gabby-Melodie im Hintergrund sobald eine der Figuren redet und die
Tonspur wechselt anschließend völlig ohne Übergang wieder zurück
zum eigentlichen Soundtrack. Vielen Dank für diesen Super Running
Gag.
Matthias
Schäfer
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