Wer von “Robert Crumbs Genesis“
erwartet, dass sich der Underground-Comicguru und Schöpfer von
“Fritz the Cat“ über die ersten 50 Kapitel der Bibel
lustig macht, dürfte ganz schön überrascht sein. Doch auch wenn
Crumb nur sehr gelegentlich die für ihn typischen ziemlich nackten
Vollweiber zeichnet, besteht dennoch kein Grund zur Enttäuschung.
Im Vorwort des Buches verspricht Crumb,
dass er - auch wenn er sie nicht als das Wort Gottes sondern als
von Menschen erdichtet ansieht - den “Originaltext der Bibel
nach besten Wissen und Gewissen wortgetreu wiedergegeben“
hat. Nur “an einigen wenigen Stellen“ erlaubte er sich
die Vorlage auf seine Art zu interpretieren und versuchte meist
die “verschlungene Ambivalenz“ des Originaltextes zu
belassen. Zu diesem Ansatz passt der klare Zeichenstil Crumbs,
der heute gar nicht mehr wie “Underground“ sondern schon fast
altmeisterlich wirkt.
“Robert Crumbs Genesis“ könnte
bewirken – bei mir war es so – dass Menschen, denen Glaubensangelegenheiten
eher egal sind, zur Bibel greifen um zu überprüfen, ob es “wirklich“
so ist, wie es Crumb in seinem Comic schildert. Mich überraschte
zum Beispiel, dass das biblische Alter von Methusalem gar nicht
so bemerkenswert ist. Dieser lebte zwar immerhin 969 Jahre, doch
sein Vorfahren Jared und Seth brachten es auch auf immerhin 962
bzw. 912 Lenze.
Ähnlich wie zuvor schon Rowohlt bei Ralf
Königs sehr viel blasphemischeren “Prototyp“
brachte auch Carlsen die Bibel-Graphic-Novel in einem
schönen Hardcoverband mit Goldprägung auf dem Cover heraus.