Vom Januar 1995 bis August 2000 haben Garth Ennis und
Steve Dillon ein Stück Comicgeschichte geschrieben bzw. gezeichnet.
In 66 US-Heften (und einigen Sonderbänden) präsentierten
sie eine gewaltige Saga um Glaube, Liebe, Hoffnung und Freundschaft.
Zentrale Figuren sind der mit übersinnlichen Gaben gesegnete
“Preacher“ Jesse Custer, seine große Liebe Tulip O'Hare und der Vampir
Proinsias Cassidy .
In “Preacher“ erzählt der Ire Darth Ennis vor texanischen
Kulissen von nichts weniger als von einem verantwortungslosen
Gott, der seine Schöpfung im Stich gelassen hat. Doch er hat die
Rechnung ohne Jesse Custer und den von ihm selbst geschaffenen
Heiligen der Killer gemacht.
Bis es schließlich zum abschließenden Showdown mit Gott,
aber auch zwischen den drei Hauptfiguren, kommt, haben Ennis und
Dillon ein schier unglaubliches Arsenal von unvergesslichen Charakteren
auf die Leser losgelassen. Man denke nur
an den glatzköpfigen Herrn Starr, der im Verlaufe der Geschichte
leiden muss wie kein Schurke seit dem Kojoten Willie oder an den
sabbernden Arseface, der schließlich Karriere als Rockstar
macht.
Die Erzählung ist nicht unbedingt gradlinig aber planvoll.
Die immer wieder eingeflochtenen Rückblenden (und die in vier
Sonderbänden gesammelten ergänzenden Geschichten) machen die Hauptfiguren
noch plastischer.
Ennis hat die Geschichte in packende Episoden voller
origineller (und gelegentlich auch ganz schön kranker) Wendungen
zerlegt. Manchmal schiebt er auch schon einmal den großen Konflikt
mit Gott zur Seite und erzählt einfach so etwas wie einen klassischen
Western um einen einsamen Helden und seinen Kampf gegen einen
größenwahnsinnigen Rinderbaron.
Die auf den ersten Blick eher unscheinbaren Zeichnungen
von Steve Dillon lenken nicht von der Story ab und überzeugen
dabei sowohl in den ultrabrutalen als auch in den immer wieder
eingestreuten ruhigeren Momenten.
Ein weiterer Pluspunkt sind die unglaublichen Titelgemälde von Glenn
Fabry, die leider nicht alle in der deutschen Ausgabe von Speed
veröffentlicht wurden. In den USA ist unter dem Titel “Preacher
– Dead or Alive“ ein wunderschöner Sammelband mit sämtlichen “Preacher“-Covern
erschienen. Panini hat zum Glück alle diese Gemälde
sowie die interessanten Erläuterungen von Ennis und Fabry
mit in die neue neunbändige Hardcover-Gesamtausgabe gepackt.
Nach Abschluss der Serie wechselten Ennis und Dillon zu Marvel. Dort
erzählten sie ähnlich gelungene (aber auch ähnlich gewalttätige)
Geschichten mit dem “Punisher“
und einige ihrer besten Episoden wurden auch in den “Punisher“-Kinofilm übernommen.
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