Comic - Coraline

Subtiler Grusel

Titel:

Coraline

Text:

P. Craig Russel nach dem Roman von Neil Gaiman

Zeichnungen/Inking/Farben:

P. Craig Russel / - / Lovern Kindzierski

Umfang:

196 Seiten

Format:

Paperback/ farbig

Preis:

EUR 19,95

Verlag:

Panini

Website:

www.paninicomics.de

Coraline (nicht Caroline!) ist mit ihren Eltern aufs Land gezogen, in ein schönes altes Haus mit riesigem Garten, das sie mit zwei weiteren Parteien teilen. Bald entdeckt sie eine Tür in ihrer Wohnung, zugemauert und verschlossen. Eigentlich. Eines Nachts jedoch ist die Mauer hinter der Tür verschwunden, und Coraline begibt sich in eine zweite Wohnung, mit vordergründig ähnlichen und doch ganz verschiedenen Eltern und Mitbewohnern. Einerseits sind sie viel zuvorkommender, andererseits haben sie Knöpfe anstelle von Augen. Als Coraline endlich begreift, was um sie herum vorgeht und warum die zweite Mutter sie unbedingt halten will, ist es fast schon zu spät.

Nachdem sich Neil Gaiman über die Welt der Comics hinaus einen Namen als Autor gemacht hatte, widmete er sich verstärkt dem Schreiben von Romanen, die allesamt zu echten Bestsellern avancierten. “Coraline“ wendet sich vornehmlich an jugendliche Leser, aber nimmt wie jedes gute Buch ebenso Erwachsene ein. P. Craig Russel, der bereits in den Neunzigern bei Gaimans “Sandman“ mitmischte, gerade die aktuelle Kurzserie “Sandman: Traumjäger“ beendete und mit diversen Comic-Adaptionen brillierte, nahm sich der Romanvorlage an und setzte sie gewohnt souverän in Szene.

Ebenso legte Henry Selick, der Regisseur von “Nighmare before Christmas“, seinem neuen animierten Film den Plot von “Coraline“ zugrunde. Die Anforderungen an einen abendfüllenden massenkompatiblen Trickfilm sind aber anscheinend anderer Art als an einen Roman oder Comic. Im Gegensatz zum Werk von Russel, das mit meisterhaft zurückhaltenden Zeichnungen und fast blassen Farben die Wirkung von Gaimans subtiler Gruselgeschichte hervorhebt, setzt Selick auf Slapstick, Finsternis und Schnelligkeit. Das steht zwar konträr zur ursprünglichen Geschichte, wurde aber zu einem unabhängigen vergnüglichen Horrortrip. Ich allerdings bestaune lieber die akkurate Finesse des Comics.

Rainer Schneider

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