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Der 39. Comic Con in San Diego 2008

 

 

Ich besuche den Comic Con alljährlich seit 1998 und schon damals war die Veranstaltung für mich eine riesengroße Sache bei der jeder der 42.000 Besucher nur einen klitzekleinen Bruchteil der gesamten Veranstaltung mitbekommt. Doch im letzten Jahr bevölkerten 125.000 Menschen den Con und für die meisten Tage waren alle Tickets schon im Vorfelde ausverkauft. In diesem Jahr gab es schon einige Wochen vor Beginn des Cons keine Tickets mehr. Daher war es nicht weiter verwunderlich, dass es bereits am Mittwochabend, der nur den Fachbesuchern und Dauerkartenbesitzern vorbehalten ist, zu großem Gedrängel in der knapp einen Kilometer langen Exhibit Hall kam.

Trotz seines Namens versucht der Comic Con das gesamte Spektrum der populären Kultur abzudecken und ist in den letzten Jahren auch für Hollywood immer interessanter geworden. Zwar starteten aktuelle Comic-Verfilmungen wie “The Dark Knight“, “Hellboy 2“ oder “Wanted“ kurz vor Beginn des Cons in den US-Kinos, doch die Veranstaltung wird vor allem als Möglichkeit geschätzt frühzeitig neugierig auf neue Filmprojekte zu machen. In dieser Hinsicht wird von den Fans wohl nichts so begierig erwartet, wie die Filmversion von Alan Moores Comic-Meilenstein “Watchmen“ (US-Start März 2009) für den schon auf dem Comic Con 2007 kräftig getrommelt wurde. In diesem Jahr wurden zur Promotion des “Watchmen“-Films riesige Stofftüte und T-Shirts verteilt, “DC Direct“ zeigte Prototypen von Action-Figuren und eine Comic-Con-Sonderausgabe von “Mad“ enthielt eine von Glenn Fabry ("Preacher", "Thor Vikings") gezeichnete Parodie auf Moores Comic. Außerdem hatte die Zeitschrift “Entertainment Weekly“ die “Watchmen“ auf dem Cover und sich darüber hinaus auch sehr ausführlich die Attraktionen des diesjährigen Comic Cons beschrieben.

Auch in diesem Jahr waren alle 6.500 Sitzplätze der riesigen Halle H belegt als ein Panel zu “Watchmen“ stattfand. Regisseur Zack Snyder (“300“) und ein Großteil der nicht allzu prominenten Besetzung waren anwesend und beantworteten Fragen der Besucher. Die Fragesteller waren teilweise kostümiert (u. a. als Batman und Rorschach) und besonders lustig war ein Duo von wissbegierigen Zwillingen, die ihre Fragen in bester “Tick, Trick und Track“-Manier nacheinander und sich ergänzend aufsagten. Große Begeisterung erregte ein speziell für den Con zusammengestellter Trailer, der gleich noch ein zweites Mal gezeigt wurde. Der “Watchmen“-Zeichner Dave Gibbons war ebenfalls zugegen und schwärmte davon wie begeistert er war als ihm der als Comedian verkleidete Jeffrey Dean Morgan auf die Schulter klopfte und nachdem er erstmals das Eulen-Schiff in Originalgröße sah (eine Erfahrung, die auch Con-Besucher machen konnten, denn das Fluggerät wurde am Warner-Stand ausgestellt). Anhand der gezeigten Ausschnitte und der Aussagen von Regisseur und Darstellern, die betonten, dass der “Watchmen“-Comic am Set die Bibel war, ist es nicht auszuschließen, dass hier tatsächlich eine halbwegs werkgetreue Verfilmung entsteht.

Dies erscheint hingegen eher zweifelhaft bei Frank Millers Filmversion von Will Eisners Comicklassiker “The Spirit“, die zu Weihnachten in die US-Kinos kommt. Auch hierzu gab es eine Präsentationsveranstaltung, die allerdings deutlich schwächer besucht war, als dies bei der “Watchmen“-Show der Fall war, obwohl die Hauptdarsteller Samuel L. Jackson und Jaime King anwesend waren. Frank Miller erzählte zunächst wie wichtig ihm Eisner als Mentor war und dass dessen kritische Anmerkungen zu seinem Zeichenstil zwar manchmal schmerzhaft aber immer konstruktiv waren. Der dann gezeigte Trailer lässt nicht auf eine sonderlich werkgetreue Film-Adaption schließen. Während Eisners “The Spirit“-Comics ihre oftmals durchaus knallharten Crime-Geschichten im Gewande eines knuffigen Cartoons erzählten, scheint Miller für die Verfilmung einfach den Look seines “Sin City“-Filmes gewählt zu haben und diesen mit ein paar Versatzstücken aus Warren Beattys “Dick Tracy“-Verfilmung (diesmal ist der Mantel des Heldens nicht knallgelb sondern halt blau) verschnitten zu haben. Man darf mäßig gespannt sein.

Sehr viel interessanter geriet eine Veranstaltung von Disney und Pixar. Hier gab es erste Ausschnitte aus zwei neuen computeranimierten Filmen zu sehen, die sich teilweise noch in Bearbeitung befanden. Doch die Tatsache, dass daher gelegentlich auch Storyboard-Bilder und rohe Animationen zu sehen waren, ermöglichte einen interessanten Einblick in die Produktionsmethoden. Bei Disney ist eine Rückkehr zu 2-D-Animation erst 2009 mit “The Frog Princess“ in Sicht und “Bolt - Ein Hund für alle Fälle“ steht somit in der nicht allzu ruhmreichen Tradition von “Himmel und Huhn“ und “Tierisch Wild“. Genau wie bei “Triff die Robinsons“ wurde auch hier John Lasseter von Pixar als Berater hinzugezogen. Die recht ungewöhnliche Story vom Hund Bolt, der Star einer TV-Serie um einen Vierbeiner mit Superkräften ist und alles für real hält, hat Potential und die gezeigten Szenen, die sich recht amüsant über formelhafte Actionfilme lustig machten, hatten allerlei zündende Gags zu bieten und sorgten für Gelächter im Saal. Ein noch gewagteres Konzept bietet der neue Pixar-Film. Regisseur Peter Docter war anwesend und erzählte, dass er von Aufnahmen abgelegener Berggegenden in Venezuela zu einer ungewöhnlichen Geschichte inspiriert wurde. “Oben“ erzählt nun wie ein älterer Herr eigentlich ins Altersheim verfrachtet werden soll, doch stattdessen lässt er sein Häuschen durch tausende von Luftballons einfach abheben und bricht gen Süden auf. Als er schon eine Weile durch die Lüfte gesegelt ist, klopft es an der Tür und ein besonders eifriger Pfadfinder, dem noch ein “Ich helfe alten Leuten“-Orden fehlt, steht vor der Tür. So eine abgefahrene Geschichte hätte man eher als Ausgangssituation für einen Kurzfilm vermutet, es spricht aber für Pixar, dass hier nicht nur auf perfekte Animation sondern auch auf ungewöhnliche Konzepte gesetzt wird.

Natürlich ging es auf dem Comic Con nicht nur um Filme (doch die Sache mit dem Fan, der sich schon höllisch darauf freut in einem speziellen George-Lucas-Camp bei New York zum Clone-Krieger drillen zu lassen, möchte ich dennoch schnell loswerden), auch wenn der Bereich in dem für die neusten Hollywood-Produktionen geworben wurde, immer besonders stark von den Besuchern frequentiert wurde. Das lag sicher hauptsächlich daran, dass hier diesmal besonders freigiebig allerlei hübscher Schnickschnack verteilt wurde. Da waren die riesigen Tüten, die es überall gab, recht praktisch zum Abtransport der Beute. Doch auch die großen Comicverlage waren wieder anwesend, wobei DC einmal mehr den größten Stand hatte und zudem auch noch im Filmbereich durch die nicht eben kleine Warner-Bude vertreten war. Da konnten (oder wollten) Marvel und Dark Horse nicht ganz mithalten. Insgesamt war die Struktur der großen Exhibit Hall ähnlich wie in den letzten Jahren mit Small-Press-Bereich, Artists Alley, den feinsäuberlich nach Golden Age, Silver Age und Aktualitäten aufgeteilten Comic Händlern am einem und den Designer-Action-Figuren-Bereich am anderen Ende der Halle. Dies sorgte dafür, dass trotz der riesigen Dimensionen noch eine gewisse Übersichtlichkeit herrschte. An den vier offiziellen Tagen der Veranstaltung verteilten sich die Besucher dann sehr viel besser als am Mittwochabend, da es ja auch noch in über 20 Sälen Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen und vieles mehr gab. Wer sich damit abgefunden hat, dass er sowieso nicht alles schaffen konnte, hatte auch in diesem Jahr wieder eine schöne Zeit in San Diego!

Mittlerweile gibt es innerhalb des Cons so etwas wie eine kleine deutsche Gemeinde, die jedoch auch international eingebunden ist. Bei einem netten Abschlussabendessen, an dem u. a. auch britische Comicfans und der Skulpteur Clayton Moore, der gerade an Frazetta-Staturen arbeitet, und sein Kumpel Buck, ein Football-Trainer aus Texas teilnahmen, tauschten wir Con-Erfahrungen und Erlebnisse aus, die sich so gut wie nie überschritten.
Michael Koch vom Comicshop “Mr. C.“ aus Bochum brachte z. B. zwei Kisten seiner Lieblingscomics aus Deutschland mit und ließ sich diese signieren. Er checkte jeden Tag die Signiertermine und bekam Zeichnungen von (und hatte unvergessliche Begegnungen mit) Jerry Robinson, Rob Liefeld oder Matt Groening. Er war auch einer der wenigen Con-Besucher, die zu einer Signier-Audienz bei Tori Amos (von deren Songs gerade eine Comic-Adaption erschien) vorgelassen wurde
.


Ganz anders sah der Tag für Thomas Schützinger aus, der zum zweiten Mal in San Diego war und jetzt gezielt Termine mit Verlagen und Firmen machen konnte um interessante Objekte wie Bücher oder Figuren zu finden, die er über seine Firma “Atomax“ an die deutschen Fans bringen kann. Außerdem suchte er Comics, die für die “Edition 52“ in Frage kommen. Fündig wurde er u. a. bei den Verlagen “Image“ und “Top Shelf“, demnächst erscheinen daher bei uns Eric Shanowers “Age of Bronze“ und Jeff Lemires “Essex County“.
Carsten Laqua hingegen, der mit Comic-Originalen handelt, ist schon ein San-Diego-Veteran und besucht den Con fast jedes Jahr seit 1986. Er stellt speziell in den letzten Jahren fest, dass die Veranstaltungen aus allen Nähten zu platzen droht und die Hotelpreise explodieren. Während früher der Mittwoch und Donnerstag noch relativ ruhig verliefen, sind nun die Hallen von Anfang an überfüllt. Die massive Präsenz von großen Firmen und Filmcompanys treibt die Preise in die Höhe und viele Comichändler können sich einen Stand nicht mehr leisten. Doch für Carsten, der gerade an einem Buch über Walt Kellys “Pogo“ arbeitete und von dessen Klassiker “Disney im Dritten Reich“ demnächst eine US-Ausgabe ansteht, ist der Comic Con nach wie vor und trotz des Internets die wichtigste Einkaufsreise, denn das Angebot ist breit gefächert, und er wird hier immer wieder fündig.

Zwar wird immer wieder gemunkelt, dass der Con (oder Teile davon) nach Anaheim in die Nähe von “Disneyland“ verlegt werden sollen. Doch bis 2012 existieren Verträge mit dem San Diego Convention Center und folglich konnten auch in diesem Jahr konnten bereits wieder Tickets (bzw. eine "Pre-Reigistration") für den "40th Annual Comic Con International" (23. bis 26. Juli 2009) erworben werden.

Bei COMIC GUIDE habe ich noch weitere großformatigere Bilder platziert

Hier geht´s zu einem Bericht über den Comic Con 2001

Hier geht´s zu einem Bericht über den Comic Con 2002

Hier geht´s zu einem Bericht über den Comic Con 2005

Hier geht´s zu einem Bericht über den Comic Con 2006

Hier geht´s zu einem Bericht über den Comic Con 2007

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