Das diesmal für kalifornische Verhältnisse recht moderate Wetter mit teilweise sogar bedecktem Himmel hielt niemanden davon ab auch in diesem Jahr ins um diese Zeit sonst immer zuverlässig sonnige San Diego zu reisen und den 36. Comic Con International zu besuchen. Nahezu alle Hotelbetten im Innenstadtbereich waren belegt und viele
Besucher nahmen lange qualvolle Anreisen und Nächte in engen
mehrfach belegten Betten auf sich.
Im Gegensatz etwa zum Comicsalon in Erlangen, der auf zahlreiche
gut zusammengestellte Ausstellungen setzt, ist der Comic Con nicht
wirklich wie in der Selbstdarstellung behauptet eine “nonprofit
educational organization“.
Abgesehen von einer reichlich lieblos zusammengestellten Präsentation
der “Hall of Fame“ (diesmal fanden u. a. Goscinny und Uderzo Aufnahme
in die heiligen Hallen) ist der Comic Con nahezu ausschließlich
ein Podium für Werbung und Selbstdarstellung aller Art.
In diesem Jahr war die Größe des Veranstaltungsort erstmals seit langer Zeit nicht gewachsen, die Dimensionen blieben aber beeindruckend. Der Übersichtsplan der kilometerlangen Messehalle
des Convention Centers erstmals wie ein Rennfahrer mit zahlreichen
Firmenlogos versehen.
Dabei handelte es sich jedoch nur höchst selten um die Symbole
von Comicverlagen, denn der Comic Con ist eine Anlaufstelle für
alle Bereiche der populären Kultur.
Den größten Claim hatte Lucasfilm für sich abgesteckt
und bot dort zahlreichen Händlern Unterschlupf, die Lego-Versionen
von “Star Wars“ (wie hier Chewbacca) oder täuschend echte
Lichtschwerter für 120 Dollar anboten. Es war immer wieder
zu hören, dass durch den kurzfristig gebuchten gewaltigen
Lucas-Bereich andere Stände verdrängt oder verkleinert
wurden.
Insgesamt erscheint der Name der Veranstaltung von Jahr zu Jahr
immer weniger passend, denn während die Zahl der Comichändler
rückläufig ist, hält verstärkt Hollywood Einzug.
Es darf bei aller Klage über die relative Bedeutungslosigkeit
der Comics auf dem Comic Con jedoch nicht vergessen werden, dass
1970 auf der ersten Veranstaltung vor 300 Gästen als Promis
neben Jack Kirby auch Ray Bradbury und Forrest J. Ackerman geladen
war und neben Comics auch gleichberechtigt “sf/fantasy and genre
film“ Thema der Veranstaltung war. Die Wichtigkeit des Comic Con
für das Showbiz belegt neben der fast schon traditionellen
Sondernummer von “Variety“, dass z. B. Peter Jackson alle drei
Hauptdarsteller seines neuen Spektakels “King
Kong“ für eine kurze Diskussion mit den Fans vom Dreh
aus Neuseeland entsendete.
|
|
|
|
Wer wollte konnte sich von Freitag bis Sonntag jeweils den ganzen
Tag in der 6.500 Plätze fassenden Halle H erste Häppchen aus den
neusten Erzeugnissen aus Hollywood reichen lassen und bekam dort
ein weltweit einmaliges Menü gereicht, das manchmal sogar etwas
mit Comics zu tun hatte. So waren knapp 20 Minuten aus “The Batman
vs. Dracula“ zu sehen, einem “all-new Direct to DVD Film“ vom
Team der neuen Trickfilmserie. Hier konnte genau wie schon im
TV eher das Design als die Story überzeugen.
Es reiste aber auch ein sichtlich gejetlagter Bryan Singer eigens
aus Australien an. Der zweimalige “X-Men“-Regisseur
zeigte einen ersten 5-minütigen Zusammenschnitt aus seinem neuen
Werk “Superman Reborn“, das erst 2006 in die Kinos kommt. Der
neue Hauptdarsteller Brandon Routh sah zwar etwas gewöhnungsbedürftig
aus, aber Kevin Spacey als Lex Luthor dürfte eine sichere Bank
sein. Das Filmchen kam jedenfalls so gut an, dass es noch gleich
ein zweites Mal gezeigt wurde.
Nicht ganz so euphorisch aufgenommen wurden erste Bilder aus “Ghost
Rider“. Hier waren Ausschnitte zu sehen in denen der flammende
Kopf des rasenden Motoradfahrers noch nicht eingefügt war. Regisseur
Mark Steven Johnson (“Daredevil“)
musste sich die Frage gefallen lassen, warum denn ein Star wie
Nicolas Cage verpflichtet wurde nur um sich dann hinter einem
digitalen Feuerkopf zu verstecken. Interessanter war da schon
die Fragerunde zur Verfilmung von “V
wie Vendetta“. Hier hatten alle Beteiligten (darunter Zeichner
David Lloyd und Produzent Joel Silver) große Schwierigkeiten hatten
zu erklären, warum Alan Moore, der Autor der Comicvorlage, es
verboten hat seinen Namen in Verbindung mit dem Film zu nennen.
Doch die auch mit Glatze sehr attraktive Hauptdarstellerin Natalie
Portman verzauberte alle Anwesenden durch ungewöhnlich kluge und
sensible Antworten fernab des Hollywood-Smalltalks.
|
|
|
|
Auch Trickfilmfreunde kamen auf ihre Kosten. So konnten in der Ausstellungshalle
Originalkulissen aus dem ersten abendfüllenden “Wallace
& Gromit“-Kinofilm und aus Tim Burtons neuen Puppentrickwerk
“The Corpse Bride“ bestaunt
werden. Bei letzterem konnte sogar einem Animator über die
Schultern gesehen werden und ein längerer Ausschnitt im Stile
von “Nightmare
Before Christmas“ wurde gezeigt.
Recht spannend ist und bleibt natürlich die Sache mit Disney
und Pixar. So wurden unter dem Motto “Disneys Coming Attractions“
neben dem anscheinend recht vergnüglichen Superhelden-Klamauck
“Sky High“ sowohl der neue
Pixar-Film “Cars“ wie auch der erste komplett am Computer erzeugte
Disney-Film “Chicken Little“
vorgestellt. Es besteht wohl auch nach Michael Eisners Abgang
wenig Hoffnung auf eine Einigung, denn es wurde ganz offen angekündigt,
dass die ehemalige Disney-Zeichentrickabteilung sich jetzt ausschließlich
um 3-D-Animation kümmert und “Himmel
und Huhn“ in der Tradition von “Schneewittchen“
und “Pinocchio“ stehen soll.
Na ja, die gezeigten Ausschnitte waren dann gar nicht so schlimm
wie die Trailer vermuten ließen, speziell ein Goldfisch,
der sein Glas wie einen Raumhelm trägt und an Land wandelt,
hat durchaus Potential. Auch keine Begeisterungsstürme entfesselten
längere Szenen aus Pixars neuem Werk “Cars“.
Der “Pixar“-bezogene Teil der Disney-Veranstaltung beschäftigte
sich eher mit der Vergangenheit (“10 Jahre Toy Story“) und wurde
moderiert damit ja keine unbequemen Fragen aus dem Publikum aufkamen.
|
|
|
|
Trotz der gewaltigen Dimensionen des Convention Centers kam es dank
der knapp 100.000 Besucher und Aussteller immer wieder zu Gedränge
und unglaublich langen Warteschlangen. Doch die meisten Anwesenden
waren nicht nur bestens gelaunt, sondern oft auch noch mit großem
Aufwand kostümiert. Die hier abgebildete Eule, die für
jeden Schnappschuss ihr Gefieder entfaltete, machte dies wirklich
ganz unprofitabel und nur zur Freude der Kinder.
Hier
geht´s zu einem Bericht über den Comic Con 2001
Hier
geht´s zu einem Bericht über den Comic Con 2002
Hier
geht´s zu einem Bericht über den Comic Con 2004
Hier
geht´s zu einem Bericht über den Comic Con 2006
Hier
geht´s zu einem Bericht über den Comic Con 2007
Bei
AMAZON Comics bestellen, hier anklicken
|