Ende des 19. Jahrhunderts führt das Schicksal in
China die Wege von vier Menschen zusammen, die unterschiedlicher
nicht sein könnten: die junge Arletta Lind kommt als Lehrerin
der Kaufmannsfamilie Lenk ins Reich der Mitte, Ferdinand Roeder
ist Pressekorrespondent und auf der Flucht vor einer unglücklichen
Liebe, Max von Reichenow ist Marineoffizier und Janus Ballhaus
schließlich ist ein sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter.
Sie alle haben ihre Geschichte, doch keiner von ihnen kann zu diesem
Zeitpunkt ahnen, dass sie auf dramatische Weise in Geschehnisse
verwickelt werden, die den Lauf der Weltgeschichte verändern
könnten. Als sich der Konflikt zwischen Einheimischen und
Besatzern zuspitzt, ist es für Flucht längst zu spät.
Gerhard Seyfried (*1948) braucht man wohl niemandem mehr vorzustellen:
seine Comics und Cartoons (u. a. veröffentlicht im ebenso
famosen wie legendären Satiremagazin "Pardon“)
sind längst Kult. Wie man sieht muss man nicht unbedingt
ein asthmatischer argentinischer Serienkiller mit ulkiger Baskenmütze
sein, um zur linken Ikone zu werden – gekonnte Kunst reicht zum
Glück manchmal vollauf.
Seit seinem Romandebüt "Herero" im Jahr 2003 ist Seyfried auch als Autor historischer
Romane erfolgreich unterwegs. "Gelber Wind“ ist nach "Der
schwarze Stern der Tupamaros" bereits sein dritter Roman, und meines Wissens ist es
auch das erste Mal, dass ein deutscher Schriftsteller sich des
Themas Boxeraufstand in Romanform annimmt. Ideologisch bleibt
Seyfried seinen Wurzeln treu: auch hier steht er bedingungslos
auf Seiten der Unterdrückten und Ausgebeuteten, leider werden
auch einmal mehr die Leistungen deutscher Soldaten relativiert.
Auch wenn kein Mensch daran zweifeln kann dass die Kolonialpolitik
unrecht war und der Einsatz deutscher Truppen im heimatlichen
Reich seinerzeit schamlos propagandistisch ausgebeutet wurde,
sollte unser Mitgefühl auch jenen gelten, die auf Befehl
skrupelloser Politiker fernab der Heimat kämpften, litten
und starben.
Die für das Verständnis unabdingbaren historischen
Hintergründe baut Seyfried geschickt in die Handlung ein,
z.B. als Ausführungen Arlettas gegenüber ihrem Schüler.
Seyfrieds Hintergrundrecherchen sind vorbildlich, ein ausführliches
Glossar und eine umfangreiche Literaturliste zu Boxeraufstand
und deutscher Kolonialgeschichte runden den positiven Gesamteindruck
ab.
Fazit: Seyfried liefert mit "Gelber Wind“ eine solide
Arbeit ab, die sich leidlich unterhaltsam liest. Leider driftet
er allzu oft stilistisch in die Gefilde des Trivialen ab und ergeht
sich öfters in langatmigen Aus- und Abschweifungen, die auf
den Leser ermüdend wirken. Dennoch auf jeden Fall eine empfehlenswerte
Lektüre für alle, die am Thema interessiert sind. Keine
große, aber interessante Literatur.
Stefan Meduna
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