Aus dem Trubel des
wilhelminischen Berlin verschlägt es Ende 1903 den jungen Karthographen Carl
Ettmann in eine trostlose Küstenstadt der deutschen Kolonie Südwestafrika.
Gemeinsam mit der abenteuerlustigen Photographin Cecile Orenstein reist er ins
Landesinnere und gerät mitten in den Aufstand der Hereros. Während Carl als
Teil einer eilig zusammengewürfelten Truppe den belagerten Deutschen in
Okahandja zu Hilfe eilen muss, begibt sich Cecile gemeinsam mit einem Pfarrer in
das Kampfgebiet, um einen Herero-Häuptling von der Teilnahme am Aufstand
abzuhalten. Damit geraten beide in eines der blutigsten Kapitel der deutschen
Kolonialgeschichte.
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Mit
Gerhard Seyfrieds Erstlingsroman
tut sich die deutsche Buchkritikerkaste eindeutig etwas schwer.
Eine Journalistin in der Münchner Süddeutschen Zeitung fand es z.
B. "schockierend" das ein landesweit bekannter "Comic-Zeichner"
ein "konsequent humorfreies Buch" geschrieben hat, dessen
Erzählung "ungefedert dahinstolpert". Man sollte sich
durch derlei gedruckte Vorurteile von Kauf und Lektüre nicht abschrecken
lassen, sie zeigen einzig und allein deutsche Verhältnisse.
Comics gelten hierzulande
immer noch als Unterhaltungslektüre für geistig Minderbemittelte,
demzufolge haben auch die Comic-Macher geistige Tiefflieger zu sein.
Immer lustig die Burschen, aber eben debil. Die gleichen Journalistinnen
schreiben dann aber Lobeshymnen z. B. über einen Film wie "Der
bewegte Mann". Ohne die Comic-Vorlage von Ralf König würde
Sönke Wortmann heute in der Filmbranche allerdings etwas blasser
dastehen. In Frankreich, Italien oder Spanien ist das anders. Dort
werden Comics und ihre Autoren im seriösen Feuilleton besprochen.
In Frankreich hätte man Seyfrieds ersten Roman sicher unter anderen
Vorzeichen rezensiert. Aber nichts ist so alt, wie die Kritiken
in Zeitungen von gestern. Es lässt sich prima Fisch drin einwickeln.
Die Lektüre von "Herero" lohnt sich. Sicher macht es Seyfried
einem an manchen Stellen nicht einfach, wenn er z. B. beweisen will
wie gründlich er die Fakten um den Herero-Aufstand recherchiert
hat, aber dass sollte man ihm nicht kleinlich ankreiden. Es erscheint
hierzulande viel zu viel oberflächlich zusammengeschustertes Lesefutter,
sodass man froh sein kann auf einen Autor zu treffen, der mit Sorgfalt
sein Thema angegangen hat. Seyfried gelingt, was nicht vielen Schriftstellern
gelingt, die Stimmung der damaligen Zeit einzufangen und über den
Herero-Aufstand hinaus einen Eindruck auf die Befindlichkeiten der
Deutschen in der wilhelminischen Ära zu zeigen. All das eingebunden
in die ganz persönliche (auch Liebes-) Geschichte seiner Protagonisten.
Eigentlich der Stoff aus dem respektable Spielfilme sein könnten.
Wie wär´s, Herr Wortmann?
G. N.
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