IZ ist
der übergewichtige Fremdländer mit der Ukulele, welcher "Over the
Rainbow" einmal mehr in die Charts geführt hat. Das ist auch schon
wieder ein wenig her und natürlich haben dies Produzenten bewerkstelligt,
denn die Platte erschien erst 2010, wurde aber schon 1993 aufgenommen
und bei Erscheinen war IZ schon tot. Das macht doch vieles einfacher.
So rein geschäftlich.
Jedenfalls
der so drastisch beleibte Mann macht einen sehr, sehr sympathischen
und die Ukulele bei der Leibesfülle einen besonders niedlichen Eindruck.
Jetzt singt er noch mit kindlicher Stimme und da setzt das vorzeitige
Ableben (keine Ahnung warum, aber bemitleidenswert wird das Drama
schon sein) dem Verkaufserfolg nur die Krone auf. Keine Sorge, mein
Sarkasmus bezüglich des Business langweilt mich selbst auch schon.
Tatsache
ist, dass der Hit-Titel mit der Ukulele recht außergewöhnlich im
Stil ist und dabei ebenso guten wie schlichten Charme versprüht.
Der Mensch singt von Herzen, spielt sein Instrument einwandfrei
und macht Musik als Seelensprache. Er ist Künstler. Da spielt ein
unkonventionelles Schicksal oder auffälliges Aussehen keine Rolle,
ist eher förderlich.
Fast
schade wenn da der Focus durch die Medien auf nur eine Nummer gelenkt
wird. Diese Langspiel-CD würde Hörerwartungen sicher erfüllen. Die
weiteren Titel klingen in gewisser Weise ähnlich, sind sie doch
klanglich stets von IZ´s Stimme und seinem Ukulele-Spiel geprägt.
Musikalisch wechseln sie doch deutlich ab. Selbst das schwer erträgliche
"Country Roads" von John dem Denver bekommt einen neuen Groove und
wird als ehrlich beschwingt empfunden. "Maui Hawaiian Sup´pa Man"
wird durch elektronisches Rummsschlagzeug und dergleichen erweitert
und bedient so die Vorstellung eines durch futuristische Fähigkeiten
überlegenen Helden amüsant. Ansonsten sammeln sich hier viele hübsche
Lieder, deren folkloristischer Südseecharakter wie gesagt dem Hörer
keine Widersprüche auferlegt und dabei vollkommen authentisch wirken.
Der klanglich naiv wirkende Gesang gewinnt mit der Hawaiianischen
Sprache an Tiefe des Empfindens und bei Gelegenheit von Ukuleles-Solos
kann man nun auch echte Virtuosität erleben.
So
kräftig, gezielte, saubere Töne gelingen auf der praktikableren
Gitarre nicht jedem und so überzeugen sie auf dem häufig unterschätzten
Instrument um so mehr. Nicht zuletzt steht die Sache mit Intro und
Abschlussong Haiwai ´i ´78 offenbar unter dem Stern konkreter Umweltbedrohung
und dagegen gerichteten Bemühungen und somit tatsächlich jenseits
naiver Süßlichkeitsillusion. Der dicke Mann weilt nun jenseits des
Regenbogens und seine vielleicht doch kindliche Weltsicht bleibt
uns zum Glück als seltenes Beispiel einer modernen oder viel besser
lebendigen Folklore in unbefangener, aber nicht übertriebener Einigkeit
mit den Segnungen des Pop als Zeichen wahrer Kunst als Mittel und
Ausdruck der eigenen, wie auch immer gearteten Person, überpersönlicher
Inhalte und menschlicher Erfahrungen, lokaler und ethnischer Identität,
wie aktuellen, umwelttechnischen Inhalten erhalten.
Wer
"Over the Rainbow" mochte, nicht von der LP wusste und gern mehr
davon hat, wird hier fündig und froh.
bernhard
r.c.faaß www.empyreal.de
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