"Together
Alone" ist die erste internationale Audio-CD von ANOUK
aus dem Jahre 1997. Die erste Nummer auf der Platte war der Hit
"Nobody´s Wife" und wurde gleichzeitig als das
Statement verifiziert mit dem ANOUK von nun an identifiziert werden
sollte. Jedenfalls wurde in deutschen Landen die Promotion dahingehend
gestaltet. Nicht von ungefähr brachte ANOUK dieses Statement reichlich
glaubwürdig wieder, der Text schien genau auf sie zu passen und
so kauften ihr die Leute das Nobody´s Wife gerne ab .
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Bereits lange vor Veröffentlichung im lukrativen deutschen Markt war
ANOUK in ihrer
niederländischen Heimat bekannt und erfolgreich. Ich gehörte zu einer
Art Testgruppe der
BMG A&R Abteilung welche neue Acts Probe hören und beurteilen durfte, um
den möglichen Markterfolg
im Vorfeld bestimmen zu können und aussichtslose Kandidaten zu erkennen
und dadurch Investitionsvorteile
zu erlangen. Sehr froh war ich, das ich wohl nicht der einzige Testhörer
war, welcher ANOUK befürwortete
und das Album in Deutschland erschien. Tatsächlich schrieb ich den
Entscheidungsträgern bei der BMG,
dass es sich hier ausnahmsweise einmal um eine RICHTIG gute Musike
handelt. Besonders im Vergleich
zu dem laschen Mist , den sie uns sonst so übersanden. Man beachte: Es
waren regelmäßig neutral weiße
CompactCassetten (Ja in den Neunzigern versanden sogar die ganz großen
Plattenfirmen noch CompactCassetten),
ohne Bilder die keinerlei Rückschluss auf Herkunft, Name etc. des Acts
zuließen. Es ging nur um die Musik.
Man war also unbeeinflusst von der an sich schon höchst beglückenden
Optik der nordischen Blondine
.
Tatsächlich
hörte ich die Aufnahmen schon damals ständig. So dermaßen fetzte
die Dame. Glücklich über die Veröffentlichung der Scheibe besuchte
ich natürlich auch das Münchner Konzert der zugehörigen Deutschland
Tour (Damaliger Konzertartikel für ein Online-Magazin im Anschluss.)
Leider wurde das Münchner Konzert der Tour zu Ihrer Folge CD "Urban
Solitude" von der BMG abgesagt. Wir standen des Abends vor
trögen Hinweisschildern. :-(
Seitdem
ward sie in Deutschland nicht mehr gesehen. In ihrer Heimat und
den Beneluxstaaten spielt sie mit Ihrer Band häufig und es gibt
auch regelmäßig neue Platten. Neben Ihrer grandios kraftvollen Stimme
und ihrer weiblichen Schönheit (gar nix Barbie-mäßiges, dafür Tattoes
und Mähne, lebendige, selbstbestimmte Frau) gelingt es ungebändigte
Wildheit auf die Konserve CD zu bannen. ANOUK ist eine Naturgewalt.
Roh würde ich die Energie nennen, wäre sie nicht ganz eindeutig
voll unter ihrer eigenen Kontrolle. Dadurch wirkt sie eigentlich
nur noch machtvoller. Diese Frau singt, das es dich umbläst und
weiß dabei genau, was sie tut und um ihre Wirkung. Und das ist alles
auf der Platte drauf! Der Druck entsteht sogar bei Zimmerlautstärke
und eine höhere wird empfohlen.
Es
ist Rock: Sehr lauter, druckvoller Rock. Dicht und intensiv. Dabei
stören die Instrumente nie die Stimme, die trotz der Lautstärke
stets gut durch dringt. Das liegt an dieser Kraft. Und die ist es
auch, die einem so leicht glauben macht, es muss dieses Mädchen
sein, welches die Worte von "Nobody´s Wife" geschrieben
hat eben , weil sie das so meint und wahrscheinlich selbst ist.
Die
anderen Nummern stehen dem Einstiegssong gar nicht nach und die
CD bietet auch nicht die drei üblichen guten Stücke und sonst nur
restliches Beiwerk. Die Titelnummer "Together Alone" macht
gleich weiter. Nach einem trügerische leisem Intro bricht es über
einen herein. Der Text auch wieder ohne Blatt vorm Mund. Dann eine
spöttische Nummer: "It´s so Hard". Gefolgt vom ruhigeren
"The Other Side of Me". "Pictures on your Skin"
bietet ein sophisticated Arrangement und musikalischen Tiefgang
mit der schon bekannten Power. Das berühmte Muhammad Ali Zitat taucht
darin auf: "Smooth like a butterfly, sting like a bee."
Dann die Acoustic-Ballade "Sacrifice", welche noch zu Ehren
gekommen ist und noch dazu mit dem schlichtem Charme daherkommt,
so einfach gestrickt zu sein , dass sie jeder mittelmäßig fleißige
Gitarrist leicht erlernen mag, ohne auch nur im geringsten zu verlieren.
"Fluid Conduction" ist für meinen Geschmack eine der besten
Nummern und erledigt bei ausreichender Lautstärke auch wieder das
Staubwischen in eurer Wohnung. Nach weiteren zwei Songs schließt
die CD mit der klugen Ballade "Time is a Jailer" und dem
auch später noch viel erhörten stimmungsvollen "Mood Indigo".
Stil
und Instrumentierung von ANOUK?s Rock sind nicht extravagant, bieten
aber eine individuelle Ausprägung geläufiger Akkorde. Sie bewegt
sich mit ihrer Band im Areal eines reifen Genres und versteht es
eine eigene Interpretation desselben beizutragen. Ihre klugen Texte
verstehen es Seelenzustände verständlich zu machen, beschreiben
Erfahrungen gelebter Sexualität und Einsichten in Beziehungswelten.
Weiblich, selbstbewusst, als betroffene Beobachterin kann hier kaum
anders als von einer erfreulichen Mündigkeit gesprochen werden.
(Jungens aufgemerkt: Hier kann man lernen.) Sie reichen weit über
verbreiteten Hard-Rock-Blödsinn wie "In the light of the night...",
"Monsters in the sky fly high...", "Big Tits fit..."
usw. hinaus. Die Produktion ist differenziert, durchsichtig klar
und druckvoll. Technisch und klanglich super. Cover und Booklet
unspektakulär mit Bildern von ANOUK und zum Glück allen Texten.
CD-Label Goldbronze. Sollte hier der Wunsch Vater des Gedankens
gewesen sein, kann man nur zustimmen: Sie ist eine Auszeichnung
in Gold wert.
Eine
erste Scheibe ist oftmals die mit dem größten unverfälschten Elan.
Ich kann die anderen ANOUK Sachen nur empfehlen. Sie ist sich treu.
"Together Alone" bleibt trotzdem mein Favorit. Da knallts
mal souverän und die Energie ist spürbar. ANOUK hat warscheinlich
das Ventil angezapft , durch welches Gott langsam die Luft aus dem
Universum lässt. Auf chromstählernen Schwingen düst ihr Gesang mit
Tönen wie fluoriszierende Geschosse aus Lichtgewehren durch den
Raum in unser Ohr, in unseren Bauch, in unsere Psyche, in unser
Dasein und lässt uns selbst die Energie erfahren.
bernhard
r.c.faaß www.empyreal.de
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