Es war die größte, wenn nicht gar die einzige Überraschung
der 2011er Oscar-Verleihung. “The
King’s Speech“ erhielt verdientermaßen die vier wichtigsten
Trophäen (Bester Film, Hauptdarsteller, Regisseur und Drehbuchautor),
“True Grit“ erhielt unverdientermaßen
nichts, was aber taktisch Oscar-nachvollziehbar war (die Coens und Jeff Bridges
hatten in den Vorjahren bereits abgeräumt). Doch ein unspektakulär
“The Fighter“ betiteltes Boxer-Drama gewann überraschend
die beiden Nebenrollen-Oscars.
Bei Melissa Leo mag das etwas verwundern, denn ihre Verkörperung
einer Übermutter, die dem Glück ihrer Kinder trotz guter Absichten
eher im Weg steht, ist nicht wirklich spektakulär, sondern funktioniert
hauptsächlich durch das gute Ensemble. Ebenfalls nominiert war
Amy Adams, die die Trophäe eigentlich verdient hätte. Sie spielt
eine White-Trash-Kellnerin spielt, die versucht den gutherzigen
Boxer Micky Ward (Mark Wahlberg) aus dem Sumpf seiner Sippschaft
herauszuholen.
Der schlimmste Finger im Ward-Clan ist Mickys Bruder Dicky, der
im Boxsport seine 15 Minuten Ruhm hatte und als kleinkrimineller
Drogensüchtiger immer noch davon zehrt. Micky mag Dicky nicht
im Stich lassen und beschäftigt den unzuverlässigen Gesellen weiterhin
als seinen Trainer, was dem großen Durchbruch im Wege steht. Christian
Bale ist in der Rolle des Dicky mehr als sehenswert, wie schon
in “The Machinist“ hat
er erheblichen Raubbau an seinem Körper betrieben um angemessen
abgewrackt rüberzukommen.
Wie Micky Ward dann trotz aber auch wegen seiner Familie schließlich
erfolgreich wird, beruht zwar auf Tatsachen ist zugleich aber
– vor allem durch seinen Mangel an Kampfszenen und dem treffsicher
eingefangenen Milieu - auch der schönste Boxerfilm sei dem ersten
“Rocky“!