Mit “Lone Ranger“ versuchten Disney und Regisseur Gore Verbinski
eine Art Wild-West-Variante zu den “Fluch
der Karibik“-Filmen zu realisieren. Wichtigste Komponente
ist ein abenteuerlich kostümierter und geschminkter Johnny Depp, der
als Indianer Tonto diesmal weiße Paste im Gesicht und eine Krähe auf
dem Kopf trägt. Doch im Gegensatz zu Depps durchgeknallten aber sympathischen
Piraten Jack Sparrow, der erst im überflüssigen vierten
“Fluch der Karibik“-Film anfing total zu nerven, ging
mir Tonto schon nach wenigen Minuten vollends auf dem Keks.
Dieser mit einer Mischung aus Slapstick,
Mystik und tragischer Vergangenheit aufgeladene Charakter dominiert
- anstelle des von Armie Hammer mit naivem Charme verkörperten
Titelhelden - den Film auch durch eine überflüssige Rahmenhandlung.
Dadurch wird verhindert, dass “Lone Ranger“ zwischen der
spektakulären Eröffnung und dem rasanten Finale jemals
richtig in Gang kommt. Nicht eben hilfreich ist zudem, dass Verbinski
sich weniger von der simplen Abenteuer-Romantik der “Lone Ranger“-Reihe,
die durch Radio und TV populär wurde, sondern sowohl inhaltlich
wie auch visuell und musikalisch hauptsächlich von Sergio Leones
Italo-Western inspirieren ließ. Der daraus resultierende dreckige
Look will jedoch so gar nicht zum maskierten Rächer mit dem
weißen Hut passen.
Am Ende des Filmes ist dann doch noch (endlich!) ausgiebig die Wilhelm-Tell-Ouvertüre
zu hören und der Lone Ranger galoppiert mit seinem weißen
Pferd Silver über Dächer, Züge und scheinbar planlos
quer durch den Grand Canyon verlegte Gleisanlagen. Dies wirkt wie
der Versuch dem Zuschauer nach zwei Stunden Leerlauf doch noch etwas
Spektakel mit auf den Heimweg zu geben, auf dass er “Lone Ranger“
weiter empfehle, was hiermit keineswegs geschehen sei.