Bereits in “Mein
liebster Feind“ - Werner Herzogs Abrechnung mit Klaus Kinski –
ist ein Ausschnitt aus dem legendären “Jesus Christus Erlöser“-Auftritt
zu sehen. Hier wird gezeigt wie Kinski einen störenden Zuhörer auf
die Bühne holt und dann ziemlich rabiat abfertigt. Der Filmemacher
Peter Geyer, der zuvor schon den Band “Fieber
- Tagebuch eines Aussätzigen“ mit Fotos und Gedichten von Kinski
herausbrachte, kam in den Besitz von einigen 16mm-Filmrollen aus dem
Besitz von dessen dritter Ehefrau. Daraus rekonstruierte Geyer den
Auftritt bei dem Kinski am 20. November 1971 in der Berliner Deutschlandhalle
einen Teil der “3.000 bis 5.000“ Zuschauer gegen sich aufbrachte.
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Klaus Kinski war bereits in den Fünfziger
Jahren – lange vor seinen Erfolgen als Filmschauspieler - ein gefeierter
Rezitator, dies allerdings in einem kleineren fast intimen Rahmen.
Als er sich 1971 zu einer Ein-Mann-Performance mit einer selbstverfassten
Christus-Interpretation entschloss war sicher die riesige Deutschlandhalle
nicht der richtige Ort für einen Solo-Auftritt (und das sich
revolutionär gebende Alternativ-Publikum gewiss auch nicht
gerade die dankbarste Zuhörerschaft). So wird Kinski schon
nach 5 Minuten von Störern unterbrochen, die ihm vorhalten
das er für die “10 Mark Eintritt“ gefälligst Leistung
erbringen solle. Mehrmals verlässt Kinski die Bühne und
setzt aber dann doch wieder erneut an mit seinem Text “Gesucht wird
Jesus Christus…“
Durch Geyers Film kann Kinskis Darbietung hautnah erlebt werden
und die erbosten Zwischenrufe scheinen so gar nicht dazu zu passen.
Es ist zu sehen wie Kinski beim Rezitieren die Tränen kommen und
er überhaupt nicht mit den provokanten Zwischenrufen klarkommt.
Ihm ist es offensichtlich sehr ernst mit seiner im positivsten Sinne
naiven Schilderung eines volksnahen Jesus Christus, der nichts mit
Bonzen und Kirchen anfangen kann. Zweifelsohne stellte Peter Geyer
hier eine sehr spannende Dokumentation zusammen, die nach dem Nachspann
auch noch ein Happy End findet. In der fast leeren Halle bringt
Kinski um 2 Uhr früh seine Rezitation vor einem kleinen aber durchaus
beglückten Publikum doch noch zu Ende.
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