Was keiner für möglich gehalten
hat, könnte wahr werden: Vielleicht heißt der neue Christoph
Waltz demnächst Daniel Brühl. Es sind ganz gewiss schon
größere Ungerechtigkeiten geschehen als dass bei der
anstehenden Oscar-Verleihung Brühl gleich zweimal für
eine Nominierung für die “beste männliche Nebenrolle“
erhält. Zwar gewinnt er als Niki Lauda in “Rush“
das Rennen gegen James Hunt, als Darsteller hält er jedoch
locker beim Strahlemann Chris Hemsworth mit.
Auch dem ebenfalls auf tatsächlichen
Ereignissen basierenden “Inside Wikileaks – Die fünfte Gewalt“
spielt Brühl scheinbar die zweite Geige. Doch er ist sehr vielmehr
als der Sidekick des von “Sherlock“
Benedict Cumberbatch mit geballter Arroganz porträtierten Julian
Assange. Brühls Daniel Domscheit-Berg ist so etwas wie das moralische
Zentrum eines Filmes, der bildgewaltig über die Zukunft des Informationswesens
sinniert. Doch noch bemerkenswerter ist, dass Brühls Domscheit-Berg
ein völlig anderer Charakter ist als sein Niki Lauda und sich Brühl
langsam aber sicher vom netten Darsteller zum Schauspieler entwickelt
hat.
Regie bei “Inside Wikileaks“
führt der immer für einen interessanten Film gute Bill Condon ("Gods
and Monsters", "Kinsey",
"Dreamgirls",
"Twilight
- Breaking Dawn"), der die Entstehungs-Geschichte
der Enthüllungsplattform visuell aufregend in atemloser Geschwindigkeit
erzählt. Dank seines sehr gut zusammen gestellten großen internationalen
Ensembles bleibt jedoch immer wieder Zeit für Zwischentöne.