David Lynch (“Mulholland
Drive“, “The Straight Story“,
“Twin Peaks“) mutet seinen Zuschauern
diesmal noch etwas mehr zu als sonst und das auch noch knapp drei
Stunden lang. Nach einem wirren Auftakt in polnischer Sprache und
mit Riesenkaninchen-Sitcom scheint bei “Inland Empire“ zunächst
noch Hoffnung auf eine halbwegs nachvollziehbare Story zu bestehen.
Laura Dern spielt die Schauspielerin Nikki Grace, die sich von ihrem
neuen Film “On High in Blue Tomorrows“ ein Comeback erhofft. Doch
recht schnell wird Lynch wieder unkonventionell. Der Film springt
munter und scheinbar nach dem Zufallsprinzip zwischen Film und Wirklichkeit
sowie zwischen Hollywood Boulevard, einem Trailer Park und schäbigen
polnischen Mietskasernen hin und her.
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Lynch drehte seinen Film mit einer
simplen Videokamera. Auch dadurch erinnert “Inland Empire“ an so
manches unter dem Motto “Das Filmmaterial kostet ja nix“ entstandenes
und dadurch viel zu lang gewordenen Urlaubsvideo. Sehr viel spannender
als der Film ist dessen Entstehungsgeschichte. Lynch wollte das
im Laufe von drei Jahren angehäufte Material ursprünglich
für seine Website verwenden. Doch schließlich bastelte
er einen Film daraus, den er im Eigenverleih vertrieb und mit dem
er in den USA von Stadt zu Stadt tingelte. Recht interessant war
auch die (seltsamerweise fehlgeschlagene) Oscar-Kampagne, die David
Lynchs für seine Hauptdarstellerin durchführte. Er setzte
sich höchstpersönlich mit einem Poster von Laura Dern
und einer Kuh an diverse Straßenecken von Los Angeles.
David Lynchs einzigen wirklich Mitbewerber im Bereich kinematographischer
Exzentrik, dürfte Lars von Trier sein, der es in “Dogville“
und “Manderlay“ ebenfalls über
eine nicht gerade kurze Laufzeit ganz schön bunt trieb. Wahre
Meisterschaft zeigt sich, wenn derart konsequent eigensinnige Filme
längst nicht so langweilig und nervig sind wie sie eigentlich
sein müssten. Dies trifft auf von Trier genauso wie auf Lynch
zu. Auch wenn nach dem Betrachten von “Inland Empire“ nicht der
Eindruck entsteht einen filmischen Meilenstein gesehen zu haben,
so macht sich unter dem Motto “Mit der Kultur ist es wie mit der
Medizin, sie muss bitter schmecken“ zumindest ein gewisser Stolz
darüber breit das sperrige Werk überstanden zu haben.
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