Psychische Probleme haben den Juristen David Böttcher eine Weile aus der Bahn geworfen. Daher ist der Familienvater froh wieder eine Anstellung gefunden zu haben, auch wenn es sich ganz gewiss nicht sein Traumjob ist. David soll als Liquidator eine angeblich nur noch rote Zahlen schreibende Werbeagentur auflösen und anschließend abwickeln. Diese ihm sehr unangenehme Tätigkeit verläuft zunächst erstaunlich reibungslos. Alle Angestellten verlassen wortlos das Großraumbüro und keiner möchte die angebotenen Beratungsgespräche mit David wahrnehmen. Doch die Mitarbeiterin Frau Blochs macht es ihm nicht so leicht und hört auch nach ihrem Selbstmord nicht damit auf David im menschenleeren Bürogebäude aber auch daheim zu terrorisieren...
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Was zunächst ein wenig wie die deutsche Variante von Jason Reitmans
“Up in the Air“ mit George Clooney wirkt, beschreitet
recht rasch eigene unerwartete Wege. Alexander Adolph (“So
glücklich war ich noch nie“) vermengt in seinem zweiten
Spielfilm einen recht klaren Blick auf die bundesdeutsche Realität
mit Elementen des japanischen Geister- und des US-Horror-Films.
Für drei kurze aber ganz schön heftige Splatter-Szenen
holte sich Adolph den deutschen Trash-Filmer Olaf Ittenbach (“The
Burning Moon“, “Legion of the Dead“) als Experten
für “SFX Maske“. Man darf gespannt sein, was von diesen deftigen
Sequenzen übrigbleibt, wenn einst die Co-Produzenten arte
und ZDF “Der letzte Angestellte“ zu später
Stunde ausstrahlen.
Diese drei Ekelszenen wirken wie Fremdkörper in einem ansonsten
durchaus subtil erzählten Film. Alexander Adolph zeichnet
glaubhaft das Psychogram eines Mannes, der langsam aber sicher
daran verzweifelt seinen Mann stehen zu müssen. Zwar versucht
sich Adolph auch in konventionellen Gruselszenen mit gut gesetzten
Schockeffekten. Doch der wahre Horror sind jene Gefühle,
die der von Selbstzweifeln geplagte David Böttcher empfindet,
nachdem er erfahren hat, dass er den ungeliebten neuen Arbeitsplatz
nicht etwa seinen durchaus vorhandenen Qualifikationen verdankt,
sondern den guten Beziehungen seiner herrschsüchtigen Schwiegermutter.
In erster Linie ist “Der letzte Angestellte“ jedoch ein
weiterer Triumph für den längst nicht mehr nur in Deutschland
tätigen Hauptdarsteller Christian Berkel. Dieser war zwar
bereits in Ingmar Bergmans Berlin-Film “Das Schlangenei“
und Helmut Dietls “Rossini“
dabei, fiel einem breiten Publikum aber erst als kerniger Co-Proband
von Moritz Bleibtreu in Oliver Hirschbiegels “Das
Experiment“ auf. Hirschbiegel setzte Berkel anschließend
als Wehrmachts-Stabsarzt in “Der
Untergang“ ein, was zu weiteren Nazi-Uniform-Rollen in
Paul Verhoevens “Black Book“,
Spike Lees “Buffalo Soldiers ’44“, Bryan Singers “Operation
Walküre“ und Quentin Tarantinos “Inglourious
Basterds“ führte. Berkels Talent in der Darstellung
schneidiger deutscher Offiziere führte auch dazu, dass er
bereits zweimal Helmut Schmidt (in den TV-Filmen “Die Sturmflut“
und “Mogadischu“) verkörperte. Dass er nicht nur zackig sein
kann beweist Berkel in “Der letzte Angestellte“. Seine
Darstellung in “Der letzte Angestellte“ lässt an
Jack Nicholson in Stanley Kubricks “Shinning“ denken.
Doch im Gegensatz zu Nicholson, der auch als Normalo schon leicht
durchgeknallt wirkt, wechselt Berkel äußerst glaubhaft
vom liebevollen Vater mit Existenzängsten zum an der Realität
zweifelnden Berserker. Schon allein Berkels Darstellung - aber
auch die irren Blicke der bedrohlich wirkenden Bibianna Beglau
- machen den mutig realen mit irrealem Horror kombinierenden Film
sehenswert.
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