Neuverfilmung versus Klassiker


 
Filmtitel: Carrie
Originaltitel: Carrie
Land, Jahr: USA 2013
Regie: Kimberly Peirce
Buch: Lawrence D. Cohen, Roberto Aguirre-Sacasa nach dem Roman von Stephen King
Produzent: Kevin Misher
Musik: Steve Jablonsky
Darsteller: Chloë Grace Moretz, Julianne Moore, Judy Greer, Portia Doubleday, Ansel Elgort
Länge: 99 min
Website: www.sonypictures.de    


Carrie ist eine schüchterne Außenseiterin, die von ihren Klassenkameraden verhöhnt und verspottet wird und mit ihrer religiös fanatischen Mutter zusammen in einem Haus lebt. Die Demütigungen gipfeln in einem bösen Streich, der Carrie während der Zeremonie des Abschlussballs gespielt wird und der Carries unbewusste telekinetische Fähigkeiten freisetzt
 
    
 

Stephen Kings erster veröffentlichter Roman wurde 1976 prompt verfilmt und das auch noch vom heutigen Starregisseur Brian De Palma. Sowohl für King wie für De Palma war dies damals der Beginn einer Weltkarriere, aber auch für etliche der Darsteller (darunter Sissy Spacek, John Travolta, Amy Irving). Der Film ging zu Recht in die Geschichte des Horrorfilms ein und Brian De Palma etablierte seinen an Hitchcock orientierten, aber ebenso eigenständigen, unverwechselbaren visuellen Stil. De Palmas "Carrie" ist nichts anderes als Kino pur und bis heute die vielleicht beste Stephen King-Verfilmung.

Es muss ein ziemlicher Druck auf der Regisseurin Kimberly Pierce gelastet haben, als sie die Dreharbeiten zum Remake dieses Klassikers antrat. Das merkt man dem Film teilweise an. Da wird stellenweise 1:1 dasselbe Drehbuch heruntergespult, manchmal sogar Wort für Wort im Dialog. Man fühlt sich ein wenig an Gus Van Sants Remake von Hitchcocks “Psycho“ erinnert, das wohl zu Recht schnell wieder in Vergessenheit geraten war. Doch "Carrie" von 2013 einen schlechten Film zu nennen, wäre falsch.

Der Film fängt mit einer als waghalsigen, ja beinahe übermütigen Szene an, die die Macher neu eingefügt haben und in der die fanatisch religiöse Mutter - nach einer schmerzvollen Hausentbindung im Alleingang - erwägt, die ungewollte (weil aus Sünde entstandene) Baby-Carrie mit einer Schere zu ermorden. Mehrere solcher drastischen Momente hätten den Film zu einem kleinen Remake-Meisterwerk machen können. Doch es folgt das Ballspiel, das die Regisseurin aus unerfindlichen Gründen diesmal in das Schulschwimmbecken verlegt. Gerade als man vermutet, die Szene in der Carrie ihre erste Periode bekommt, würde diesmal unter Wasser stattfinden, wechselt der Film dann doch zu der aus dem Klassiker bekannten Duschsequenz, als wollte man sich nur ja nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

Zum Cast: Die beiden wichtigsten Personen: Carrie und ihre Mutter sind treffend besetzt und glänzen in ihren Rollen. Vor allem die junge Chloë Grace Moretz (nach “Kick Ass“ nicht gerade ein überraschendes Casting) überzeugt in der Darstellung einer moderneren, tougheren Carrie, die vom Opfer zum Racheengel mutiert. Julianne Moore spielt gewohnt solide, auch wenn sie in ihrer Intensität nicht an die 76er-Darbietung von Piper Laurie heranreicht (was auch kaum möglich erscheint). Der Rest des Casts ist leider eher Durchschnitt. Der neue Tommy Ross (Ansel Elgort), der sich aufopfert und Carrie zum Abschlussball ausführt, ist nett, aber es fehlt die gewisse Doppeldeutigkeit, die er im alten Film ausstrahlt. Auch der Sportlehrerin (Judy Greer) nimmt man im Remake nicht wirklich ab, dass ihr die Sache mit Carrie nahegeht.

Man kann es nicht festmachen, es sind eben die vielen kleinen Details, die den Klassiker auszeichnen, die hier fehlen. Doch die größte Änderung des neuen Films liegt in der Entscheidung Carrie aus der Opferrolle herauszunehmen. Sie gewinnt diesmal viel schneller als im Original die Oberhand über die sie beherrschende Mutter und wandelt sich nach Vollzug der Demütigung auf dem Abschlussball (der hier nicht in Zeitlupe gezeigt wird wie so genial bei De Palma) zu einer Art Königin des Schreckens. Was folgt ist eine Aneinanderreihung von telekinetischen Hinrichtungen, die alle viel individueller und blutiger im Stile der “Saw“-Filme und vor allem (dem Computer sei Dank) tricktechnisch deutlich überzeugender gemacht sind als im Original

Regisseurin Kimberly Peirce behauptet sie wolle keine Kopie von De Palmas Film machen, sondern eine neue Umsetzung des Buches. Vielleicht ist das eine gute Idee, zumal diesmal eine Frau bei einem Mädchenthema (zwar geschrieben von einem Mann) hinter der Kamera steht, die durchaus eine eigene Sichtweise hat. Den Kids dürfte der Film allemal gefallen, da er schließlich eine gute Story erzählt und zudem noch der Gegenwart mit Handys und YouTube spielt. Die “Ur-Carrie“ greifen sie sich danach immer noch daheim reinziehen.

Matthias Schäfer

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