Immer noch Kult


 
Filmtitel: Captain Future
Originaltitel: Captain Future
Land, Jahr: Japan 1978 - 79
Regie: Shigeo Hirota u. a.
Buch: Toyohiro Ando, Masaki Tsuji nach Romanen von Edmond Hamilton
Produzent: Hiroshi Takeda
Musik: Christian Bruhn
Darsteller: -
Länge: 13 Episoden mit je circa 90 Minuten
Website: www.futuremania.de/  


Mit einigem Grauen denkt so mancher zurück an die japanischen Zeichentrick-Serien seiner Jugend: An Karel Gotts schmalziges "Biene Maja"-Lied, an "Gitti und Erika", die volle Pulle "Heidi!" grölten, während das großäugige Balg durch die Alpen schaukelte, oder an völlig zu recht vergessene Serien wie "Nils Holgerson", "Pinocchio" und "Sindbad" (sang da da nicht Mary Roos : "Sindbad, Sindbad, seht nur wie viel Glück dieses Kind hat."? Oder war es ihre Schwester Tina York?? Erschreckend was für Belanglosigkeiten im Kopf hängen bleiben.) Jedem Betrachter, der auch schon einmal Walt Disney-Filme sehen durfte, konnten die dürftig animierten und armselig gestalteten Figuren dieser Trickfilmserien nicht einmal ein müdes Lächeln entlocken.

 
    
 

Doch wenn dann die Rede auf "Captain Future" kommt, sind alle Qualen beendet: Tolle Figuren, richtige beinahe schon epische Science Fiction-Stories, die sich über mehrere Episoden zogen, und ein Soundtrack von Christian Bruhn, durchaus gleichwertig mit Peter Thomas Musik zu "Raumpatrouille Orion". Eine weitere Parallele zu "Orion" ist übrigens der Einsatz der beiden Synchronsprecher Wolfgang Völz (Otto) und Friedrich G. Beckhaus (Grag), die bereits in "Raumpatrouille Orion" als Mario de Montio und Atan Shubashi zu sehen waren. Manche der toll animierten Raumflüge und Action-Szenen sehen auch heute noch gegen andere angebliche Nippon-Meisterwerk gar nicht einmal so alt aus. Doch leider wurde genau wie bei den reinen Kiddie-Serien aus Japan auch bei "Captain Future" aus Kostengründen meist nur auf ziemlich unbewegte Standbilder gesetzt und richtige Zeichentrick-Animation eher sparsam verwendet. Doch das war schnell vergessen und verziehen, denn dem Zuschauer wurden echte Abenteuer geboten, die im ganzen Universum spielten.

Das japanische Fernsehen strahlte "Captain Future" zwischen 1978 und 1979 aus. Wiederholung entfielen mangels positiver Resonanz. Dies war jedoch nicht weiter schlimm, denn "Captain Future" war zwar eine japanische Serie, wurde jedoch in englisch für den internationalen Markt konzipiert und produziert, genau wie "Biene Maja", "Heidi" oder "Pinocchio". Während diesen Kiddie-Serien jedoch meist nur ein einziges populäres Kinderbuch zugrunde lag, das mühsam als Endlos-Serie breitgetreten wurde, gab es für "Captain Future" gleich eine ganze Batterie an Storyvorlagen, die nur noch geringfügig umgearbeitet werden mussten.

Zwischen 1940 und 1944 erschien in den USA vierteljährig ein Science-Fiction-Magazin namens "Captain Future", das neben einigen SF-Short-Stories immer einen kompletten "Captain Future" -Roman enthielt. Nach der Einstellung des "Captain Future"-Magazins erschienen weitere Romane im Magazin "Startling Stories". 1969 folgten dann Buchausgaben. Auf deutsch erschienen zunächst einige stark gekürzte "Captain Future"-Romane in der "Utopia Zukunft"-Reihe. Der Held hieß hier auch noch zu allem Überfluss "Captain Zukunft". Parallel zur Zeichentrickserie brachte der Bastei-Verlag schließlich von 1981 bis 1984 fünfzehn vollständig übersetzte "Captain Future"-Romane heraus. Darunter befanden sich einige Stories von denen nicht einmal in den USA Buchausgaben vorliegen und sämtliche Romane, die den dreizehn Folgen der Zeichentrick-Serie als Vorlage dienten.

Diese Romane wurden alle von Edmond Hamilton (1904 - 1977) verfasst, der ein alter Hase auf dem Gebiet der "Space Opera" war und seit seinem vierzehnten Lebensjahr quasi nichts anderes verfasste als abenteuerliche Weltraum-Romane. 1946 heiratete Hamilton seine elf Jahre jüngere Kollegin Leigh Brackett, die nicht nur SF-Romane sondern auch Drehbücher zu Filmen wie "Rio Bravo" und "Das Imperium schlägt zurück" verfasste. Edmond Hamilton gelang es immer Distanz zu seinen Werken zu behalten. Ein pathetisch-schwülstiges Buch wie Robert Heinleins "Starship Troopers", dass auch noch Wehrertüchtigungs-Propaganda macht, wäre aus seiner Feder undenkbar. Hamiltons Story wirken trotz aller Klischees immer frisch und treiben ihre Handlung ähnlich naiv-fröhlich voran, wie die Mars- und Venus-Romane des Tarzan-Schöpfers Edgar Rice Burroughs. Übrigens gibt es auch noch "Captain Future"-Romane von Brett Sterling (alias Samachson Joseph), Wellman Manly Wade und Allen Steele, die jedoch nicht als Vorlage für die Zeichentrickreihe herangezogen wurden.

Die Romanvorlage beginnt im Jahre 1990. Ein gewisser Roger Newton flüchtet gemeinsam mit seiner schwangeren Frau Elaine und dem von ihm konservierten Gehirn eines gewissen Professor Simon Wright auf den Mond um ungestört mit künstlichen Leben herumforschen zu können. Newton entwirft und baut dann zunächst den Roboter Grag und anschließend den noch gelungeneren Androiden Otto (auch Otho), während seine Frau ein Söhnchen namens Curtis zur Welt bringt. Doch dann stürmt ein gewisser Victor Corvo (mit dessen Sohn Vul Kuoluns Captain Future noch einige Male zu tun haben wird) die Basis und tötet die Newtons. Grag und Otto wiederum bringen die Attentäter um und schwören der sterbenden Mutter ihren Sohn gemeinsam mit Prof, Wright aufzuziehen. Captain Future stellt seine so erworbenen Fähigkeiten in den Dienst der Erdregierung, die ihn über ein Signal vom Nordpol auf seiner Mondbasis erreichen kann. Gemeinsam mit dem Kommandanten der Weltraumpolizei Ezella Garnie (auch Ezra Gurney) und der Geheimagentin Joan Landor (auch Joan Randall) widmet der Captain sich dem Kampf um Gerechtigkeit im Weltall. Damit es dabei nicht nur bierernst zugeht, haben Grag und Otto noch ihre Haustiere Yiek und Oak und ein kleiner Junge namens Ken Scott, der den Romanen kaum vorkommt, versucht dem Captain nachzueifern.

Nicht unerwähnt bleiben muss, dass Hamilton sich bei der Gestaltung von den ständig im Streit liegenden Captain Future-Sidekicks Grag und Otto, sowie ihren ebenfalls konkurrierenden Schoßtieren Yiek und Oak, bei Kenneth Robesons "Doc Savage"-Romanen (1933 - 1945) bedient hat. Dort hat der bronzehäutige Titelheld zwei Assistenten namens Ham (ein eleganter Anwalt) und Monk (ein affengesichtiger Chemiker) die sich nicht nur ebenfalls andauernd Wortgefechte liefern, sondern auch noch ein Äffchen und ein Hängebauchschwein als Maskottchen mit sich herumschleppen.

Die komplette Serie erscheint jetzt in zwei DVD-Boxen, wobei zwar die "japanische Reihenfolge" beachtet wurde, aber leider auf die oftmals gekürzten deutschen Folgen zurückgegriffen wurde.

Die erste DVD-Box enthält: 

Der Herrscher von Megara:

  1. Die Rückverwandlung

  2. Jagd auf den allmächtigen Schatten

  3. Kampf der Planeten

Inhalt: Auf dem Planeten Megara werden alle Menschen in Affen zurückverwandelt. 

Anmerkung: Chronologisch eigentlich die erste Folge 

Romanvorlage: Ebenfalls der erste Roman „Captain Future and the Space Emperor“, deutsch „Die lebende Legende“ (Bastei 25001, 1981)

 

Der Kampf um die Gravium-Mine:

  1. Der Plan des Wrecker

  2. Die Unterwasserfalle

  3. Die Seelentransplantation

Inhalt:  Die Erdregierung wird von Wrecker erpresst, der ein Radium-Monopol hat. 

Romanvorlage: „Captain Future´s Challenge“ (1940) deutsch „Die Gravium Sabotage“ (Bastei 25003, 1982)

 

Die Zeitmaschine:

  1. Reise in die Vergangenheit

  2. Das Geheimnis des Sterns Koom

  3. Fünf Milliarden Jahre zurück

Inhalt: Die Future-Crew reist in die Vergangenheit um einen Krieg zu verhindern.

Romanvorlage: „The Lost World of Time“ (1941) deutsch „Im Zeitstrom verschollen“ (Bastei 25008, 1982)

 

Auf der Suche nach der Quelle der Materie:

  1. Luft- und Wasserknappheit auf dem Planeten Laguna

  2. Gefangen auf dem grünen Planeten Kol

  3. Die Rettung der Quelle

Inhalt: Wegen zunehmenden Luft- und Wasserknapp macht sich die Future-Crew auf die Suche nach der sogenannten „Quelle der Materie“.

Romanvorlage: „Quest Beyond the Stars“ (1942) deutsch „Die Materiequelle“ (Bastei 25009, 1982) 

 

Der Zauberer vom Mars:

  1. Kuolons Herausforderung

  2. Flug in die fünfte Dimension

  3. Der unsichtbare Planet

Inhalt:In einem Paralleluniversum soll es den größten Schatz desUniversums geben.  

Anmerkung: Nach „Das Geheimniss der sieben Steine“ eine weitere Schatzsuche mit dem skrupellosen Vul Kuolun.

Romanvorlage: „The Magican of Mars“ (1941), deutsch „Der Marsmagier“ (Bastei 25007, 1982)

 

Das Geheimnis der sieben Steine:

  1. Der Weltraumzirkus und die geheimnisvollen Steine

  2. Unter Zirkuskünstlern

  3. Ein falscher Captain stirbt

  4. Das Abenteuer im Mikrokosmos

Inhalt: Der als Zauberkünstler getarnte Wissenschaftler Vul Kuolun versucht an sieben Steine zu gelangen, die ihn allmächtig machen sollen.

Anmerkung: Die einzige ungekürzte Folge, denn 100 „japanischen Minuten“ wurden diesmal nicht auf drei sondern auf vier fünfundzwanzigminütige Episoden verteilt. Sehr erfreulich, denn diese Episoden mit dem Weltraum-Zirkus gehören zu den Highlights der Serie.

Romanvorlage: „Captain Future and the seven Space Stones“ (1941) deutsch „Diamanten der Macht“ (Bastei 25005, 1982)

 

Der schwarze Planet:

  1. Sonnensystem in Gefahr

  2. Abenteuer in der Eiswüste

  3. Eine Fata Morgana verschwindet

Inhalt: Ein schwarzer Planet ist auf Kollisionskurs mit der Erde.

Romanvorlage: „Calling Captain Future“ (1940) deutsch „Kollisionskurs Erde“ (Bastei 25002, 1981) 

 

Mitgefangen im All:

  1. Ein Raumschiff wird gekapert

  2. Flucht aus der Milchstraße

  3. Wer wagt, gewinnt

Inhalt: Die Future-Crew strandet mit einem Gefangenentransporter auf einem unwirtlichen Planeten.

Romanvorlage:  „The Face of the Deep“ (1943), deutsch „Planetoid des Todes“ (Bastei 250013, 1983)

 

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Die zweite DVD-Box enthält: 

 

Die Rolle seines Lebens:

  1. Schauspieler gesucht

  2. Film oder Diamanten?

  3. Letzter Drehort - Magischer Mond

Inhalt: Captain Future tarnt sich als Schauspieler, spielt sich selbst in einem Film und deckt ein Komplott auf.

Romanvorlage: Es wurden Elemente aus „Outlaws of the Moon“ (1942) benutzt, deutsch „Das Erbe der Lunarier“ (Bastei 25010, 1983)

 

Die Elektromenschen:

  1. Raumschiffe verschwinden

  2. Überraschung beim Elektrolichtfest

  3. Alulus, ein Wesen aus der vierten Dimension

Inhalt: Die Future-Crew erlebt Abenteuer im Inneren des Halley´schen Kometen.

Anmerkung: Diese Folgen werden auf der Sat 1-Homepage nicht erwähnt.

Romanvorlage: „The Comet Kings“ (1942), deutsch „Im Schatten des Alls“ (Bastei 25011, 1983)

 

Das gefährliche Lebenselixier:

  1. Die Maschinenstadt

  2. Ein Verdächtiger verschwindet

  3. Die Quelle des ewigen Frühlings

Inhalt: Captain Future auf der Jagd nach einer Bande, die mit einer gefährlichen jüngermachenden Droge handelt. 

Romanvorlage: „The Triumpf of Captain Future“ (1940) bzw. „Galaxy Mission“ (1969), deutsch „Der Lebenslord“ (Bastei 25004, 1982) 

 

Planet in Gefahr:

  1. Hilferuf vom Planeten Tarust

  2. Die Suche nach Grag

  3. Der legendäre Held Fatul

Inhalt: Captain Future wird von Planetenbewohnern für eine alte Gottheit gehalten und hilft im Kampf gegen Eismenschen.

Romanvorlage: „Planets in Peril“ (1943), deutsch „Held der Vergangenheit“ (Bastei 25012, 1983)

 

Ein gefährliches Geheimnis:

  1. Die Weltraumruinen

  2. Bei den Tiermenschen

  3. Die Höhle des Lebens 

Inhalt: Die Future-Crew im Kampf um eine altes Geheimnis, daß die Evolution beeinflussen kann. 

Romanvorlage: „Star of Dread“ (1943) deutsch „Stern des Grauens“ (Bastei 25015, 1984)

Als Bonus gibt es noch die 58 minütige Episode "A Brilliant Race over the Solar System" in japanisch mit deutschen Untertiteln


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