Vor allem im hart umkämpften Berlin wurden kurz
vor und kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges zahlreiche deutsche
Frauen von russischen Soldaten vergewaltigt. Diese Tatsache wurde
im Nachkriegsdeutschland gerne verdrängt, da diese von den Offizieren
der Roten Armee tolerierten Gewalttaten im Schatten des Holocausts verblassten. Die einzige Veröffentlichung zu diesem Thema
sind Tagebuchaufzeichnungen, die eine Berlinerin zwischen dem
20. April und dem 22. Juni 1945 niederschrieb.
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Die Autorin beschreibt wie sie ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt
und sich als Schutzpatron einen russischen Offizier sucht. Es
entsteht dabei eine befristete Beziehung “die sich wie Liebe
anfühlt“. Die Tagebucheinträge wurden anonym veröffentlicht
und waren in den USA ein großer Erfolg, während sie
im Nachkriegsdeutschland unbeachtet blieben und ihr Wahrheitsgehalt
gar angezweifelt wurde. Erst Anfangs dieses Jahrtausends - nachdem
Hans Magnus Enzensberger das Buch der Anonyma in seiner “Anderen
Bibliothek“ veröffentlichte - erregte es die verdiente Aufmerksamkeit
und der Produzent Günter Rohrbach erwarb die Rechte.
Als Regisseur wählte er Max Färberböck, der sich
bei seinem Spielfilm “Aimée und Jaguar“ bereits
einem thematisch verwandten Thema angenommen hatte. “Anonyma
– Eine Frau in Berlin“ nimmt schon dadurch für sich
ein, dass hier ohne wenn und aber ausgesagt wird, dass die russische
Zivilbevölkerung so stark unter der Deutschen Wehrmacht gelitten
hat, dass wenn die Rotarmisten, die teilweise über 1000 Tage
im Kriegseinsatz waren, nach dem Prinzip “Auge um Auge“ verfahren
wären, kein Mensch in Berlin überlebt hätte. Doch
auch das Leid der Frauen wird ernst genommen und Nina Hoss überzeugt
als willensstarke Frau, die durch Tatkraft ihrer Opferrolle entflieht.
Dem auch ansonsten sehr gut besetzten Film gelingt das Kunststück
ein eigentlich tieftrauriges Thema - ohne Verharmlosung aber sogar
mit etwas leisem Humor - so aufzuarbeiten, dass der Zuschauer
nicht schon nach wenigen Minuten vor lauter Frust und Trümmern
das Kino verlassen möchte.
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