Aus aller Welt


 
Filmtitel: 11'09''01 - September 11
Originaltitel: 11'09''01 - September 11
Land, Jahr: Frankreich 2002
Regie: Samira Makhmalbaf (Iran), Claude Lelouch (Frankreich), Youssef Chahine (Ägypten), Danis Tanovic (Bosnien-Herzogovina), Idrissa Ouedraogo (Burkina Faso), Ken Loach (England), Alejandro Gonzalez Inarritu (Mexico), Amos Gitai (Israel), Mira Nair (Indien), Sean Penn (USA) und Shohei Imamura (Japan)
Buch: s. o.
Produzent: Jean de Trégomain
Musik: Alexandre Desplait
Darsteller: Maryam Karimi, Emmanuelle Labroit, Dzana Pinjo, Lionel Zizréel Guire, Vladimir Vega, Keren Mor, Tanvi Azmi, Ernest Borgnine,Tomorowo Taguchi
Länge: 130 min
Website: -


Während das Medium Comic den 11. September zumindest in den USA erstaunlich schnell thematisierte, hat es eine Weile gedauert bis sich auch das Kino zu Wort meldet. Wenn 11 Regisseure aus 11 verschiedenen Ländern Filme zum 11. September 2001 drehten, die alle auch noch exakt 11 Minuten 09 Sekunden und 01 Bild lang sein mussten, ist das eine irgendwie etwas zu bedeutungsschwangere Idee. Hier einige kurze und subjektive Statements zu den 11 Filmen:
 
    
 

Den Auftakt macht der Beitrag aus dem Iran. Hier geht es um eine afghanische Lehrerin, die im iranischen Exil ziemlich vergeblich versucht ihren Schülern klar zu machen, was in New York passiert ist. Inhaltlich ist der Film zwar eher schwach und endet auch noch nichtssagend naiv. Dennoch ist es sehr wichtig, dass auch Bilder aus gerade diesem Land in der Zusammenstellung vertreten sind.

Den dann folgenden Kurzfilm inszenierte der Beziehungskisten-Experte Claude Lelouch ("Ein Mann und eine Frau") aus Frankreich. Er findet einen ungewöhnlichen und sehr intensiven Zugang zum Thema. Die Geschichte handelt von einer Taubstummen, die sich in New York aufhält. Am Morgen des 11. Septembers beschließt sie ihren Freund zu verlassen, der gerade als Fremdenführer mit einer Touristengruppe die Twin Towers besucht. Da die Frau den Ton des angeschalteten Fernsehers nicht hört, bekommt sie erst sehr spät mit, was in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft passierte.

Ärgerlich ist dann der Film aus Ägypten. Hier wird von einem einheimischen Meisterregisseur erzählt, der am 11. September in der Nähe der Twin Towers drehte und schon einen (!) Tag später wieder in seiner Heimat ist. Dort trifft er die Geist eines in Beirut gefallenen amerikanischen GIs und eines palästinensischen Selbstmordattentäters. Wenn nicht gerade ein lustiges Beach-Volleyball-Match (ha, ha, ein Mitspieler ist unsichtbar weil tot) gezeigt wird, kommt es zu bedeutungsschwangeren Diskussionen und unnötigen Spezialeffekten.

Etwas fremd mutet dann der Film aus Bosnien-Herzegowina an. Wie am 11. jedes Monats trauern die Frauen der Stadt Srebrenica um ihre am 11. Juli 1995 verstorbenen Angehörigen. Obwohl am 11. September 2001 die ganze Welt wegen der Ereignisse in New York geschockt ist, gehen die Frauen dennoch (oder erst recht) wie jeden Monat demonstrierend auf die Straße. Hier macht sich bemerkbar, dass die deutschen Untertitel nicht immer hilfreich beim Verständnis der in Originalfassung laufenden Filme sind. Wohl auch daher erschließt sich der Inhalt dieser Episode erst nach der Lektüre des Presseheftes.

Als nächstes folgt ein eher komödiantischer Ansatz aus dem afrikanischen Burkina Faso. Fünf Schuljungen glauben Bin Laden in ihrer Heimatstadt entdeckt zu haben und versuchen ihn wegen des ausgesetzten Kopfgeldes zu fangen. Als er entkommt und ein Flugzeug besteigt, rufen sie ihm hinterher: "Bin Laden, komm zurück wir brauchen Dich!" Doch es gibt ein Happyend, denn eine geklaute Videokamera kann immerhin gewinnbringend veräußert werden. Danke, genau dass musste mal gesagt werden!

Doch Ken Loach aus England neutralisiert das leichtgewichtige Filmchen sofort wieder. Im mit Abstand besten Beitrag des Filmes erzählt er von einem in London lebenden Chilenen. Dieser schreibt einen Brief an die Angehörigen der Opfer des 11. Septembers und solidarisiert sich mit diesen. Er hat ähnliche Erfahrungen gemacht als der CIA am 11. September 1973 einen Putsch unterstützte der die demokratisch gewählte Links-Regierung unter Allende stürzte und dabei viele seiner Bekannten grausam zu Tode kamen. Loach findet in Wort und Bild genau den richtigen Ton um diese Zusammenhänge zu vermitteln.

Als nächstes folgt ein interessanter Experimentalfilm aus Mexiko, der vor dunkler Leinwand zunächst Sound-Collagen zum Thema bietet und immer wieder ganz kurz diese erschreckenden Bilder von den aus den Twin Towers fliegenden Menschen einblendet. Dieser Beitrag wäre wahrscheinlich die optimale Einstimmung auf das Thema am Anfang der Zusammenstellung gewesen.

Aus Israel kommt dann ein bedenkliches Filmchen. In einer einzigen Einstellung werden die direkten Folgen eines Attentats in Tel Aviv gezeigt. Die Ordnungskräfte räumen auf und eine TV-Reporterin berichtet. Sie ist dann ganz entsetzt als sie erfährt, dass ihr Filmbericht wegen der ungleich schlimmeren Zustände in New York, die zeitgleich stattfinden, nicht live gesendet wird. Streng genommen macht sich der Film die Position dieser Reporterin zu eigen und ist empört, dass der Anschlag auf das World Trade Center dem alltäglichen Terror in Israel die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit entzieht.

Doch auch hier folgt sofort Linderung. Diesmal durch Mira Nair ("Salaam Bombay", "Kama Sutra", "Vanity Fair") aus Indien. Diese erzählt von einer New Yorkerin pakistanischer Herkunft, deren Sohn nach dem Anschlag verschollen ist und in den Verdacht gerät einer der Terroristen zu sein. Vor realistischer Kulisse zeigt Nair wie sich ausländerfeindliche Tendenzen in der unmittelbaren Nachbarschaft breit machen.

Natürlich sind auch die USA vertreten. Sean Penn inszeniert die Geschichte eines einsamen Mannes (sehr gut: Ernest Borgnine), der im Schatten der Twin Towers um seine verstorbene Frau trauert. Der Film beginnt meisterlich, endet allerdings mit einer kitschig bis ärgerlichen Schlusspointe.

Deutlich dämlicher ist dann allerdings der letzte Filmbeitrag. Hier erzählt Sohei Imamura aus Japan von einem Soldaten der Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs als menschliche Schlange in sein Heimatdorf zurückkehrt. Schon bedenklich wenn hier wenig mehr als ein zwar kunsthandwerklich ganz ordentlicher aber kaum nachvollziehbarer Bezug zum japanischen Nationaltrauma Atombombe konstruiert wird.

Durch die unterschiedlichen Ansätze und Qualitäten dieser elf Filme bietet "11'09''01 - September 11" eine ebenso intensive wie lebendige Auseinandersetzung mit dem Anschlage und dessen Auswirkungen.

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