Eine Art von Befreiung 

 

 

Filmtitel:

Pornografie und Holocaust

Originaltitel:

Stalags - Holocaust and Pornography

Land, Jahr:

Israel 2008

Regie:

Ari Libsker

Buch:

Ari Libsker

Produzent:

Barak Heymann

Musik:

-

Darsteller:

-

Website:

www.indigo.de    



Der Film:
“Stalag“ ist der Sammelname für pornografische Groschenromanhefte aus den frühen 1960er Jahren, deren Geschichten stets nach dem gleichen Muster ablaufen. In Stammlagern für Kriegsgefangene, Stalag genannt, werden gutaussehende britische, meistens amerikanische Piloten erniedrigt, gefoltert und vergewaltigt, und zwar von SS-Offizierinnen (die es nicht gab,) mit der Statur und dem Aussehen einer Marilyn Monroe. Am Schluss gelingt es den alliierten Soldaten die Oberhand zu gewinnen und sie rächen sich, in dem sie ihre lüsternen und sadistischen “Peinigerinnen“ vergewaltigen. Denkt man an die damalige Pulp-Fiction-Industrie der USA mit ihren sexistischen Men’s Interest-Magazinen, auf deren Titelbildern reihenweise Frauen von hässlichen Nazi-Sadisten oder Männer von ebenso sadistischen Nazi-Fräuleins in Uniform gefoltert werden, scheinen diese niedergeschriebenen sadomasochistischen Phantasien nicht weiter skandalträchtig. Die grellen Titelbildmotive der Stalag-Hefte stammen von eben diesen US-Magazinen her.

 

    

 

 

Doch was das Phänomen der Stalag-Hefte zu etwas besonderem macht, sie wurden in Israel, d.h. von Juden geschrieben, produziert und vertrieben, zu jener Zeit als sich durch den Eichmann-Prozess in Jerusalem der reale Horror der Konzentrationslager nicht länger verschweigen und verdrängen ließ. In seinem Dokumentarfilm gelingt es dem Journalist Ari Libsker die psychologische Seite des Phänomens aufzuzeigen. Den bunten, reißerischen Titelbildern der Stalag-Hefte stellt er schwarz/weiße, ruhige Interviewaufnahmen gegenüber. Er lässt Autoren, Verleger und Sammler erzählen, HistorikerInnen und Kulturwissenschaftlerinnen. Und Stück für Stück erkennt man, dass das Stalag-Phänomen mit dem Trauma der Holocaust-Überlebenden verbunden ist. So z.B. wenn Eli Keidar, Autor des ersten und stilprägenden Stalag-Romans, erzählt, wie sehr seine psychisch-labile Mutter als Holocaust-Überlebende von einer andauernden Todesangst in Besitz genommen war und ihn damit erdrückte. In seinen Texten aber konnte er frei sein und eine andere Welt erschaffen.

 

Offensichtlich waren die Stalag-Romane für viele eine Art Befreiung und Protest in einem spießbürgerlich, prüden Israel, das die Erinnerung an den Holocaust durch die Bücher von K. Zetnik kanonisierte und ansonsten aber verdrängte. Zwei Jahre währte der Boom, bis die Hefte verboten wurden. Der Film schlägt mit Bildern von Führungen durch das Konzentrationslager Auschwitz einen Bogen in die Gegenwart. Während die Stalag-Hefte als Schundliteratur aus dem gesellschaftlichen Bewusstsein verschwanden, scheinen K. Zetniks Texte nach wie vor maßgebend zu sein in der Bildungsarbeit zum Holocaust.

 

Obwohl die Ereignisse um die Stalag-Hefte rund ein halbes Jahrhundert zurückliegen, regt der Film an über ähnliche Phänomene nachzudenken, wie die fortwährende stereotype Darstellung von männlichen sowie weiblichen Nazis als das personifizierte Böse in US-amerikanischen SuperheldInnen-Comics und Abenteuer-Filmen. Und mit Blick auf das deutsche Filmplakat und DVD-Titelbild fragt man sich, wann es nicht mehr nötig sein wird, dass Hakenkreuz-Symbole auf Nazi-Armbinden aus Angst vor Indizierung oder Verbot retuschiert werden.

 

Ralf Palandt


Die DVD:

Anbieter:

Indigo

Länge:

63 min

Format:

16 : 9, nicht anmorph

Sprachen und Ton:

Hebräisch (Dolby 2.0)

Untertitel:

Deutsch, Englisch

Ländercode:

2

Extras:

  • -


Mankos:

Keine Extras.

Fazit:
Sehr interessante Doku über ein Phänomen der israelischen Popkultur.

 

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