Wer nicht auf die "Popeye"-DVD-Box
aus den USA zurückgreifen kann, wird feststellen, dass
Cartoons mit dem Spinatmatrosen auf DVD schwer zu kriegen sind.
Erst recht die guten. Doch wer beim DVD- Einkaufsbummel auch in
die Körbe mit der Billigware greift, kann noch ein kleines
Wunder erleben und zwar in zweierlei Hinsicht. Planet Song heißt
der Anbieter mit den schlecht gezeichneten Trickfilmcovers und den
fehlenden Copyrightangeben und er vertreibt die ebenso wahllos wie
lieblos zusammengestellten Sammlungen bekannter Zeichentrickhelden
und verschiedener Studios. Zugegeben, die meisten Cartoons sind
nicht viel mehr als einmal Angucken wert.
Wer aber die
Geduld hat, die ganze Sammlung durchzuforsten, der stöbert
hier und da auf kleine Perlen. Im Falle der Popeye- DVD sind das:
Popeye
trifft Ali Baba
Max
Fleischer, einer der größten Konkurrenten Disneys, drehte
in den Dreißigern über hundert Popeye-Zeichentrickfilme,
die teilweise sogar erfolgreicher waren als die Mickey Maus- Streifen
eines gewissen Walt Disney. Als Disney dazu überging, abendfüllende
Trickfilme zu drehen, entschloss sich Fleischer zu einem Kompromiss
um in Konkurrenz zu bleiben: Er drehte drei aufwändige, jeweils
ca. halbstündige Filme, die allesamt bekannte orientalische
Märchen aufgriffen und durch aufwändige, flüssige
Animation und optische Spielereien bestachen (allem voran dreidimensionale
Hintergründe in Form von bewegten Modellandschaften). Die Filme
“Popeye trifft Sindbad“, “Popeye und Ali Baba“ und “Popeye und Aladdin“
sind außerdem die einzigen Fleischer- Popeyes, die in Farbe
gedreht wurden.
Der Klassiker “Popeye und Ali Baba" ist nun ist in voller Länge
(20 Min.!) auf dieser DVD enthalten, allerdings deutsch synchronisiert
und aktualisiert und das so schlecht, dass es schon wieder gut ist.
Dabei wurde einfach die alte Tonspur hergenommen und jedes Mal “zurückgedimmt“,
wenn eine der Figuren was zu sagen hatte. Am Grausamsten hierbei
sind die Stimmen von Popeye und Bluto, die an die mehr an die von
pickeligen Chorknaben erinnern, während sie die abgedroschenen
Reime rezitieren und dies teilweise sogar Acapella singen. Man fragt
sich automatisch, ob die Synchronisatoren überhaupt wussten,
was für ein Sakrileg sie da an diesem Cartoonklassiker begingen
und der einzige Grund, warum man nicht einfach weiterzappt ist wohl
ungläubige Fassungslosigkeit. Fazit: Wer will schon einen Hip
Hop singenden Popeye (verpassen)?
Jack
Frost
Ein späterer Ub Iwerks Märchen- Klassiker aus der Color
Classic- Reihe. Ub Iwerks war Disneys erster Mitarbeiter und Animator
und für lange Zeit einer der besten. Er trennte sich Anfang
der 30ger von Disney, um ein eigenes Studio zu führen (dem
allerdings kein großer Erfolg beschieden war). Wohl in Konkurrenz
zu Disneys “Silly Symphonie“- Reihe produzierte er die ComiColor-Filme
für einen gewissen Pat Powers.
Einmal
Seemann sein
Aus der Warner Brother´s “Merry Melody“- Reihe stammt dieser
nette kleine Streifen um einen kleinen Papagei und seinen Traum,
ein echter Pirat zu werden. Der Film ist 1937 entstanden und war
eine der ersten Regiearbeiten von Gagenie Tex
Avery. Ein abolutes Fundstück auf dieser Scheibe.
Außerdem
sind auf der DVD noch ein paar der von Paramount produzierten Popeye
Cartoons enthalten, die gut in Szene gesetzt und gezeichnet sind,
wenngleich sie dem Fleischer- Klassiker (wie jeder echte Fan weiß)
natürlich nicht das Wasser reichen können. Mit immerhin
drei echten Knallern ist diese DVD für mich jedenfalls seinen
Preis wert gewesen. Es kommt selten genug vor, dass man auf einer
Sammlung Filme von mindestens drei verschiedenen Studios zu sehen
bekommt. Da nimmt man auch die etwas schlechtere Qualität der
Filmkopien in Kauf und lässt die Frage offen: Wo haben die
die her?
Matthias
Schäfer
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