Pan Tau kann zaubern!


 



Gewissermaßen ist es unnötig zu Pan Tau überhaupt eine Rezension zu verfassen, da die Serie diesen sprichwörtlichen Kult-Charakter erreicht hat. Leider ist das Attribut "Kult“ zu einer dieser Worthülsen verkommen, das nur mehr zu dem blinden Wunsch ohne eigene Auseinandersetzung oder gar Reflektion daran – an dem Kult – teilhaben zu dürfen oder zu müssen, taugt. Es handelt, sich wohl um ein Symptom der desozialisierten (© bernhard faaß) Gesellschaft, welche in Verkennung ihrer sozialen Defizite nurmehr den tief empfundenen Mangel verspürt. Dabei leider die Ursachen oder das, was verlustig ging, nicht mehr erinnernd es daher durch hohle Ziele wie eitle Götzen zu ersetzen sucht, nur um diese in auffälligem Eifer zu verfolgen. Kult: rituelle Anbetung aus Kompatibilitätsgründen bedeutungsentleerter Idole durch relativ schwachrational entwickelte Geister zur Erlangung von diesen Mechanismen nutzender Herrschaftsklasse in Aussicht gestellter Erlösung. Unterstützt niedere Instinkte wie vordergründiges Rivalitäts-, Karriere – und Hierarchiedenken. Insgesamt rudimentär und evolutionshemmend.

 
    
 

Nennen wir Pan Tau lieber eine Legende. Verwunderlich genug, dass die Verfügbarkeit der Serie auf DVD so lange auf sich warten lies. Anlass genug diesen Klassiker einem neuen Publikum nahezubringen, das nicht schon aus vormaligen Zeiten vollkommen hingerissen von der dezenten Figur das Erscheinen hoffnungsvoll erwartete. Ja Leute, das ist die gehaltvolle, unschuldigem Frohsinn, selbstverständlicher Empfindungstiefe und der Zufriedenheit lebendiger Menschen entspringende Traumwelt. Am Beispiel der im Zusammenhang nicht erstrangigen Hintergrundmusik wird ersichtlich mit welch aufrichtigem Engagement man zu dieser Zeit das Geschäft der Fernsehserien-Produktion betrieb. Es ist eine dieser begeisterungswürdigen tschechischen Werke, die dem Gemütsreichtum der slawischen Seele alle Ehre macht. Wirklich schöne, kunstvoll komponierte Musik von echten Musikern eingespielt, war Ehrensache. Vom hohen Wiedererkennungswert der Titelmelodie nicht zu reden, dessen Thema in geschickter Weise den Stimmungen der jeweiligen Szenen entsprechend arrangiert wird. Eine derartig gekonnte Detailgestaltung kommt einem bei heutigen Produktionen gar nicht mehr als Option in den Sinn, so abwegig lassen sie das allgegenwärtige Kostendiktat der Billig-Billig-Profit-Wegwerf-Schei…tel dr….über….Produktionsmaschine erscheinen. Wirklich von Herzen arbeitende Könner bringen ihre Befähigung zur Geltung. Trotz geringerer technischer Mittel und geringeren Budgets übersteigen die ausgebildeten Möglichkeiten des menschlichen Geistes und des Antriebs bestmögliche Ergebnisse zu unseren Gunsten und unserer Freude zu schaffen kurzlebig platte Reizeffekte durch vielfältige Details, Tiefe des Ausdruck und Sinngehalt, welche die Folgen zu einem immer wieder wertvollen Genuss werden liessen.

Pan Tau ist eine reife, dabei klare und strukturell richtiggehend einfache Figur. Schon der Name ist Beweis für gestalterische Intensität auch auf der zweiten und weiteren Bedeutungsebene. Der klangvolle Name des schweigsamen Herrn besteht aus zwei Begriffen der mystischen Welt, die sich in ihrem offensichtlichen Gegensatz zu einer natürlichen Symbiose vereinigen. PAN der ziegenhufige König der Waldgeister und Elfen – neuerdings bekannt durch den Fantasy-Film "Pan´s Labyrinth“ und vormals von der Kirche als Bild des Leibhaftigen missbraucht – repräsentiert die animalischen Kräfte der Fauna, der säugetierhaften Natur, irrationale, instinktive biologische Mächte. TAU, ist wohl nicht unbedingt der flüchtige Glanz eines wörtlich zu verstehenden Taues, als vielmehr das asiatische Dao, früher oft in der Lautschrift als Tao mißinterpretiert und/oder zugleich der mit vielfältigen Interpretationen belegte letzte und 22. hebräische Buchstabe tatsächlich identischen Namens Tau. Unser T, welches seither auch mit dem Christus, der universellen Liebe identifiziert wird.

Die sanfte Person in dem schon zur Entstehungszeit höchst altmodischen Herrenkombination eines Gehrocks mit großgraugestreiften Hosen, einem "Vatermörder“-Kragen inklusive Krawattenschal, wieder symbolträchtigem Schirm und der bekanntlich zentralen Melone, im deutschsprachigen Raum korrekt als "Stresemann“ bezeichnet, nicht zu vergessen die stets frische weiße Nelke im Revere, hebt sich allein durch die ausdrücklich die gängige Mode übersteigende Eleganz einer entrückten Welt ab.

Pan Tau ist ein metaphysisches Wesen. Ein Held. Keiner der gewalttätigen Heroen, weltherrscherischen Größenwahns, korrupter Sieger wirtschaftlicher Überlegenheit, Supergenie oder Mörderkräfte, kein Antiheld verlorener Ideale, Retter oder Befreier unterdrückter Sehnsucht. Pan Tau hat diese Probleme nicht. Er bietet keinen Ansatz für Eskapismus schwacher Gemüter oder um sich für etwas Besseres zu halten. Die Welt ist eine frohe. Entspricht dem Lebensgefühl der Leute in einer Zeit als alles besser zu werden schien, besser wurde. Pan Tau lässt die Welt gewähren und schaut gelassen zu. Weder wird Perfektion angestrebt, noch ist diese Welt eine naive Idylle. Der souveräne Herr, dessen Verständnis ohne Worte, ohne Sprache auskommt, benötigt keine irdischen Mittel um zu große Irrtümer zu korrigieren. Pan Tau hat es leicht: Er kann zaubern!

Mit einer subtilen Geste um die wunderkräftige Melone ist ihm jede Lösung möglich. Und diese Kraft wird dezent wirksam. Pan Tau ist nicht allmächtig, sondern auch verletzlich und gefährdet. Liebenswürdig, wohl gesonnen, gefühlvoll, einfühlsam, mitfühlend. Ein Held, genauer ein Freund der Kinderseele.

Der Himmel schickt ihn. Ein Außerirdischer? Mit seiner, wie einem der alten Jules Verne Romane entsprungenen Weltraumkutsche fliegt er, ohne Atemgerät, hinab auf die Erde. Das Flugobjekt erweist sich als winzig, wie sein Passagier, der sogleich Kraft der Melone zu einer in unserer Welt normalen Statur wächst und sein fragiles Gefährt einfach in die Rocktasche steckt. Nun kann Otto Simanék der kongeniale Darsteller eins geworden mit Pan Tau beginnen die Welt – nicht belehren, nicht befreien, nicht retten, Nichts von den falschen Hoffnungen erfüllen – zu beglücken. Die Welt der einfachen Leute und deren kleinen Sorgen und Nöte mit Glück zu erfüllen, begibt sich das übernatürlich Wesen mit der zauberkräftigen Melone in ihre Mitte und nimmt Teil an allem, was unseren Alltag ausmacht und wichtig ist: Schnee, Weihnachten, Schule, Reisen, Zirkus, Taxi und manchmal tanzt er aus der Reihe. Pan Tau lässt uns nichts weiter erkennen als das Glück und die Wunder unserer Welt, die uns profan erschien und doch bunter und unglaublicher ist als es stromlinienförmige Hochglanzmegablitztechnologieersatzprodukte vorzugaukeln versuchen. Pan Tau kann eben zaubern.

bernhard r.c.faaß www.empyreal.de

Titel: PAN TAU (Die Abenteuer des Herrn Tau) Laufzeit: 990 Minuten auf fünf DVDs Ausstattung: fünf Minuten Bonusmaterial i.e. Interview mit Otto Simanék (Darsteller Pan Tau) , Sprachen: deutsch , Mono TV Serie in 33 Teilen, die kompletten Staffeln, FSK 6

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