Der
Film:
Der nach offizieller Leseart
(also ohne "Casino Royale"
und "Sag niemals nie")
19. Bondfilm und dritter Auftritt von Pierce Brosnan wurde diesmal
sogar von einem "richtigen" Regisseur inszeniert und nicht
nur von irgendeinem Action-Handwerker zusammengezimmert. Michael Apted
führte schon Regie bei Dramen wie "Gorillas im Nebel"
oder "Nell" aber auch beim wunderbar atmosphärischen
"Gorky Park".
Dadurch
ist auch zu erklären, dass "Die Welt ist nicht genug" in Sachen
Schauspielerführung und (wirklich) überraschenden Drehbuchwendungen
wohl das Beste darstellt, was bisher unter dem Label Bond produziert
wurde. Der nicht zu unterschätzende Nachteil ist jedoch, dass Apted
die Actionszenen längst nicht so gut im Griff hat.
Am
Anfang in der Pre-Titel-Sequenz gibt es nach einem wirklich spannenden
Auftakt in Bilbao und dem tragischen Tod des Pipline-Tycoons Sir
Robert King eine recht lange Verfolgungsjagd auf der Themse, bei
der Bond mit einem schnittigen kleinen Rennboot hinter Maria Grazia
Cucinotta ("Il Postino") herjagt. Dabei werden zwar alle erforderlichen
Bond-Situationen wie Torpedos abfeuern, Sprünge über Brücken und
Bootsfahrten durch Häuser und Straßenzüge abgehandelt, aber so richtig
beeindrucken will das Ganze dann doch wieder nicht.
Auch
der Vorspann mit dem nicht sehr einprägsamen Titelsong von "Garbage"
sieht etwas zu stark nach 70er-Jahre-Disco aus, macht aber immerhin
klar, dass es diesmal wohl hauptsächlich um Öl geht. Als nächstes
reist Bond in die kaukasischen Berge und besucht dort Sir Roberts
Tochter Electra, die nun das Pipline-Geschäft übernommen hat und
mit Sophie Marceau ("La Boum", "Braveheart") prima besetzt ist.
Das ist natürlich ein guter Vorwand für eine große Skiverfolgungsjagd,
aber ohne Willi Bogner ist die ganze mit einer Lawine endende Chose
auch nicht der ganz große Bringer.
Da
ist ein Besuch im Nachtclub vom bereits aus "Goldeneye"
bekannten Valentine Zukovsky schon viel besser, denn dieser wird
vom "Für alle Fälle Fitz"-Darsteller
Robbie Coltrane gespielt und sondert permanent coole treffende Bemerkungen
ab. Irgendwie verschlägt es Bond dann im Anschluß auch noch zu einer
atomaren Testanlage in Kasachstan. Dort ist die aus "Starship Troopers"
hinreichend bekannte Strahle-Maus Denise Richards ("Ich spiele eine
Wissenschaftlerin, also trage ich ein Tank Top.") damit beschäftigt
russische Atombomben zu entschärfen und zu zerlegen. Auch unser
"Chinesen-Fiete" Claude-Oliver Rudolph, der diesen Part Heinz Hoenig
wegschnappte, hat hier einen sehr kurzen Auftritt. Er taugt aber
nicht einmal zum Schurken, denn das ist der Part von Robert Carlyle
("Ganz oder gar nicht"), der den arg verunstalteten Terroristen
und Electra King-Entführer Renard gibt. Dieser hat zu allem Überfluss
auch noch eine Kugel im Kopf. Naja, nachdem wir nun alle beteiligten
Personen kennen, wird es doch noch ganz gemütlich und manchmal sogar
wie bereits erwähnt überraschend spannend. Sehr schön ist auch,
dass Judi Denchs Part als M diesmal deutlich ausgebaut wurde und
dass Desmond Llewelyn als Q diesmal nicht nur ebenfalls ordentlich
etwas zu tun hat, sondern mit R sogar noch einen (fähigen?) Assistenten
zur Seite gestellt bekam. Dieser wird von keinem Geringeren als
John Cleese dargestellt und den mittlerweile leider verstorbenen
Llewelyn wohl ganz ersetzen. |