Wer dieses
Werk ohne Lektüre des Vorwortes durchliest, dürfte hier und da etwas
stutzen. Brian Fries, dessen Graphic Novel “Mutter hat Krebs“
(ebenfalls bei Knesebeck erschienen) sowohl mit dem Eisner
Award als auch mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis
ausgezeichnet wurde, erzählt in “Und wir träumten von der Zukunft“
eine Vater-Sohn-Geschichte "von
Hoffnung und Wandel" über
einen Zeitraum von 36 Jahren. Die beiden Hauptfiguren scheinen zwischen
1939 und 1975 jedoch nur um maximal 10 Jahre zu altern.
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Dies
ist für Brian Fries jedoch keine Science Fiction, sondern eine Besonderheit
des Mediums, denn “die Zeit mag im Raum zuverlässig relativ
sein, aber im Comic ist sie im chaotischen Fluss (…) Sie hält Batman
sieben Jahrzehnte lang in sportlicher Topform und erlaubt es Dennis,
der Nervensäge, Jahr für Jahr seinen zehnten Geburtstag feiern,
nur um am Tag darauf als Neunjähriger aufzuwachen.“ Das ist
durchaus richtig, bezieht sich jedoch weniger auf in sich abgeschlossene
Geschichten sondern eher auf lange laufende Serien (wobei es jedoch
Ausnahmen wie den durchaus alternden “Prinz
Eisenherz“ gibt).
Auf alle Fälle gewinnt
“Und wir träumten von der Zukunft“ durch die “relativ
unzuverlässig“ verlaufende Zeitlinie. Im ersten (und bei
weitem interessantesten) Kapitel schildert Fries einen Besuch der
New Yorker Weltausstellung 1939. Sowohl der namenlos bleibende Vater
als auch sein Sohn sind schwer begeistert von dieser Messe der Zukunft,
die Pate stand für Disneyland und ähnliche Freizeitparks.
Doch während der Sohn sich darauf freut das Raketenzeitalter
zu erleben, zweifelt der Vater daran, ob er die prognostizierte
Zukunft meistern kann.
In den weiteren Kapiteln treffen
wir in den Jahren 1945, 1955, 1965 und 1975 wieder auf Vater und
Sohn, bzw. auf nur geringfügig gealterte Paralleluniversum-Version
von ihnen. Hier wird die steigende und dann wieder rasch singende
Begeisterung der US-Bürger für das Raumfahrtprogramm aber
auch die Angst vor dem kalten Krieg thematisiert. Gleichzeitig schildert
Fries – als Comic im Comic – die Entwicklung der fiktiven Comicserie
“Space Age Adventures“ um den Weltraumhelden Commander
Cap Crater. Beginnend mit dem “offiziellen Souvenirheft der
New Yorker Weltausstellung“ von 1939 und der Serial-Verfilmung von
1945, kommen noch die immer in einem etwas anderen Stil gezeichneten
Ausgaben # 160 (1955), # 283 (1965) sowie mit # 402 und das letzte
Heft der 1975 eingestellten Serie zum Abdruck. Diese "Hefte
im Buch" wurden auf “schlechteren“ rauen Papier zwischen die
Hochglanz-Seiten der Hauptstory platziert. Durch diese vielschichtige
Erzählweise gelang Fries unter dem Motto “Ich meine es
kann wieder so werden“ ein anregender Rückblick auf eine
Vergangenheit, die noch eine Zukunft hatte.
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