Im Gegensatz zu seinen vorherigen (ebenfalls bei Reprodukt
erschienenen) Werken "In meinen Augen", "Für
das Imperium" und dem 2009 auf dem Comic Festival in
Angoulême preisgekrönten Album "Der Geschmack
von Chlor" verkneift sich Bastien
Vivès
diesmal eine ausgeklügelte Farbdramaturgie. Vor einem zumeist
beige getönten Hintergrund und erleben wir, wie die junge Polina
eine knallharte Ausbildung an einer russischen Ballettschule absolviert.
Sie zerbricht dabei fast an den Rivalitäten zwischen ihrer
konservativen Lehrerin und dem genialen Choreografen Nikita Bojinski,
die Polinas tänzerisches Potential in unterschiedliche Richtungen
lenken wollen. Die junge Frau sucht ihr Heil im westlichen Ausland
und startet von Berlin aus eine erfolgreiche Karriere mit einer
experimentellen Tanzgruppe. Als ihre alten russische Schule sie
als Ehrengast einlädt, kommt es zu einem Wiedersehen mit Bojinski,
das ganz anders verläuft als erwartet...
“Polina“ ist alles andere als eine konventionell
erzählte Geschichte vor dem pittoresken erotisch aufgeladenen
Hintergrund einer Ballettschule. Bastien Vivès macht es dem Leser
nicht leicht und bevölkert seinen Comic fast ausschließlich mit
kaum wieder erkennbaren Figuren. Nur den Charakteren von Polina
und Bojinski verleiht er Tiefe, verkneift sich jedoch eine (ausgelebte)
Liebesgeschichte zwischen Lehrer und Schüler. Vivès geht es hauptsächlich
darum zu zeigen, dass eine solide Ausbildung wichtig ist, aber
auf keinen Fall der richtige Zeitpunkt verpasst werden sollte
um eigene Wege zu beschreiten.
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