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Die Schattenseite des Lebens


 
Titel: R.I.P. Best of 1985-2004
Text: Thomas Ott
Zeichnungen/Inking/Farben: Thomas Ott
Umfang: 144 Seiten
Format: Hardcover / sw.
Preis: EUR 23,99
Verlag: edition moderne
Website: www.editionmoderne.de   


Als es 1984 in der Punk-Hochburg München noch Hausbesetzungen und Straßenkämpfe mit Skinheads, Teds und “TSV 1860 München“-Fans gab, fiel mir das Comic-Magazin “MS Strapazin“ (Strapazin Nr. 2) in die Hände. Darin befand sich die von Thomas Ott gezeichnete Geschichte um einen Außenseiter mit Bart Simpson-Frisur (wobei es damals, Jahre vor Bart, in München vorkam, dass man wegen einer New-Wave-Frisur zusammengeschlagen und/oder aufs Polizeirevier mitgenommen wurde), der die Tristesse seines Lebens in der geschilderten Nacht mit einem Meteors-Konzert und dem Abhängen in der Titanic-Bar bekämpft.
 
    
 

Ein Comic, der das Innenleben zahlreicher Jugendlicher und auch meins in ungeschönten schwarz-weißen Bildern wiedergab. Die Nachfrage nach mehr Ott-Bilderstoff war groß. Mit der Ausgabe Nr. 5 bekam er sein erstes Strapazin-Titelbild (1986), zur Geschichte “Hunde, Lust + Tod“. Das erste Strapazin-Heft mit einer für Ott heute typischen, meisterlich in Karton geschabten Bildergeschichte, war die Ausgabe Nr. 10 (“Honeymoon - A true love Story“). Für seine Erzählungen ritzt und kratzt er mit einem Japanmesser weiße Linien und Flächen in einen schwarzen Schabkarton, gerade so wie etliche Punks damals mit Rasierklingen ihre Haut bearbeiteten. In einem Interview in Strapazin Nr. 15 (mit Ott-Titelbild) steht über den Züricher: “Gäbe es ‚The Playboys‘ nicht, wäre er längst abgehauen aus dieser Stadt, die zwar so bequem zum Arbeiten, aber doch schrecklich grau und verbiestert ist. Mal für eine Weile nach Paris, oder Barcelona, oder New York.“ Unvergessen ist sein Auftritt mit seiner Psychobilly-Band The Playboys auf dem Comic Salon Erlangen, wo er 1996 den Preis als bester deutschsprachiger Comic-Künstler verliehen bekam. Doch die Band löste sich auf, Ott ging nach Paris, wo seine Bilder in Galerien ausgestellt wurden, und in Strapazin war immer seltener was von ihm zu sehen.

Der vorliegende Band "R.I.P. – Best of 1985-2004“ schließt quasi an die ersten Veröffentlichungen in Strapazin an und zeigt einen Querschnitt seines Schaffens während der im Titel angegebenen Zeit. Ott ist in der ganzen Zeit seinem Sujet, dem Wahnsinn des Lebens, treu geblieben. Manchen seiner Figuren steckt der Wahnsinn im Leib. Anderen begegnet der Wahnsinn in Gestalt eines Mitmenschen. Wer kann schon sagen, was sein Nachbar hinter verschlossener Tür treibt? Und manchmal spielt einem das Schicksal einen grausamen Streich. Alle Protagonisten stehen auf der Schattenseite des Lebens, die so dunkelschwarz ist wie die Farbe des Schabkartons. Wer diese Seite des Lebens kennt, wird die Absurdität der Geschichten wiedererkennen und verstehen. Durch die Schab-Technik bekommen die Augen seiner Figuren eine ungeheure suggestive Leuchtkraft und ziehen den Leser in ihren Bann. Eine empfehlenswerte Unterhaltung für dunkle Stunden.

Ralf Palandt

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