Frau Goldgruber
ist Finanzbeamtin und damit auch Kunstexpertin. Sie entscheidet ob
die Ergüsse eines Zeichners lediglich Gebrauchsgrafik (Steuersatz:
20 %) oder gar Kunst (Steuersatz: 10 %) sind. Der Wiener Zeichner
Nicolas Mahler kommt gut mit Frau Goldgruber klar, schon weil ihm
“die muffige Atmosphäre des Finanzamts“ gefällt. Da Mahlers
Comics wie “Flaschko - Der Mann in der Heizdecke“
irgendwie anders aussehen als die Schlümpfe oder Micky Maus und
nach Frau Goldgrubers Meinung damit “eh nix zu verdienen“ ist, wird
das schon "irgendwie Kunst“ sein.
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Dieses
Erlebnis hat Nicolas Mahler als Aufhänger für eine autobiografische
Geschichtensammlung benutzt, die locker um die Themen Kunst, Comic
und alltäglicher Wahnsinn kreisen. Da betätigen sich auch
Zollbeamten als Kunstkritiker und fragen den einreisenden Zeichner
beim Betrachten seiner in Osteuropa gedruckten Werke: “Für
was ist das gut?“ Auch Mahlers Erlebnisse auf Comic-Festivals tragen
nicht gerade zum Aufbau eines gesunden Selbstbewusstseins bei. So
wird ihm von einem Fan bescheinigt, dass er sich nicht so bemüht
und angestrengt hat wie der “Lady Death“-Kolorist, der die “Dutteln
so geil (zum) spiegeln“ bringt. Mahlers Geschichten sind meist so
irrwitzig wie es nur das alltägliche Leben sein kann und ihm
ist daher blind zu glauben, wenn er schreibt: “Alles ist genauso
passiert!“
“Kunsttheorie
versus Frau Goldgruber“ erschien ursprünglich 2003 als Katalog
für eine Ausstellung in der Galerie der Stadt Wels. Die Neuausgabe
von Reprodukt wurde noch um den Anhang “Was seither geschah“ ergänzt.
Hier hat Mahler u. a. ein Telefonat visualisiert in dem er Frau
Goldgruber eröffnet, dass er sie in “einem Buch verewigt“ hat.
Die dann folgende “Ich weiss“-Sprechblase von Frau Goldgruber spricht
Bände, denn sie hat die Form eines Grabsteines.
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