Auch in den Geschichten aus “Ein
Vertrag mit Gott“ ließ Will Eisner Teile der eigenen
Biografie einfließen, wie etwa den Tod der einzigen Tochter Alice,
die im Alter von 16 Jahren an Leukämie starb. Doch die Geschichten
in “Lebensbilder“, dem dritten Band von Carlsens
Eisner Reihe, hängen allesamt noch stärker mit dem Leben
des wohl einflussreichsten US-Comickünstlers zusammen.
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Den Auftakt bildet “Sonnenuntergang in Sunshine City“,
hier verarbeitet Eisner seinen Umzug vom geliebten New York in
den Alterswohnsitz im sonnigen Florida. In “Der Träumer“
schildert er seine Erfahrungen in den Anfangsjahren der Comic-Industrie.
Beide Geschichten sind bei uns bereits beim Fest Verlag
unter dem Titel “Sunshine City“ erschienen. Die dort
ebenfalls enthaltenen Kurzgeschichten “Detective Story“,
“Menschen“ und “Der Einspruch“ fehlen in “Lebensbilder“,
doch dafür gibt es ein aufschlussreiches Nachwort zu “Der
Träumer“ in dem Denis Kitchen erklärt welche Comicgrößen
neben dem als Jack King gut zu erkennenden Jack Kirby Eisner jeweils
leicht überzeichnet porträtierte.
In der epischen Erzählung “Zum Herzen des Sturms“
tritt Eisner selbst als Soldat auf, der 1942 per Zug die USA durchquert
um in den Krieg zu ziehen. In Rückblenden erinnert er sich an
eigene Erlebnisse und die Biografien seiner Eltern und Großeltern,
die alle geprägt sind von Vorurteilen und Antisemitismus. Im Vorwort
dazu schrieb er: “Ich jedenfalls halte an der Hoffnung fest,
dass die Generation, die jetzt heranwächst, nicht mehr einfach
davon ausgehen kann, dass sie gesellschaftliche Überlegenheit
und damit ein Recht habe andere zu diskriminieren.“
In der ebenfalls sehr umfangreichen Erzählung “So
läuft das Spiel“ widmet sich Will Eisner dem Stammbaum seiner
aus wohlhabenden Verhältnissen stammenden Frau Ann. Diese Geschichte
aus dem Jahre 2003 wurde bei uns bisher noch nicht veröffentlicht,
vielleicht auch, weil Eisner hier einen Clan von dünkelhaften
jüdischen Geld-Aristokraten nicht eben vorteilhaft porträtiert
und Applaus aus der falschen Richtung befürchtet wurde. Besonders
interessant an “So läuft das Spiel“ ist, dass am Ende
der Geschichte Eisner sich selbst als aufstrebenden Poeten auftreten
lässt und darüber spekuliert, was geschehen wäre, wenn er seinerzeit
dem Angebot seines Schwiegervaters gefolgt wäre und in die Welt
der Hochfinanz gewechselt hätte.
Das voluminöse Buch beendet die kurze aber wohl wahre
traurige Humoreske “Der Tag an dem ich zum Profi wurde“.
Wenn “Lebensbilder“ tatsächlich schon der letzte Band
von Carlsens Eisner-Reihe ist, dann wäre das sehr bedauerlich.
Noch haufenweise hochinteressante Erzählungen von ihm warten auf
ihre deutsche Erstveröffentlichung und sind allemal lesenswerter
als das meiste Zeug, dass derzeit unter dem Label Graphic
Novel in die Buchhandlungen gewuchtet wird.
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