Nun ist er also erschienen der
erste Band von “Lance“, der in fünf Alben im Großformat von
Bocola verlegt wird. Das Lesen, nein, Studieren dieser Augenweiden
von Sundaypages aus den 50er Jahren war für mich ein echter Genies.
Warren Tufts hat hier ein einzigartiges Epos geschaffen. Auch wenn
er sich formal und stilistisch an “Prinz
Eisenherz“ orientierte, ist die Serie sehr eigenwillig und
eigenständig. Tuffs präsentiert eine Fülle an kleinen, historischen
Details und lässt auch viele Personen auftreten, die tatsächlich gelebt
haben, bleibt aber dennoch stets unterhaltsam. Man lebt, lacht und
leidet mit den Protagonisten.
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Lance ist ein junger Dragoner, der um 1834 in Fort Leavenworth eintrifft und zuerst einmal in diverse Fettnäpfchen tappt. Er verliebt sich auch (es wird nicht seine einzige Liebe bleiben), doch seine wahre Sehnsucht gilt dem großen Abenteuer. Gleich einem geretteten Verdurstenden freut er sich, als er mit seinem bärbeißigen Freund Blaze einen Auftrag erhält, der ihm locker das Leben kosten kann. Nicht immer ist Lance zielorientiert. Wenn er sich z.B. trotz seiner wichtigen Mission bei einem idiotischen Wettrennen, das an die Hase/Igel-Parabel erinnert, verausgabt, zeigt das eine gewisse Unreife (die daraus entstehende herzliche Freundschaft mit Big Fallen wird “gegründet auf gegenseitigem Misstrauen"). Einige der Episoden, wie jene mit der unglücklichen Mrs. Hackett, gehen richtig ans Herz, andere knistern vor Spannung, wie die um den Indianer Broken Nose.
Hochwertig wie die Storys, sind auch die Zeichnungen, mit ihren vielfältigen Gesichtsausdrücken und eindrucksvollen Landschaftsdarstellungen. Die Farben wurden mit Bedacht gewählt. Das facettenreiche Firmament ist meist nur in Farbe angelegt. Als die Freunde den Grand Canyon erreichen, ist das gesamte Artwork drei Seiten lang konturenlos. Vermutlich wollte Tufts auf diese Weise die atemberaubende Kulisse besonders gut in Szene setzen.
“Lance“
liegt eine große Vision zugrunde. Hier gab jemand sein Bestes, und
man kann sich vorstellen, wie sich dieser Künstler auf die Dauer
verausgabt hat, musste er die Serie doch auch selbst vertreiben.
Unverständlich ist, dass “Lance“ nicht nur zu seiner Zeit
kein übermäßig großer Erfolg beschieden war, sondern auch bis heute
in den USA keinen repräsentativen Nachdruck erfuhr. Das Zitat mit
den “Perlen vor die Saue" wird einem ja förmlich aufgedrängt. Da
mussten dann eben die Portugiesen und Deutschen ran. Der Druck von
Bocola ist exzellent, die Übersetzung liebevoll und engagiert.
Manchmal wurde aber vielleicht zuviel des Guten getan. Die Übersetzer
Jonas und Uwe Baumann (Uwe schrieb auch das aufschlussreiche Vorwort)
versuchten sogar ein Äquivalent für den Dialekt zu finden, den der
Perfektionist Tufts manchen Protagonisten m den Mund legte. Das
kann mitunter auf Kosten der Lesbarkeit gehen. Auch könnte einiges
simpler, direkter formuliert werden. Doch das fällt wenig ins Gewicht.
Schade, dass Warren Tufts (1925-1982) diese sehr sorgfältig editierte
Neuausgabe nicht mehr erleben durfte.
Gerhard
Förster
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