Seit ihrem
ersten Auftritt, vor fast vierzig Jahren, hat sich die Figur Jonathan
nicht sonderlich gewandelt. Er ist noch immer ein Europäer, der
sich selbst in Asien sucht und mit jedem Abenteuer etwas mehr findet.
Gewandelt hat sich sein Schöpfer, der Schweizer Künstler
Cosey, der sich nach den ersten Alben von seinem zeichnerischen Mentor
Derib löste und zu einem sehr persönlichen Erzählstil
fand.
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Neben
anderen Projekten hat sich Cosey über die Jahrzehnte immer wieder
mit Jonathan beschäftigt, so ist die Serie auch eine Dokumentation
seines künstlerischen Werdens. Spätestens mit dem fünften Band,
"Der blaue Raum zwischen den Wolken“, erreichte der
Schweizer einen ersten Höhepunkt, dessen Niveau er fortan weiter
ausbaute. Seine Ausnahmestellung gründet in seiner unaufdringlichen
Art, dem Leser die wirklich wichtigen Kleinigkeiten zu vermitteln,
aus denen sich das große Ganze speist. Über die Jahre entwickelte
er dabei einen meisterhaft reduzierten Strich; klar wie ein Bergsee
blickt uns heute sein Alter Ego Jonathan aus wasserblauen Augen
entgegen.
In vielen Folgen spielen Frauen
ebenbürtige Hauptrollen, sind Jonathans Gegenüber und zuweilen auch
Spiegel. Eingestampften Pfaden allerdings entzieht sich der Held,
er ist weder cooler Eroberer noch sind die Frauen frohlockende Beute
- manche sind einfach nur gute Freundinnen. Im aktuellen Band sucht
und findet Jonathan seine alte Kinderliebe. Wesentliche Teile der
Erzählung sind Rückblenden in die Zeit, die er in einem indischen
Internat verbrachte und April kennenlernte, eine Mitschülerin mit
profunden Kenntnissen der Göttin Kali. Garniert mit philosophischem
Witz, mittels banaler Zitate eines Papageis, treibt Jonathan einem
… Ja! Happy End entgegen! Die Geliebte ist nicht todkrank, sie hat
weder psychische Störungen noch eine rachsüchtige Verwandtschaft,
und auch sonst stört nichts die traute Zweisamkeit. Ist dies etwa
das Ende von Jonathan? Jedenfalls ist "Jene, die war“, wie
so oft bei Cosey, ein Meisterwerk des grafischen Erzählens. Und
zum Sterben schön.
Rainer Schneider
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