Der Ehapa Verlag hat sich mit seinem zweiteiligen Goethe-Projekt
einiges vorgenommen: ”Die Popularisierung von Leben und Werk Johann
Wolfgang Goethe im Medium der illustrierten graphischen Erzählung.”
(Walt Disney brachte ein ähnliches Unterfangen einmal wesentlich
deutlicher auf den Punkt, als er bei der Premiere zu ”Fantasia”
sagte: ”Durch diesen Film wird Beethoven berühmt!”) Der erste
Teil der Goethe-Biographie trug den Titel ”Zum Sehen geboren”.
Bei diesem Album harkte der Illustrator Christoph Kirsch die wichtigsten
Stationen der ersten Hälfte des Dichterlebens eher brav und bieder
ab. Das Buch konnte sich auf einigen Bestsellerlisten platzieren
und erntete auch einige gute Kritiken. Trotzdem wünschte sich
das Goethe-Instiutut, welches das Projekt anregte und finanzierte,
für die Fortsetzung eine etwas filmischere Erzählweise.
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Für diesen Auftrag war Thomas von Kummant genau der Richtige, denn
er sieht das Medium Comic nicht nur als Möglichkeit für eine Aneinanderreihung
von schönen Bildern, sondern ist genauso stark daran interessiert
durch diese Bildern auch zu erzählen. Daher zeigte er dem Autor
Friedemann Bedürftig, der schon für den Carlsen Verlag eine ebenso
textlastige wie umstrittene Hitler-Comic-Biographie verfasste,
zunächst erst einmal einige Comics von Hermann (”Comanche”, ”Andy
Morgan”), dem bildstarken Comic-Erzähler schlechthin. Dies öffnete
dem Germanisten und Historiker Bedürftig die Augen und dadurch
sah er nun völlig neue Möglichkeiten zu erzählen. Im Gegensatz
zum ersten Goethe-Comic bestand er nicht mehr auf überfüllten
Sprechblasen und ständigen mit Jahreszahlen versehenen Szenenwechseln.
Gemeinsam mit Thomas von Kummant entwickelte er längere Szenen,
mit einer Theateraufführung des Fausts als Rahmenhandlung. Diese
sollen nun die wichtige Aspekte im Leben Goethes, wie etwa seine
Freundschaft zu Schiller, verdeutlichen und könnten so manchen
Comicleser wirklich dazu verleiten auch einmal zu einem Werk Goethes
zu greifen.
Ein großes Problem war der Zeitdruck unter dem das Projekt
entstand. Von Kummant hatte für die vierzig Comic-Seiten nur wenige Monate
Zeit, denn der Comic sollte noch im Goethejahr 1999 (der Dichter
feiert gerade seinen 250. Geburtstag) erscheinen. Zum Glück fand
Thomas in Benjamin von Eckartsberg (noch ein Adliger!) einen eigenwilligen
Koloristen, dessen nicht am Computer erzeugte Farbgebung ihn sehr
oft angenehm überraschte. Sogar die ansonsten nicht gerade für
ein opulentes Layout bekannte ”Süddeutsche Zeitung” druckte bereits
zweimal Goethe-Seiten in Farbe ab. Nicht unerwähnt bleiben muss
in diesem Zusammenhang auch das einfühlsame Handlettering von
Robert Platzgumma. Hierdurch fügt sich die vom Goethe-Institut
geforderte eigentlich comic-untypische Groß- und Kleinschreibung
trotzdem gut ins Gesamtbild ein.
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Obwohl von Kummant ganz schön unter Zeitdruck stand, ließ er es sich trotzdem nicht nehmen nach
Weimar zu fahren und eigene Recherchen durchzuführen. Dort suchte
er auch nach authentischen Hintergründen für seine Zeichnungen.
So fand er zum Beispiel vor dem Goethehaus einen markanten Baum,
den er für eine längere Dialogszene zwischen Goethe und Schiller
einsetzten konnte. Hierdurch wirken die Bilder des Comics sehr
viel lebendiger, dichter und auch ”echter” als wenn als Vorlage
für die Bildhintergründe nur auf allgemein zugängliche Fotos des
Hauses benutzt worden wären. So entstand unter dem schönen und
auch passenden Titel ”Zum Schauen bestellt” eins der optisch schönsten
deutschen Comicalben, das als Sammelband gemeinsam mit dem ersten Teil von Christoph Kirsch noch einmal neu aufgelegt wurde. Auch das Comic-Folgeprojekt von den "Vons"
kann sich sehen lassen: "Die Chronik
der Unsterblichen" nach dem Fantasy-Bestseller-Autor
Wolfgang Hohlbein.
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